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Die Nanowichte

Die Nanowichte

Titel: Die Nanowichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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Lagerplatz, von dem noch vor wenigen Sekunden nichts, überhaupt nichts zu sehen gewesen war.
    »Auf der Such nach’m Paradies, Mann?« knarrte Jusa, der den üblichen Öko-Lendenschurz aus Bananenblättern trug. »Hau dich erst mal wo hin, Mann, riläx, Mann. Ooooh, hübscher Vogel, dein Papagei!« Er reichte Quintzi einen Torpedo, zog ihn dann hinter den Vorhang und verschloß die Öffnung mit einem halben Dutzend Klettverschlüsse.
    »Und? Was führt dich zu uns?« Schon hatte Jusa Quintzi den Arm um die Schulter gelegt, als wären sie alte Freunde.
    »Also … äh … ich …« Quintzis Magen knurrte lautstark. »Um die Wahrheit zu sagen, der Hunger. Habt ihr hier vielleicht Leguanburger?«
    »Leguan? Is Echse, oder?«
    Quintzi inhalierte. »Genau, Mann. Saftiges Stück Reptil, bißchen Knoblauch, paar Kräuter drüber, mmmm, feine Sache! Schmeckt bißchen wie Hühnchen«, nuschelte er. Es war erstaunlich, wie mühelos er sich das örtliche Idiom aneignete. Möglicherweise lag es an der gehaltvollen Atmosphäre.
    Tiemecx träumte von Sonnenblumenkernen.
    »Würg«, grunzte Jusa und nahm den Deckel von einem Grillrost. »So was hab’n wir hier nich, Mann. Aber das, probier mal!« Er stopfte Quintzi einen heißen Klops in den Mund. »Schmeckt bißchen wie Kichererbse.«
    »Un wah ih e?« fauchte Quintzi, der sich die Zunge verbrannt hatte.
    »Kichererbse«, grinste Jusa, blies eine letzte Dampfwolke in die Luft und griff nach einer Kiste, die randvoll war mit sauber gerollten, gebrauchsfertigen Torpedos. Nachtisch.
    Eine halbe Stunde später lag Quintzi vollkommen riläxt unter den Sternen und schnarchte geräuschvoll. Zum großen Verdruß der drei Nanowichte, die mittlerweile fast gänzlich entthaumatisiert waren.
    Es lag schon viel zu lange zurück, daß sie mit etwas in Kontakt gekommen waren, das auch nur im entferntesten magisch gewesen wäre. Und wenn ihnen jetzt nicht bald etwas wenigstens halbwegs Magisches geboten wurde, dann ginge ihnen unweigerlich das Licht aus.
    Aber zumindest Nimlet wollte es auf keinen Fall so weit kommen lassen.
    »Und wenn schon!« summte er und bügelte damit Skarg’ls letzten Einwand gegen eine Erkundungsexkursion nieder. »Kann ja sein, daß das keine ganz vorschriftsmäßige Aktion ist! Aber das ist diese Zuwarterei in einem Umfeld, das der Sicherung unseres Wohlergehens abträglich ist, auch nicht! Es ist schließlich unsere Pflicht, fit und dynamisch zu bleiben, damit wir das, was von uns gefordert wird, leisten können!«
    »Ja klar, Kollege. Aber das heißt nicht, daß wir das sinkende Schiff …«
    »Du kannst ja bleiben. Ich gehe jetzt!«
    »Sei so nett und bring uns ein paar Millithaum mit, wenn du was findest, ja?«
    »Kein Stück! In meinem Zustand kann ich mir das nicht leisten«, erklärte Nimlet, startete und zischte aus Quintzis Ohr. »Ich könnte ein ganzes Thaumatron verschlingen.«
    »Wart auf mich!« schrie Udio und sprang ein paarmal auf dem riesigen Trommelfell seines Wirts auf und ab, um die richtige Startgeschwindigkeit zu erreichen.
    »Auf mich auch!« summte Skarg’l. Hoffentlich war kein Funktionär der Amalgam in der Nähe … Das hätte mit Sicherheit das eine oder andere Disziplinarverfahren nach sich gezogen.
    Niemand sah, wie das Nanotrio aus dem Ohr des schlummernden Quintzi sauste und auf seinem Aufklärungsflug immer weitere Kreise zog.
    Und selbst wenn es jemand gesehen hätte – bei all den Halluzinationen, die augenblicklich auf die benebelten Hirne der Einwohnerschaft einstürmten, hätte sich kein Mensch darum gekümmert. In diesem Gewimmel und Gewirr, in dem blinkende Dachse steppten und Büffel Gedichte rezitierten, wären drei grüne Lichtpünktchen ziemlich unscheinbar erschienen, selbst wenn sie mitten in der Luft angehalten und aufgeregt gezittert hätten.
    »Riecht ihr das?« surrte Nimlet, der, wenn er Speicheldrüsen gehabt hätte, auf der Stelle zu sabbern begonnen hätte. »Magie! Ich wittere Magie!«
    »Du halluzinierst«, murrte Skarg’l und sah sich nervös um. Er fürchtete, daß man sie überwachte.
    »Da drüben! Es kommt von da drüben!« behauptete Nimlet.
    »Was? Von diesem baufälligen Bretterverschlag da drüben, vor dem die Körbchen mit den blaugeäderten Pilzen stehen?« spöttelte Skarg’l.
    »Natürlich. Kommt schon!« Nimlet zischte los. So schnell, daß ein Luftwirbel entstand, der wie ein Finger genau auf die genannte Hütte zeigte.
    Nur wenige Millisekunden später schwebte er in der Tür und starrte

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