Die Nanokriege - Zusammenbruch - Ringo, J: Nanokriege - Zusammenbruch - There Will Be Dragons
sagte Talbot, stellte den Hammer hin und schob den Stahl wieder in die Glut.
»Ich nehme an, ich gelte als ›unerlaubt von der Truppe entfernt‹«, erwiderte Herzer und trat in den Schuppen. Er war nicht so voll gestopft, wie er das erwartet hatte, und enthielt nicht viel mehr als einen Tisch, ein paar Eimer, die Esse und den Amboss. Es gab auch ein paar Werkzeuge, aber nicht viele. Nachdem er sich einen Augenblick lang umgesehen hatte, entdeckte er ein paar helle Stellen auf dem Boden und Spuren von Holzarbeiten in jüngster Vergangenheit und schloss daraus, dass man einiges aus dem Schuppen entfernt hatte. Vermutlich hatte man die Sachen in die Stadt hinuntergebracht, wo einige Schmiedewerkstätten im Entstehen waren.
Obwohl der Nachmittag ziemlich kühl war, herrschte in dem Raum eine Hitze wie … nun, eben wie in einer Schmiede. Er spürte, wie ihm der Schweiß auf die Stirn trat; Edmund war über und über in Schweiß gebadet.
Der Schmied nickte verständnisvoll, nahm einen Schluck Wasser aus einem Krug und reichte ihn dann dem Jungen. »Also, wenn du glaubst, du hättest dich genügend erholt, kannst du ja den Blasebalg bedienen«, sagte er und deutete mit einer Kopfbewegung darauf. »Aber zieh dir die Schürze über, sonst bekommst du Funken an deine Kleider.«
Herzer hatte das Gefühl, dazu durchaus imstande zu sein. Er griff sich einen Lederschurz und musterte den Blasebalg. Ein Schemel stand davor, auf den er sich setzte, und dann fing er zu pumpen an.
»Nicht so heftig«, murmelte Edmund und drehte den Stahl in der Glut. »Sonst wird das Feuer zu heiß.«
Herzer verlangsamte seinen Rhythmus, bis er den Schmied nicken sah, und hielt dann inne, als Talbot den jetzt kirschrot glühenden Stahl aus dem Feuer zog.
»Unterschiedliche Arten von Stahl verformen sich bei unterschiedlichen Temperaturen«, erklärte Edmund. »Im Augenblick bin ich dabei, den Kohlenstoff einzuarbeiten, der sich an der Oberfläche geformt hat.«
Herzer nickte, als ob er verstünde, und wischte sich das Gesicht mit den Händen ab. Edmund hielt ihm wortlos einen Stofffetzen und den Krug hin.
»Was machst du?«, fragte Herzer und nahm dann einen tiefen Zug. Das Wasser war mit Wein versetzt, ganz leicht, gerade ausreichend, um ihm ein wenig Geschmack zu verleihen. Nach dem gewöhnlichen Wasser, das man ihm die letzten paar Tage gegeben hatte, schmeckte die Mischung sehr erfrischend.
»Nur ein Messer«, erwiderte Edmund, und sein Gesicht nahm wieder einen gereizten Ausdruck an. »Ich hatte halt die Wahl, hierher zu kommen und ein wenig auf Metall einzudreschen oder den Hammer zu nehmen und Köpfe einzuschlagen.«
Herzer sah mit geselliger Wortkargheit zu, wie der Schmied das rot glühende Metall flach hämmerte und es dann wieder ins Feuer zurückschob.
»Pumpen«, sagte Edmund nach einem Blick auf ihn. »Obwohl du so aussiehst, als würdest du bereits wieder müde werden.«
»Tue ich auch«, gab Herzer zu. »Aber ich weiß einfach nicht warum. Ich habe doch die ganze Zeit bloß rumgelegen. «
»Ein kräftiger Schlag von dem Kaliber, wie du ihn abbekommen hast, nimmt einen schon ziemlich mit«, erwiderte der Schmied und drehte das Metall in der Glut. »Daneh hat gedacht, du solltest noch drei oder vier Tage
im Bett bleiben. Ich war da anderer Ansicht, aber ich wollte ihr nicht widersprechen.«
»Ich glaube, im Augenblick brauche ich eher Bewegung als Ruhe«, keuchte Herzer. Der Balg leistete kräftigen Widerstand, und er spürte, wie sein Arm bereits ermüdete.
»Genug«, knurrte Talbot und zog den Stahl aus der Glut. »Weißt du, warum der Lehrling den Balg pumpt?«
»Nein.«
»Einen Blasebalg pumpen ist eine Bewegung, die dem Hämmern sehr ähnlich ist. Das stärkt ganz bestimmte Muskelpartien des Lehrlings. Aber du bist nicht nur von deiner Verletzung geschwächt, sondern auch nicht gewöhnt, diese Muskeln zu gebrauchen.«
»Ist ja großartig. Wieder eine Muskelpartie, die trainiert werden muss«, sagte Herzer, grinste schief und trank einen weiteren Schluck aus dem Krug. »Wie ist es, willst du mit dem Messer jemand Bestimmten kitzeln?«
»Nein«, schmunzelte Edmund. »Obwohl ich mir ein paar vorstellen könnte, an denen ich gern ausprobieren würde, ob es spitz genug ist.«
Herzer begriff das zwar dem Sinn nach, konnte aber nicht viel damit anfangen.
»Obwohl«, meinte Talbot nach ein paar Augenblicken und schlug noch heftiger auf den Stahl ein, »die meisten würden die Andeutung gar nicht kapieren.«
Herzer
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