Die Nanokriege - Zusammenbruch - Ringo, J: Nanokriege - Zusammenbruch - There Will Be Dragons
haben musste. So selten das auch war, früher hatte man es ziemlich mühelos reparieren können. In Anbetracht der gegenwärtigen Zustände freilich war er wirklich froh, dass er tatsächlich überlebt hatte.
Neben dem Bett stand ein Tisch und darauf ein Krug und ein Becher. Er nahm den Becher, erkannte, dass er mit Wasser gefüllt war, und leerte ihn gierig; er fühlte sich völlig ausgedörrt. Dann setzte er sich auf, tastete nach dem Krug und weckte dabei Rachel.
»Ich gebe ihn dir«, sagte sie schläfrig. »Wieso bist du wach?«
»Habe ich nicht genug geschlafen?«, fragte er und schenkte sich unsicher ein. Seine Hände zitterten so sehr, dass er etwas Wasser auf die Decke verschüttete. Er überließ Rachel Becher und Krug und lehnte sich von Müdigkeit übermannt zurück.
»Du wärst fast gestorben, Dummchen«, sagte sie und schenkte Wasser ein und hielt ihm den Becher an die Lippen.
Die Kontrolle über seine Gliedmaßen reichte aus, um ihr den Becher abzunehmen und wieder daraus zu trinken. »Das hatte ich mir irgendwie auch zurechtgereimt.«
»Wie lange bist du schon wach?«, fragte sie und legte ihm sanft die Hand auf die Stirn. Diesmal löste die Berührung keinerlei Schmerz in ihm aus.
»Nicht lange«, antwortete er. »Wo bin ich?«
»In Dads Haus. Mom fand, dass du sonst nirgends genügend Ruhe bekommen würdest. Ich muss mal etwas nachsehen.«
»Okay«, sagte er, als sie die Decke zurückschlug. Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass er nackt war, und er grabschte nach der Decke.
»Zum einen warst du im Badehaus auch nicht so schüchtern«, sagte sie und schmunzelte dabei. »Zum zweiten habe ich es die letzten drei Tage auch gesehen.«
»Oh«, sagte er, als sie die Decke erneut zurückschlug. Sie nahm etwas, das wie eine Stricknadel aussah, und pikste ihn damit schmerzhaft an den Zehen an. »Autsch!«
»Gut«, sagte sie und arbeitete sich an seinem Körper nach oben. Sie überprüfte sämtliche Extremitäten und einige andere, offenbar willkürlich gewählte Stellen. Als sie fertig war, zitterte er vor Erschöpfung. Und das ärgerte ihn. Sie deckte ihn wieder zu und notierte mit befriedigtem Nicken etwas in ein Notizbuch.
»Prüfung bestanden, Doktor?«, fragte er nörglerisch.
»So weit ja«, antwortete sie mit einem müden Lächeln. »Wir haben uns wirklich wegen deiner Reaktionen Sorgen gemacht. Am zweiten Tag waren einige deiner Gliedmaßen ziemlich taub. Das ist ein schlechtes Zeichen. Aber jetzt scheint alles wieder in Ordnung zu sein. Du solltest versuchen, in nächster Zeit keine weiteren Schläge auf den Kopf abzubekommen, okay?«
»Geht in Ordnung«, sagte er. »Was war denn?«
»Genau kann man das nicht sagen, aber Mom glaubt, du hättest an der inneren Schädelhaut oder vielleicht am Gehirn selbst einen Bluterguss gehabt. Man nennt das ein subdurales Cerebralhämatom. Du kannst es auch einfach einen Gehirnbluterguss nennen. Manchmal ist so etwas tödlich. In deinem Fall sieht es so aus, als hättest du einfach einen härteren Schädel, als man eigentlich für möglich hält. Keine Beeinträchtigung beim Sprechen und alle Schmerzstimuli positiv. Das Einzige, was wir jetzt noch überprüfen müssen, sind deine Reflexe, und das soll Mom machen.«
»Wie geht es ihr denn?«, fragte Herzer. »Beim Round-up hat sie … schlimm ausgesehen. Wie ich höre, hat sie einen Patienten verloren.«
»Und du wärst der Zweite gewesen«, sagte Rachel niedergeschlagen. »Bob Towback. Er ist so ungeschickt auf zwei Baumstämme gefallen, dass sie ihm den Bauch und den Brustkasten eingedrückt haben. Er … es hat eine Weile gedauert, bis er starb, und wir konnten nichts für ihn tun.
Mom hat das sehr zugesetzt. Wenn wir dich auch verloren hätten, hätte ihr das wahrscheinlich noch mehr zugesetzt, denke ich.«
»Ich wüsste nicht weshalb«, sagte Herzer leise. »Nein, das war dumm. Ich verstehe.«
»Das weiß ich«, antwortete Rachel leise.
»Wo ist Shilan?«, fragte er, um das Thema zu wechseln.
»Sie schläft.« Rachel schmunzelte. »Du wirst ohnehin warten müssen, bis du wieder zu Kräften gekommen bist, Romeo.«
»Daran hatte ich nicht gedacht«, log er. »Ich habe mir nur Sorgen um sie gemacht.«
»Sie hat sich größere Sorgen um dich gemacht«, erwiderte Rachel. »Die meiste Zeit hat sie in diesem Sessel gesessen. Mom hat sie gestern Abend ins Bett geschickt, als ziemlich klar geworden war, dass du durchkommen würdest.«
»Ich muss austreten«, sagte er plötzlich.
Weitere Kostenlose Bücher