Die narzisstische Gesellschaft
zwischen Partnern laufen dann zum Beispiel so ab:
A
Ich bin heute aber müde.
B
Das ist auch gut zu verstehen, bei deinen Anstrengungen.
A
Ja, das war wieder mal sehr viel heute.
B
Am besten, du legst dich ein bisschen hin. Und wenn du magst, lege ich mich dazu, mir täte es auch gut.
Oder:
A
Ich könnte mich ja so aufregen über meinen Vater.
B
Der hat sich aber auch wieder mal so richtig gezeigt.
A
Wenn ich nur wüsste, wie ich darauf reagieren könnte?
B
Dir wird schon was einfallen, du hast das bisher immer gut gelöst.
A
Du machst mir Mut – nur gut, dass ich dich habe, sonst könnte ich verzweifeln.
B
Ja, das gebe ich gerne zurück, mir geht es auch so mit dir.
Es geht um Übereinstimmung, nicht um Lösung des Problems.
Ein echt partnerschaftliches Gespräch würde hingegen etwa folgendermaßen verlaufen:
A
Ich könnte mich ja so aufregen über meinen Vater.
B
Du bist verletzt?
A
Er trifft immer meine Wunde, er traut mir einfach nichts zu.
B
Und du glaubst ihm immer noch? Machst dich abhängig von seinem Urteil?
A
Ja, ich bin davon immer noch nicht los, das belastet mich sehr.
B
Was könntest du tun?
A
Ich werde mit ihm sprechen?
B
Was willst du sagen?
A
Er soll mich endlich in Ruhe lassen.
B
Ich finde das gut, wenn du dich abgrenzt, aber dass er deinen Forderungen nachkommen wird, ist nicht sehr wahrscheinlich.
A
Du hast recht, ich werde ihn nicht verändern, aber ich muss ihn nicht mehr zum Maßstab machen.
B
Ja, du hast doch längst eigene Maßstäbe, die mir auch nicht alle gefallen.
A
Ich weiß, aber wir können uns wenigstens verständigen.
Partnerschaft lebt vom Zuhören, von Einfühlung, Verstehen und von der Akzeptanz anderer Positionen – das setzt bei den Einzelnen ein intaktes Selbstwertgefühl voraus, um das Identitätserleben auszugestalten und wirklichen Kontakt zum anderen herzustellen.
2.
Eine zweite Form narzisstischer Partnerschaft besteht in der «klassischen» Verbindung eines bewunderten und idealisierten Partners mit dem dienenden, sich aufopfernden Unterstützer. Der eine nährt sich von der Bewunderungsenergie des anderen, wie ein Vampir von dessen Blut. Zustimmung, Stolz und Respekt des Partners betäuben alle Zweifel am eigenen Wert. Der Bewunderer überspielt ständig das eigene Minderwertigkeitsgefühl, indem er Teil der Größe des anderen wird. Im Konflikt oder sogar im Scheidungsverfahren hört man dann gar nicht selten die Fehleinschätzung, dass der eine nur so erfolgreich werden konnte, weil der andere ihm «den Rücken frei gehalten» habe. Die einzelnen Rollen mögen gesellschaftlich unterschiedlich bewertet werden und ökonomisch erhebliche Differenzen mit sich bringen, doch psychodynamisch sind sie gleichwertig im Dienste der Abwehr der individuellen Minderwertigkeit. Zum erfolgreichen Narzissten gehört die Anerkennung und Bewunderung, denn seine Leistungen dienen nicht der Tätigkeit oder der Sache an sich, sondern der Kompensation. Der Fan meint nicht den Bewunderten, sondern er braucht und benutzt den Anerkannten, um sich selbst mit dessen Erfolgen aufzuwerten. Liebe ist das nicht, aber ein «Sichbrauchen zur wechselseitigen Stabilisierung».
Ein Dialog unter solchen Partnern verläuft beispielsweise folgendermaßen:
A
Das hast du aber wieder toll gemacht!
B
Meinst du? Aber bei der Rückfrage nach der Quelle meiner Behauptung war ich ganz schön irritiert.
A
Das hat man gar nicht gemerkt, du warst sehr souverän.
B
Ich habe mir auch richtig Mühe gegeben – das Lampenfieber bleibt, aber ich glaube, ich habe eine gute Figur abgegeben.
A
Du warst großartig. Ich bin so stolz.
B
Komm, lass uns was Gutes trinken.
Die Kommunikation dient der gegenseitigen Bestätigung und Stabilisierung.
Ein partnerschaftliches Gespräch hingegen würde anders aussehen:
A
Bist du zufrieden mit deiner Leistung?
B
Ja, schon, aber an einer Stelle war ich richtig irritiert, da wusste ich die Quellenangabe nicht mehr.
A
Das passiert schon, war auch nicht so schlimm. Gibt es einen Grund für den Lapsus?
B
Ich weiß nicht. Das ist mir schon einmal passiert. Ich zitiere nicht gern, ich möchte lieber mit eigenen Argumenten überzeugen.
A
Aber das reicht nicht immer.
B
Du hast recht. Ich muss mir die wichtigsten Zitate mit ihren Quellen aufschreiben. Dann kann ich auch antworten.
Das Problem wird nicht vertuscht, sondern beide ringen um ein mögliches Verständnis und eine Lösung.
Ein prominentes Beispiel
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