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Die Nanowichte

Die Nanowichte

Titel: Die Nanowichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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Nanowichte.
    Widerwillig machte sich Quintzi auf die schmerzenden Beine und folgte den dröhnenden Richtungsanweisungen.
    »Warum soll ich eigentlich da reingehen?« murrte er, als er ein paar Minuten später vor der Laborhütte von Ellis Dee stand.
    »Weil es gut für dich ist«, hämmerte Nimlet.
    »Klar! Weil ich sonst Ohrenschmerzen bekomme!« brummelte Quintzi griesgrämig. Er war konfus und benebelt, hatte viel zu kurz geschlafen und litt unter den Nachwirkungen des Rauschmittelkonsums.
    »Nein. Weil da drinnen eine äußerst nützliche Gerätschaft steht.«
    »Eine Wahrsagerkugel?« flüsterte Quintzi und war plötzlich aufgeregt wie ein kleiner Junge. »Dann ist ja meine Zukunft gesich …«
    »Nein«, schnitt ihm Nimlet das Wort ab. »Paß auf: Wir haben jetzt keine Zeit für Erklärungen. Verlaß dich einfach auf uns.«
    »Ha!« fauchte Quintzi. »Auf euch verlassen!« Wann immer er in letzter Zeit einmal so dämlich gewesen war, hatte das – wie er sich noch gut erinnern konnte – katastrophale Folgen gehabt.
    »Dir bleibt gar keine andere Wahl«, knurrte Nimlet drohend und wollte schon wieder den Preßluftbohrer ansetzen.
    »Schon gut, schon gut!« Quintzi kapitulierte und hielt sich ängstlich die Hand ans Ohr. Dann stieß er die Tür auf. Das Holz rund um das Türschloß splitterte. »Sieh da! Wohl schon fleißig gewesen?« meinte er, als die Türklinke auf dem Boden aufkrachte.
    »Natürlich«, klopfte Nimlet. »Und jetzt halt dich an meine Anweisungen: durch die Tür da hinten, um den Tisch rum – Vorsicht, da liegt einer am Boden –, an diesem Schrank da vorbei …«
    Nimlet dirigierte Quintzi durch die dämmrige Hütte, Udio und Skarg’l standen Schmiere. Tiemecx hockte auf dem Dach und schmollte. Viel zu früh für derartige Aktionen!
    »Das da?« flüsterte Quintzi ungläubig, als er kurze Zeit später vor einer komplizierten Konstruktion aus Röhren und Rückflußkühlern stand. Er hatte nicht die leiseste Ahnung, welches gewaltige Potential in diesem Hextirpator steckte.
    »Ja«, zischte Nimlet böse.
    »Muß ja hübsch was wert sein.«
    »Na ja …«
    »Aha!«
    »Was soll das heißen ›Aha!‹? Jetzt nimm’s schon endlich! Und dann nichts wie weg! Klar?« paukte Nimlet.
    »Unter einer Bedingung.«
    »Es steht dir nicht zu, Bedingungen zu …«
    »Unter einer Bedingung«, fauchte Quintzi leise. »Ich riskier doch nicht meinen Hals wegen nix! Wenn ich das Ding da mitgehen lasse, dann besorgt ihr mir eine Wahrsagerkugel!«
    Nimlet zitterte aufgeregt. Er hatte keine Ahnung, wie er an eine Wahrsagerkugel kommen konnte. Aber gut, das ließ sich auch später noch klären. Quintzi hatte schließlich keinen Termin genannt … »Einverstanden! Und jetzt mach endlich!«
    Quintzis Zähne blitzten kurz im Dunkel auf, er grinste, verstaute den Hextirpator unter seinem Umhang, warf sich herum und wollte losrennen.
    »Nicht so schnell!« blaffte Nimlet. »Nimm auch ein paar von den Körbchen da mit!«
    »Aber die sind doch voller Pilze«, jammerte Quintzi.
    »Weiß ich. Los, mach schon!«
    Quintzi war verwirrt. Er schnappte sich die Körbchen, rannte zur Tür und ergänzte die Liste seiner Vergehen (Brandstiftung und Betrug standen schon drauf) um den Eintrag ›Diebstahl‹.
    Und dann stieß er im Dunkel der Laborhütte mit dem Fuß gegen etwas, kippte vornüber und ließ ein Körbchen fallen. Es polterte geräuschvoll über den Boden.
    Hogshead, den der unerwartete Rippenstoß abrupt aus dem Schlaf gerissen hatte, blickte auf und sah eben noch den Hextirpator genau vor sich, bevor ihn Quintzi schleunigst wieder unter seinem Umhang versteckte. Der Dieb kümmerte sich nicht weiter um die verstreuten Pilze, er verschwand im Dunkel der Nacht und hetzte in Richtung Guldenburg davon. Zwei aufgeregte grüne Lichtpünktchen sausten hinter ihm her, gefolgt von einem farbenprächtigen Lichtstreif, dem Papagei.
    Hogshead brauchte ein paar vernebelte Minuten, bis er kapiert hatte, daß er Zeuge einer aufsehenerregenden Straftat geworden war. Aber kaum hatte er kapiert, da war er auch schon auf den Beinen, war draußen vor der Hütte und nahm auf der Stelle und trotz seines äußerst flauen Magens die Verfolgungsjagd auf. Keiner sollte glauben, er käme hier so einfach davon, ohne daß er, Hogshead, einen Blick auf dieses Instrument geworfen hatte.
    Hätte er zu diesem Zeitpunkt gewußt, was er sich mit seinem Interesse an diesem Instrument einhandelte, er wäre ganz gewiß in die entgegengesetzte Richtung

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