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Die Nanowichte

Die Nanowichte

Titel: Die Nanowichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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Geld, so eine Militäraktion! Gar nicht zu reden von dem Schaden, der durch den Verlust dieser unschätzbaren taktischen Werte entsteht. Soldaten zum Beispiel oder Belagerungsmaschinen: teuer so was, sehr teuer! Und dann die Beerdigungskosten, die Prozeßkosten, die …«
    »Schon gut, schon gut!« schrie Praxx, der angesichts der rapide anwachsenden hypothetischen Rechnungssumme ganz leicht erbleichte.
    »Und noch was anderes«, fügte Praxx hinzu. »Wer würde denn, wenn er sie noch alle beisammen hat, für eine Wahrsagerkugel mit flimmerndem Bild einhundertvierzig Silbergroschen hinlegen …«
    Praxx zog die Augenbrauen hoch bis unter den Scheitel. »Du hast sie für einhundertvierzig Silbergroschen verkauft? Für soviel?« Seine Augen wurden groß und immer größer, als er sich vorstellte, welch satten Gewinn das bedeutete.
    Apathos sah wieder den Karren und die Ladung Bleirohre an, die darauf lag, und grinste breit. »Genau. Für soviel. Ich hätte eigentlich mehr machen sollen. Wenn ich noch mal fünfzig gemacht hätte …«
    »Dann säßen wir jetzt monatelang ohne Nanowichte und ich ohne Frühstück da!« fauchte Praxx, dem plötzlich klar geworden war, daß er Apathos noch nicht lange genug gedeckelt hatte, um volle Befriedigung aus der Tatsache erlangen zu können, daß er Apathos so lange deckeln konnte, wie es ihm paßte. Aber passen – nichts paßte ihm heute, gar nichts. Wie immer, wenn er nicht gefrühstückt hatte. Und wenn auch noch jemand anderer schuld daran war, dann schon gleich überhaupt nicht. »Warum hast du mir eigentlich nicht gesagt, daß du drei pro Kugel einsetzen willst, hä?«
    Apathos begutachtete einen Moment lang seine Zehen. »Ich habe mich in letzter Minute dazu entschieden. Ich konnte dich unmöglich damit belästigen.«
    »Wie bitte? Und warum nicht? Eine Angelegenheit, die so brisant …«
    »Es war Mittwoch nachmittag.«
    »Aha!« war alles, was Praxx darauf sagte. Am Mittwoch nachmittag ging Praxx in die Sauna, legte sich auf Apathos’ Magischen Muskelmanipulator und ließ sich massieren. Mittwoch nachmittag war die Zeit, da sich der Kummer und die Sorgen der vergangenen Wochen in hyperhexifiziertem Dampf auflösten, im Duft ätherischer Öle, die die hochkomplizierte Mehrgelenksapparatur mit feinem Geschick und großer Kraft applizierte. Mittwoch nachmittag war die Zeit, da Praxx unter keinen Umständen gestört werden durfte. Es sei denn, man hätte in Kauf genommen, daß einem in der Folgewoche das Leben in Losa Llamas zur Hölle gemacht wurde. »Aber warum hast du denn nicht gewartet und mir erklärt …«
    »Unmöglich. Termine! Alles bereits verplant und verbindlich festgemacht.«
    »Und warum hast du deinen Terminplan nicht geändert? Du hättest die Leute benachrichtigen können! Per Brieftaube …«
    »Das war nicht so einfach«, meinte Apathos. »Es wußte ja keiner, daß ich vorbeikommen wollte.«
    »Was soll das denn heißen? Wie kann man Termine planen, ohne …«
    »Das wiederum war ziemlich einfach. Hundert Leute zu finden, die hochgradig empfänglich waren für die Möglichkeit, einen erfrischenden Blick auf das zu werfen, was man die kleinen Unwägbarkeiten des Lebens nennt – das war gar nicht so schwer.«
    »Du hast es mit einer Wahrsagerkugel gemacht!«
    »Natürlich. Hat perfekt funktioniert. Jedenfalls meistens. Ich war jedesmal drei oder vier Minuten vor der Zeit da, habe mich bereitgehalten, habe den richtigen Moment abgewartet und bin auf dem Höhepunkt der jeweiligen Lebenskrise wie ein rettender Engel durch die Tür geschritten und habe den Leuten …«
    »Einhundertundvierzig Silbergroschen aus der Tasche geleiert!«
    »Aber bitte! Das klingt so raffgierig.«
    »Und wie würdest du es nennen?«
    »Wirkungsvoll. Es hat schließlich funktioniert, oder?«
    »Im Gegensatz zu meinem Toaster!« Praxx kam wieder auf das Ausgangsproblem zurück. Nicht um alles in der Welt wollte er sich anmerken lassen, daß er Apathos heimlich bewunderte – wer weiß, was dem sonst noch alles einfallen würde! Jetzt mußte er zeigen, wer hier die Hosen anhatte. »Du reparierst mir jetzt auf der Stelle meinen Toaster!« befahl er und starrte Apathos dabei auf eine Art und Weise an, die dem Wort finster eine ganz neue Bedeutung verlieh.
    »Mach ich. Sobald ich ein paar zusätzliche Nanowichte ausgebrütet habe.« Apathos nahm den Toaster, mit dem ihm Praxx wütend vor der Nase herumfuchtelte, und marschierte auf den Korridor zu, der in den verschachtelten

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