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Die Nanowichte

Die Nanowichte

Titel: Die Nanowichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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Zhaminah?«
    Der auffällig Unauffällige schluckte wieder. Sehr mühsam, weil ihm die Angst die Kehle zuschnürte. »M …MAD?«
    »Magianalytischer Abschirmdienst, du Trottel! Na, war’s einer von denen?«
    »Äh … wie … wie soll ich das wissen?« druckste Zhaminah. Er tastete sich mit der Hand etwas näher an das Stilett heran, das im Sandalenabsatz steckte, und versuchte angestrengt, die Schweißtropfen auf der Stirn unter Kontrolle zu halten – so, wie man es ihm in der Ausbildung beigebracht hatte.
    »Weil alles darauf hindeutete! Eine Menge absolut eindeutiger Zeichen, und mir sind sie nicht aufgefallen!« jammerte Ellis Dee.
    »Zeichen? Ich … Die muß ich übersehen haben«, sagte Zhaminah so akzentfrei und unschuldig wie möglich.
    »Offensichtlich!« Ellis Dee war verzweifelt. Er schlug sich mit der Hand an die Stirn und blickte zum Himmel. »Genau am dem Tag, als wir endlich den Hextirpator testen wollen, schneit er so mir nichts, dir nichts einfach hier rein, erzählt irgendeine Geschichte, daß er sich verlaufen hat, schleicht sich vor unseren Augen ein, simuliert einen Kollaps und bleibt dann die ganze Nacht hier – wenn das nicht eindeutig ist!«
    Zhaminah schluckte schon wieder. Hatte Ellis Dee recht? Aber … Ein MAD-Agent? Das hätte er doch wissen müssen!
    »Och«, sinnierte Praquat. »Ich denk, er is vielleicht bloß seiner inneren Stimme gefolgt.« Das Veilchen, das daraufhin in seinem Gesicht aufblühte, leuchtete mehrere Wochen lang.
    »Wir stehen hier rum und verschwenden nur Zeit«, sagte Ellis Dee verzweifelt. »Treibt die Leute zusammen! Alle! Ich will wissen, ob irgend jemand irgend etwas Ungewöhnliches bemerkt hat.«
    Zhaminah und Praquat machten mit wirbelnden Rastalocken auf dem Absatz kehrt und rannten zur Tür.
    »Äh … Moment!« rief ihnen Ellis Dee nach. »Ich meine: irgend etwas Reales und Ungewöhnliches.«
    Zhaminah stand der Angstschweiß auf der Stirn. Er rannte knapp hinter Praquat aus der Hütte, bog im 90-Grad-Winkel ab und kletterte auf einen Baum. Ohne sich eine Atempause zu gönnen, zog er eine Muschel, die wie ein Horn geformt war, aus dem Ärmel, tippte nach einem bestimmten Schema mit dem Finger auf ihr herum und hielt sie ans Ohr.
    »Hallo«, flüsterte er. »Hallo …«
     
    Wenn immer Apathos, der Erfinder des Thaumatrons, diese Höhle betrat, stürmte ein Fülle optischer und akustischer Eindrücke auf ihn ein. Am meisten aber schätzte er jenes stetige tiefe Brummen, dieses faszinierende Geräusch, das Ausdruck gewaltiger, nur mühsam gebändigter Kräfte war.
    Jeder, der zum ersten Mal nach Losa Llamas kam und auch nur einen flüchtigen Blick auf das Thaumatron werfen konnte, erlebte das genauso. Allenfalls ein borniert dogmatischer Athaumist mochte beim Anblick dieses gewaltigen Toroiden unbeeindruckt bleiben, beim Anblick der riesigen Höhle, in der diese gigantische Ringkernspule stand, das Herzstück der Hochenergiethaumatronik: ein Aggregat aus Röhren voll hyperhexifiziertem Dampf, eine kompliziert verschlungene Apparatur aus Runenskalen und leuchtendbunten Leitungsdrähten, eine einzigartige, ins Gigantische gesteigerte Konstruktion nach dem Modell des landläufigen magischen Rings.
    So imposant dieser Anblick auch war, letztendlich aber war es doch dieses Brummen, das im Gedächtnis haften blieb. Es gab nichts, das dem Geräusch gleichkam, das Myriaden thaumarer Teilchen bei der Beschleunigung in einem magikinetischen Strömungsfeld von sich gaben. Das heißt … Man hätte dieses Geräusch auch hören können, wenn man sich auf die Felsen direkt unter dem tosenden Katarakt der Ghawiall-Fälle gestellt und ein Stück Wellblech ans Ohr gehalten hätte. Aber weil jeder, der das einmal versucht hatte, dabei ertrunken und auf Nimmerwiedersehen in die Weiten des Pathetischen Ozeans hinausgetrieben worden war, hatte es bis dato noch nie einer gehört.
    Es war daher nicht verwunderlich, daß Apathos das Herz aufging, als er die mächtigen Tore der Thaumatronkammer aufstieß und das dröhnende Brummen an sein Ohr schlug. Und noch im selben Augenblick wurde ihm klar, wie sehr ihm dieses vertraute Vibrieren auf seinen Reisen gefehlt hatte, wie er sich nach ihm gesehnt hatte, beinahe so sehr gesehnt hatte, wie sich ein Neugeborenes nach dem regelmäßigen Pulsschlag im Mutterleib sehnt. Jawohl, er hatte es vermißt! Beinahe so sehr vermißt wie die Gelegenheit, endlich wieder in den rauschenden Wassern des Hokuspokus herumplanschen und die Arbeit an

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