Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Nanowichte

Die Nanowichte

Titel: Die Nanowichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
Vom Netzwerk:
Tunnelkomplex, in das eigentliche Losa Llamas, führte.
    »Ach, übrigens« – er blickte über die Schulter zurück –, »ist eigentlich das Thaumatron heute abend frei? Ich frag nur, weil ich ein bißchen hochprofitable Alchimie damit praktizieren möchte.«
    »Erst bringst du mir den Toaster wieder in Ordnung. Danach will ich sehen, was ich für dich tun kann«, knurrte Praxx. Dann drehte er sich um, starrte den Haufen Bleirohre an und versuchte auszurechnen, wieviel das Zeug wert sein würde, sobald es Apathos zu massivem Gold gemacht hatte.
    Und dann grübelte er, wofür dieses zusätzliche Kapital eigentlich gebraucht wurde. Bestimmt für ein neues Projekt – Apathos schüttelte ja fortwährend irgendwelche neuen Projekte aus dem Ärmel seines Laborkittels. Was es diesmal wohl war?
    Praxx schauderte.
     
    Der uniformierte Platzanweiser blickte gelangweilt auf, als vor seinen Augen ein Bündel Lamettafäden den Versuch unternahm, zu einem kompakten Gebilde zu verschmelzen.
    »Dritter Eingang links«, brummelte er eine Phönixfamilie an und gab die Eintrittskarten zurück. »Und nicht vergessen«, fügte er noch hinzu, »Nichtraucherzone! Wenn ich euch beim Scheiterhaufenaufrichten erwische, gibt’s Ärger! Ist das klar?«
    Der größte Phönix ließ ein mißbilligendes »Na, na!« hören und marschierte mit seiner Brut zum nächsten Stand, wo es heiße Würstchen gab.
    Der Platzanweiser wandte seine arg strapazierte Aufmerksamkeit wieder dem Lamettabündel zu und trommelte gereizt auf die Kassentheke. Wenn er etwas absolut nicht ausstehen konnte, dann waren das Leute, die meinten, beim Einlaß einen theatralischen Auftritt inszenieren zu müssen. Bei einem Poloturnier! Weil das was Besonderes war!
    Die Lamettafäden verschmolzen miteinander, ein dumpfer Knall war zu hören, und dann stand ein hochgewachsener Mann mit weißem Bart vor der Kasse, der einen langen Umhang und einen dazu passenden Hut in der Farbe von E-Dur trug. Um den Hals hatte er einen knallbunten Schal geschlungen – ganz offensichtlich ein Fan der Vier Apokalyptischen Reiter.
    »Einen wunderschönen guten Morgen, der Herr!« dröhnte er und wedelte mit seinem Ticket.
    Da platzte der Himmel auf, Federn wirbelten durch die Luft, und aus dem Nichts schoß ein Waldkauz, der allem Anschein nach stocksauer war. Im Sturzflug kam er angerauscht, verfehlte den ausgestreckten Arm des Platzanweisers nur um Haaresbreite, legte auf Merlots Schulter ein harte Landung hin und bohrte ihm mit böser Lust die Krallen ins Fleisch. »Wolltest mich wohl nicht dabei haben, was? Bin dir wohl nicht gut genug, wie?« murrte Arbutus. »Willst mir wohl dieses Vergnügen nicht gönnen, ha? Und das nach allem, was ich für dich getan …«
    »Weiß oder braun?« fragte Merlot fröhlich und hielt dem Vogel zwei Mäuse hin.
    »Schwanz oder gar nicht!« keifte Arbutus. »Du weißt doch, was es bedeutet, wenn ich vor einem Match nichts Vernünftiges bekomme. Ich kann dann einfach nicht ruhig sitzenbleiben! Dauernd geht mir der Schnabel, ich kann die Flügel nicht stillhalten, ich flattre und zapple …«
    »Bah!« brummte Merlot. Er warf Arbutus eine Feldmaus hin und verstaute die beiden amputierten Exemplare wieder in seinem Hut. Für einen kleinen Snack in der Pause.
    Der uniformierte Platzanweiser sah das Ticket an, das Merlot ihm gegeben hatte, musterte den Zauberer, zog ein säuerliches Gesicht und zeigte ihm mit einem kurz angebundenen »Da lang, der Herr« den Weg.
    Widerlich, maulte er insgeheim. Heutzutage kriegt wohl jeder seine private Zuschauerkabine. Früher mußte man für so was noch anständig angezogen sein.
    Er blieb stehen, grinste sein bewährtes devotes Grinsen und hielt Merlot die Tür der Privatkabine auf.
    Merlot machte ein verwundertes Gesicht. »Muß wohl ein Irrtum sein, was?«
    »Steht aber so aufm Ticket«, brummte der Platzanweiser. »Viel Spaß!« Weg war er.
    Merlot blieb auf dem mit Teppichen ausgelegten Gang stehen und sah sich um, ob ihn nicht vielleicht jemand mit neidischem Blick beobachtete – ihn, der eine Privatkabine hatte, eine eigene feudale Bude auf der Tribüne, die ihm irgendein großzügiger Gönner … Gönner? Er hatte keinen blassen Schimmer, wer das sein konnte. Vermutlich ein lieber alter Freund, der sich bei ihm bedanken wollte, weil er irgendwann einmal eine Kleinigkeit für ihn gezaubert hatte. Oder so was in der Art.
    Er zuckte – worüber sich Arbutus nicht wenig ärgerte – beschwingt die Achseln, betrat seine

Weitere Kostenlose Bücher