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Die Nanowichte

Die Nanowichte

Titel: Die Nanowichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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Name! Jetzt weiß ich seinen Namen!« hatte Der Große Intranco gerufen, und allen Kindern, die zur Party zum sechsten Geburtstag von Strappados Nichte gekommen waren, hatte es vor Schreck den Atem verschlagen – alle hatten sich sehnlichst gewünscht, das auserwählte Opfer zu sein, und alle hatten sie entsetzliche Angst davor gehabt. »Der Name lautet …« Der Zauberer hatte sich umgedreht und die kleine Sushi vielsagend angesehen. »Der Name lautet … Hexi!«
    »Das ist mein Häschen!« Sushis Zöpfe waren aufgeregt hin und her gebammelt, sie hatte nicht gewußt, ob sie heulen oder ihr geliebtes Langohr preisgeben sollte. »Woher weißt du, wie es heißt?« hatte sie gefragt, und ihre Stimme hatte ganz leicht gezittert.
    »Ha!« hatte Der Große Intranco geheimnisvoll gesagt. Strappado hatte fast schon vergessen gehabt, daß er es gewesen war, der dem verdammten Zauberer die einschlägigen Informationen geliefert hatte. Wie oft hatte er sich dafür schon verflucht? Tausendmal? Zweitaus …
    Noch fester ballte Strappado jetzt die Fäuste – der sadistische Filmvorführer in seinem Kopf war nicht zu bremsen und spulte die ganze unselige Episode unaufhaltsam und immer weiter vor seinem geistigen Auge ab.
    Der Große Intranco stürzte sich auf den schwarz-weißgefleckten Hexi, hielt ihn mit gespielter Schadenfreude hoch und stopfte ihn blitzschnell in das enge blutbespritzte Kästchen. Dann packte er die Axt, holte weit aus und hackte mit einem mächtigen Schlag eine Karotte mittendurch. Ein Vierjähriger machte sich die Hosen naß und durfte nicht mehr zusehen. Der Glückliche. Ihm blieb das Schlimmste erspart.
    »Und jetzt zu Hexi …«, kündigte Der Große Intranco an und grinste böse. Sushi stopfte die Hände in den Mund, sah ganz genau hin … Ihr winziger Verstand sagte ihr, daß alles gutgehen werde. Es war alles nur ein Trick, Hexi konnte gar nichts passieren.
    Reglos stand sie da und sah zu, wie die Schneide der Axt aufblitzte, wie sie pfeifend die Luft durchschnitt und krachend den Schrein des Schreckens traf. Sie hörte Metall kreischen, hörte ein Splittern und Knirschen (Knochen? schoß es ihr durch den Kopf), hörte den dumpfen Schlag, als die Axt in die Tischplatte fuhr.
    Aus dem Kästchen sickerte Blut. Strappado war verblüfft gewesen, wie realistisch dieser Effekt … Bis er endlich kapiert hatte, warum Der Große Intranco urplötzlich kreidebleich geworden und Hals über Kopf geflohen war.
    Merkwürdigerweise hatte es Sushi seitdem nie wieder zugelassen, daß ihre Karnickel in dubiose Holzkisten eingesperrt wurden. Schon gar nicht von Fremden, deren Name geheimnisvoll fremdartig klang.
    Fauchend stieß Überwachtmeister Strappado die Luft durch die zusammengebissenen Zähne. Die Matinee, die er vor seinem geistigen Auge gesehen hatte, ging flimmernd zu Ende, die Gegenwart hatte ihn wieder. Er starrte den abgerissenen Thaumaturgischen Tandler durchdringend an und sah rot: die Gelegenheit, Rache zu üben! Daß Rudi Ramscher mit der Sache nichts zu tun hatte, interessierte ihn nicht. Der Kerl hatte mit Zauberei zu tun, mit Kaninchen … das sollte wohl reichen. Fehlte nur noch ein einschlägiger Anklagepunkt. Irgendeiner. Er überlegte fieberhaft.
    »Hast du eine Einfuhrgenehmigung für die Viecher, he?« knurrte er durch die fest zusammengepreßten Lippen. »Quarantänebescheinigung?«
    »Die sind dehydriert. Was soll’n da Quarantäne?« antwortete Rudi Ramscher und zuckte ein klein wenig zu unbekümmert mit den Schultern. »Ob ich eine Quarantänebescheinigung hab, will er wissen«, brummelte er vor sich hin. Dann blickte er Strappado an: »Also noch mal: Das Zeug ist absolut in Ordnung. Und wenn Sie’s nicht glauben, dann kommen Sie in die Leimergasse 21-21b, das ist meine Geschäftsadresse. Hier bitte schön, meine Karte.« Strappado wich einen Schritt zurück, als ihm der Thaumaturgische Tandler ein schwachleuchtendes Pergamentkärtchen hinhielt. »Und in der Zwischenzeit: Ich hab zwanzig Kisten zu liefern und hab auch nur zwei Hände. Wenn ich mich nicht ranhalte, häng ich am nächsten Baum. Wollen Sie das wirklich: einen Mord?«
    »Wenn du dich freiwillig zur Verfügung stellst« – Strappado legte Rudi Ramscher die Hände um den Hals und maß die Kragenweite –, »jederzeit gern. Und jetzt im Ernst: Wenn auch nur einer von euch aus der Reihe tanzt, dann bring ich euch auf der Stelle hinter Gitter. Alle, die ganze Bande! Ist das klar?«
    »Glasklar«, murmelte Rudi Ramscher und

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