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Die Nanowichte

Die Nanowichte

Titel: Die Nanowichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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verwundert in die Hütte: Er sah Regalbretter, die sich unter der Last unzähliger Töpfe mit Kräuterpräparaten bogen; Schränke, die mit Wurzelwerk und Grünzeug vollgestopft waren; bauchige Flaschen, in denen es gluckerte und blubberte.
    »Riecht ihr’s jetzt?« flüsterte Nimlet den beiden anderen zu, die neben ihm über dem pummeligen Jungen schwebten, der auf dem Boden lag. Nimlets thaumare Nasenlöcher weiteten sich begierig. »Rohmagie! Irgendwo hier in der Nähe!«
    »Ist doch klar, Kollege«, grunzte Skarg’l. »Kann ja nicht anders sein – bei diesem Haufen Körbchen voll Agaricus thaumagensis, die hier überall rumstehen. Laut Paragraph 91a der Vorschriften zum Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz müssen alle schwachthaumaren pflanzlichen Rohstoffe in einem ausreichend belüfteten und staubfreien Raum frostgeschützt und erschütterungsfrei gelagert …«
    »Ja, ja, ja!« fauchte Nimlet und zischte nervös hin und her. »Weiß doch jeder Nanowicht, daß sie nicht hundertpro dicht sind. Aber das hier ist doch was anderes! Riecht ihr’s denn nicht? Das ist doch Thaumaglobin-Raffinat! Ganz bestimmt!«
    »Wo?« quiekte Udio aufgeregt. »Wo, wo, wo?« Und ohne die Antwort auf seine Frage abzuwarten, zischte er los und steuerte einen Haufen Gerätschaften an. Die beiden anderen sausten schleunigst hinter ihm her. Sie stürzten sich auf diverse alchimistische Instrumente, prüften eines nach dem anderen und strichen es von ihrer hastig zusammengestellten mentalen Checkliste, bis Nimlet schließlich aufgeregt zitterte und mit Vollgas auf ein winziges Röhrchen zuschoß, das an einem geheimnisvollem Aggregat aus Kolben, Glaszylindern und Rückflußrohren baumelte: An diesem Röhrchen hing, klar wie der Tau auf einer Frühlingswiese, ein Tropfen reines Thaumaglobin. Udio raste mit Karacho durch die Tropfenhaut, brach ein, wie ein halbverdursteter Schiffbrüchiger in eine Brauerei einbricht, und saugte den Sprit mit beängstigendem Tempo auf. Nimlet und Skarg’l kamen gerade noch rechtzeitig, um das wenige zu schlucken, das Udio übrig gelassen hatte.
    »Gefunden! Der Stoff!« schnatterte Udio aufgedreht.
    »Aber wie kommt der hierher?« fragte Nimlet argwöhnisch.
    »Ist doch wurscht! Hauptsache, er ist da«, erklärte Udio, dem endlich wieder unmenschlich zumute war.
    »Nicht unbedingt«, sinnierte Nimlet, surrte wild hin und her und ärgerte sich, daß er weder Finger noch Kinn besaß, um mit ersterem nachdenklich an letzteres zu tippen. »Wo kommt das Zeug her? Pures Thaumaglobin hängt nicht so einfach an irgendwelchen Röhrchen, die mit einer komischen Apparatur verbunden … Moment mal!« Er zischte aufgeregt, als der Denkvorgang klappernd zum logischen Ende kam. »Das Ding da produziert Thaumaglobin!« summte Nimlet und blickte an dem Hextirpator hinauf.
    »Was?«
    »Wie könnte da sonst ein Tropfen reines Thaumaglobin …«
    »Kollegen! Es ist meine Pflicht, euch darauf hinzuweisen, daß wir uns, da wir uns gegenwärtig in einem Bezirk aufhalten, in dem das Theurgische Tarifgesetz keine Gültigkeit hat, schleunigst aus dem Staub machen und über unsere Erkenntnisse Mitteilung machen sollten, so wie es in den Durchführungsbestimmungen zum … Kollegen?«
    Nimlet und Udio waren schon wieder auf dem Rückweg zu Quintzi, die Körper schimmernd und summend vom unerwarteten Thaumaglobinkonsum, die Köpfe angefüllt mit der einen und gleichen glänzenden Idee.
    Nur wenige Sekunden später stoben sie in der kühlen Abendluft auseinander und sausten wie der Blitz in ihr heimatliches Domizil, hinein in Quintzis Ohr. Nimlet setzte mit kaum gebremster Wucht auf der riesigen Fläche des Trommelfells auf, klopfte und wummerte wie wild dagegen und rüttelte den angegrauten Besitzer rücksichtslos wach.
    »Los! Aufstehn! Hopphopp!« schrien die Nanowichte in Quintzis Kopf und ließen die Bilder zerspringen, auf denen vor wirbelnden Farbspiralen Nagetiere tanzten und Reptilien jonglierten.
    »Ihr schon wieder!« fauchte Quintzi. »Haut ab, ich schlafe noch! Tiemecx, sag du ihnen, daß sie später …«
    »Keine Zeit«, wummerte Nimlet. »Aufstehen! Es gibt Arbeit!«
    »Später …«
    »SOFORT!«
    »Haut ab und laßt mich in Ru … Auuu! Aufhören!« jaulte Quintzi. Wütend dengelten die Nanowichte auf sein empfindliches Trommelfell, gnadenlos wie knatternde Preßluftbohrer.
    »Du stehst jetzt sofort auf! Sonst bist du in Kürze stocktaub!« knurrte Nimlet.
    »Soll das eine Drohung sein?«
    »Allerdings«, stampften die

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