Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Nanowichte

Die Nanowichte

Titel: Die Nanowichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
Vom Netzwerk:
seinem neuen Lieblingsprojekt fortsetzen zu können. Und jetzt, da er zurückgekehrt war, wollte er wieder ernsthafte Arbeit leisten, seriöse Zauberei. Er brannte darauf, die blitzende Klinge der theurgischen Forschung zu wetzen, und konnte den Augenblick kaum noch erwarten, da er gegen die letzten Grenzen des Unbekannten anrennen und jenen kühnen Schritt tun wollte, den zu tun noch keiner je gewagt …
    Aber erst mußte er diesen blöden Toaster reparieren.
    Nur mit Mühe konnte er seine Verärgerung über diese Ungerechtigkeit zurückhalten, sich mit solchen Banalitäten herumschlagen zu müssen. Zitternd hastete er eine Wendeltreppe hinauf und verschwand in einem kurzen, nur selten benutzten Korridor, an dessen Ende eine große rechteckige Kiste stand. Souverän schrieb er mit den Fingern vor dem magischen Auge die einschlägigen Runenzeichen in die Luft und grinste flüchtig, als das rote Kristallglas auf Grün schaltete. Dann lüftete er den Deckel und trat rasch ein paar Schritte zurück: Rauchschwaden quollen aus der Kiste, wehten träge wirbelnd über den Boden und verschwanden in dunklen Winkeln und Ecken. Man mußte aufpassen, daß einem dieses Zeug nicht an die Schuhe kam. Er durfte gar nicht dran denken, was tiefgekühltes Inkantationdioxid mit Schuhen aus echtem Leder anstellen konnte: Nach dem letzten Vorfall, bei dem ihm ein Hauch von dem Zeug an die Schuhe gekommen war, hatte es drei Wochen gedauert, bis er die Dinger wieder von der Zimmerdecke heruntergebracht hatte. Wobei ein Schnürsenkel noch immer nicht wieder aufgetaucht war. [10]
    Der Einsatz von Inkantationdioxid war äußerst gefährlich. Trotzdem konnte man nicht darauf verzichten – Nanowichte ließen sich nur in diesem Stoff halten. Idiox wurde bei einer Temperatur von 276 Grad unter dem Gefrierpunkt flüssig und lieferte in diesem Zustand ein ideales Mittel, mit dem jedweder biologische Prozeß zum Stillstand gebracht werden konnte. Und in eben diesem Zustand hielt sich Apathos eine ganze Schar von Nanowichten: im Zustand der temporären Tiefthaumination.
    Er streifte sich ein Paar dick wattierter Handschuhe über, faßte in den wirbelnden Nebel und zog ein schwarzes Röhrchen heraus, steckte es geschickt in einen größeren Behälter und aktivierte routiniert ein Abschirmfeld (Stufe 10). Dann warf er den Deckel zu und verschloß die Kiste, rannte wieder durch den Korridor zurück und sauste die Wendeltreppe hinunter in die Thaumatronkammer.
    Nachdem er in Windeseile die riesige Höhle durchquert hatte, schlüpfte er in seinen Labormantel, legte das dünne schwarze Röhrchen in einen stark abgeschirmten Behälter und begutachtete mit mürrischem Gesicht eine Reihe von Runenskalen. Langsam bewegte er die Hände vor dem Spannungsregler und zapfte so ein winziges Quantum von den zwanzig Gigathaum ab, die im Augenblick durch das Thaumatron, durch diesen gewaltigen magischen Ring, rasten. Saphirblaue Blitze zuckten knatternd durch die Kammer und bombardieren das schwarze Röhrchen mit purer magischer Energie. Apathos wischte sich eine Haarsträhne aus den Augen und starrte konzentriert auf die Runenanzeige des Thaumostaten.
    An der Rückwand der Höhle öffneten sich knarrend die Flügel einer zweifach verstärkten mächtigen Tür, und ein Mann, stark an Muskel- und schwach an Geisteskraft, zog einen Wagen in den Raum. »Wo soll’n das hin?« fragte Ernstl, einer aus der Schar der zwei Wachposten von Losa Llamas, und meinte damit den Karren, auf dem eine riesige Ladung Bleirohre lag.
    Apathos sah über die Schulter, winkte unwirsch und grunzte: »Laß ihn einfach da stehen und komm in fünf Minuten wieder. Und vergiß deinen Mantel nicht!«
    Und schon konzentrierte er sich wieder auf die Nanowichte, die allmählich wieder in Gang kamen. Er fuhr die interne Strömungsdichte auf 3,25 Gigathaum hoch und zählte langsam bis fünf. Dann schaltete er die gesamte Anlage ab, zog einen grünlich schimmernden Lichtpunkt auf eine große Spritze auf und marschierte entschlossen auf das defekte Röstinstrument los.
    Er öffnete eine kleine Klappe (Zugriffsöffnung ausschließlich für Wartungsdienst und Nanowichte! Keine benutzerdienlichen Objekte einführen!), stieß die Nadel hinein, drückte den Kolben nieder und wünschte Gutes Gelingen. Und schon steuerte das grüne Lichtpünktchen die Fehlerstelle an und machte sich an die Reparatur der geplatzten Thaumionenröhre.
    »Äh … Moment noch, Ernstl!« rief Apathos und schloß die restlichen

Weitere Kostenlose Bücher