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Die Naschkatzen

Die Naschkatzen

Titel: Die Naschkatzen Kostenlos Bücher Online Lesen
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aufgeregt, völlig untypisch für sie; in den fünf Jahren, die Sophie sie nun kannte, war sie stets betont gelangweilt gewesen.
    Nach einer halben Stunde hatte Sophie genug von Frank dem Footballstar, Frank dem Hauptdarsteller am High School-Theater, und Frank dem wohlhabenden Bauunternehmer, Frank dem überhaupt Großartigen gehört. »Interessante Tapete«, sagte sie in dem Versuch, das Thema zu wechseln.
    Clea betrachtete die Wand und zuckte mit den Schultern. »Meine Mom hat sie ausgesucht. Nachdem sie die eine Wand fertig tapeziert hatte, hat mein Vater sie gesehen und Mom den Rest der Tapete zurückbringen lassen. Er war ein harter alter Knochen.«
    Sophie begutachtete erneut die großen, hässlichen, bläulichen Kirschen. »Vielleicht hatte er einfach einen guten Geschmack.«
    »Nein.« Clea drehte den Kirschen den Rücken zu. »Er war nur ein Knochen. Was unsere Erziehung betraf, war er lausig, aber im Neinsagen war er ein wirklicher Profi.« Sie schien von dem Themawechsel gelangweilt zu sein, segelte aus der Tür und ließ Sophie, die gerade das Spülbecken schrubbte, allein zurück.
    Als Sophie in der Küche fertig war, trug sie ihren Koffer in ein drückend schwüles Schlafzimmer, in dem eine scheußliche Lampe in Form eines Delfins aus blauem Porzellan stand; anschließend putzte sie das Bad, doch es gelang ihr nicht, den Duschkopf zu entkalken oder einen Ersatz für den mit Schimmelflecken überzogenen Duschvorhang zu finden, der mit rosafarbenen und blauen Fischen bedruckt war. Schließlich ging sie zurück in die Küche, schob Dusty in Memphis in den CD-Player und bereitete Schinken- und Käsesandwichs zu, während im Hintergrund »Just a Little Lovin« lief.
    »Die Rohrleitungen funktionieren einigermaßen«, sagte Sophie zu Amy, als diese hereinkam. Sie spülte ein Glas in der Küchenspüle ab und beobachtete, wie das Wasser durch den Abfluss sickerte. »Das Duschen dürfte allerdings zum Problem werden. Den Strom habe ich noch nicht gecheckt - der Keller ist die reinste Hölle aber der Kühlschrank ist eingeschaltet, und Sonntag fahren wir ja sowieso wieder. Fünf Tage lang werden wir es wohl aushalten.«
    »Du hast unseren Hauptdarsteller noch nicht kennen gelernt.« Amy nahm sich ein Schinkensandwich und biss hinein. »Ein Gründungsmitglied der Anonymen Arschlöcher.«
    »Ich nehme an, du sprichst von Frank?«
    »Richtig geraten. Er ist vor einer halben Stunde eingetroffen und geht mir bereits prächtig auf die Nerven.« Amy ließ sich auf einen der schmuddeligen weißen Holzküchenstühle vor der Tapete mit den Beerenmutationen fallen. »Er sieht aus wie Kurt Russell in Mit einem Bein im Kittchen - ich meine, er trägt einen grünen Anzug , um Gottes willen, und sabbert in Cleas Ausschnitt.«
    »Die Polizei und der Bürgermeister sind hier«, Clea stand im Türrahmen, und Amy verschluckte sich an ihrem Sandwich. »Frank sagt, er kümmert sich darum.«
    »Oh, nein, das wird er nicht«, sagte Sophie.
    Als sie, zum Kampf bereit, auf die Veranda hinaustrat, sprach ein Typ in einem grünen Anzug gerade mit einem uniformierten Cop, aber sie sahen recht umgänglich aus. Es war der dritte Mann, der gelangweilt an die Beifahrerseite des Streifenwagens gelehnt stand, der all ihre Instinkte in Alarm versetzte.
    Er hatte breite Schultern, trug eine verspiegelte Sonnenbrille und nicht den Hauch eines Lächelns. Sophie konnte als Soundtrack in ihrem Kopf unheilvolle Musik hören, als ihr Herz heftig zu klopfen begann. Sein helles Haar schimmerte in der späten Nachmittagssonne, sein Profil war klassisch und schön, die Ärmel seines maßgeschneiderten weißen Hemds waren präzise bis zu den Ellbogen aufgerollt, und seine khakifarbene Hose war makellos sauber und gebügelt. Er sah aus wie der typische geschniegelte Fatzke aus der Studentenverbindung, der in jedem dämlichen College-Film vorkam; wie die typischen Bürgersöhnchen, die auf der High School immer durch sie hindurchgesehen hatten, als gäbe es sie gar nicht; wie der typische Spross reicher Leute, der schon immer dazu gehört hatte, was ihr immer verwehrt geblieben war.
    Meine Mama hat mich vor Typen wie dir gewarnt.
    Als ob er sie gehört hätte, wandte er sich zu ihr um und nahm seine Sonnenbrille ab. Sie stieg die Stufen hinunter, um ihn zu begrüßen, während sie ihre schwitzigen Handflächen an ihren mit Staubflecken übersäten Khaki-Shorts abwischte. »Hi, ich bin Sophie Dempsey«, sagte sie und setzte ihr

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