Die Nanokriege - Zusammenbruch - Ringo, J: Nanokriege - Zusammenbruch - There Will Be Dragons
»Dringend.«
»Ich hole eine Bettschüssel«, sagte sie und stand auf.
»Wie weit ist es zum …«. Er verstummte.
»Dad hat eine Toilette im Haus«, sagte Rachel unter der Tür. »Aber du wirst nicht aufstehen.«
»Den Teufel werde ich«, erwiderte Herzer gereizt. Er setzte sich auf und zog die Beine mühsam unter der Decke hervor. Nichts lief so wie er das wollte, und einen Augenblick lang hatte er Angst, dieser Bluterguss im Gehirn oder was auch immer es war hätte seine motorischen Nerven beeinträchtigt. Aber einen Augenblick später, in dem er das Gefühl hatte, der ganze Raum kreise um ihn, hatte er seine Beine unter Kontrolle. Bloß zu wenig gebraucht. Das war alles. Zu wenig gebraucht.
Das sagte er sich vor wie ein Mantra, während er sich aus dem Bett arbeitete.
»Du Idiot«, rief sie und hielt ihn fest, als er zusammensackte.
Sie hielt einen seltsamen, recht unangenehm aussehenden Gegenstand in der Hand, den sie jetzt aufs Bett warf. »Verdammt, bist du schwer.«
»Ich schaffe es«, sagte er und biss die Zähne zusammen, als der Raum wieder um ihn zu kreisen begann. »Wo ist es?«
»Ein Stück den Gang hinunter«, sagte sie und stemmte die Schulter unter seinen Arm. »Und ganz leise. Wenn du Mutter weckst …«
»Ich bin bereits wach«, sagte Daneh von der Tür her. »Und du solltest im Bett sein.«
»Ich schaffe es zum Klo«, sagte Herzer und richtete sich auf, schwankte dann aber und griff nach Rachel.
»Idiot«, sagte nun auch die Ärztin und schüttelte den Kopf. »Aber da ich keine Lust habe, mit dir zu ringen, während du pinkelst, werde ich dir ebenfalls helfen.«
Zu dritt schafften sie es bis zur Toilette, wo Herzer sich einigermaßen friedlich erleichterte. Er schaffte es sogar, ein Handtuch von einem Haken zu schnappen und es sich um die Taille zu wickeln, ehe er wieder zur Tür hinaustaumelte.
»Zurück ins Bett mit dir«, sagte Dr. Daneh und schüttelte den Kopf. »Was manche Leute anstellen, damit man nur ja nichts zu sehen bekommt.«
Als Herzer wieder im Bett war, reifte in ihm die Erkenntnis, dass dieser seltsame Gegenstand, eine Art weißer Porzellan … krug, konnte man sagen, mit einem Rohr daran, das nicht groß genug aussah, vielleicht doch eine bessere Idee gewesen wäre.
»Ruh dich jetzt aus«, sagte Dr. Daneh und wischte sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Du wirst deine Kräfte brauchen.«
»Warum?«, fragte Herzer mit einem Seufzer, als er sich in die Kissen sinken ließ.
»Fredar ist überfallen worden«, sagte die Ärztin. »Deshalb bin ich schon auf den Beinen. Irgendwelche Banditen haben dort geplündert und die meisten Häuser niedergebrannt. Wir werden weitere Flüchtlinge bekommen. Edmund will jetzt den Aufbau einer echten Verteidigungstruppe beschleunigen. Und er möchte dich dabei haben.«
»Gut«, sagte Herzer. Er konnte spüren, wie der Schlaf sein Recht verlangte, aber er war der Ansicht, dass er jetzt irgendetwas Kluges sagen musste. »Zeit, wieder in den Sattel zu steigen.«
»Idiot« war das Letzte, was er hörte.
29
Am fünften Tag nach seinem Unfall rebellierte Herzer.
Daneh hatte sich zwei Tage lang geweigert, ihn aufstehen oder sich weiter von seinem Bett entfernen zu lassen, als für das Aufsuchen der Toilette erforderlich war. Aber am fünften Tag schaffte er den Weg dorthin ohne Mühe und fühlte sich auch mehr oder weniger wiederhergestellt.
Wenn man ihn genauer befragt hätte, vielleicht eher weniger als mehr, er fühlte sich nämlich noch ziemlich schwach, aber das würde nicht besser werden, wenn er im Bett lag.
Als ihm am Nachmittag eine von Danehs »Schwestern« sein Mittagessen gebracht und ihn dann allein gelassen hatte, fühlte er sich unbewacht. Er stand auf, holte seine inzwischen wieder instandgesetzten Kleider aus dem Schrank und ging hinaus, um zu ergründen, was dieses häufig wiederkehrende Klopfen hinter dem Haus zu bedeuten hatte.
In der Küche konnte er Geschir klappern hören, deshalb verließ er das Haus durch eine Seitentür und schlich sich um das Haus herum zu dem Schuppen, der dahinter stand. Er hatte damit gerechnet, dort einen der Schmiedelehrlinge vorzufinden, sogar gehofft, es wäre jemand aus seiner Lehrlingsklasse, aber es war Meister Talbot selbst, der am Amboss stand und mit wütender Miene auf einem Stück Stahl herumhämmerte.
Herzer wollte sich schon zurückziehen, aber da blickte Edmund auf und nickte ihm geistesabwesend zu.
»Hatte nicht gedacht, dass du schon aus dem Bett darfst«,
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