Die Naschkatzen
Sophie. »Amy, reiß dich zusammen.«
»Ich habe im Türrahmen gestanden, als er dich begrüßte«, sagte Amy. »Und von dem Ausdruck auf seinem Gesicht aus zu schließen, ist es nicht der Stadtschlüssel, den er für dich bereithält.«
»Da war kein Ausdruck auf seinem Gesicht«, widersprach Sophie. Der Bürgermeister begutachtete gerade den Wagen mit derselben ausdruckslosen Miene, die er seit seiner Ankunft zur Schau trug. Eindeutig ein Produkt wiederholten Inzests. »Ich denke, er hält für niemanden etwas bereit. Schau, dass du sie loswirst.«
Eine Viertelstunde später - der Cop hatte in der Zwischenzeit mit einem Brecheisen aus seinem Streifenwagen den Kotflügel vom Reifen gehebelt, um das Auto wieder fahrtüchtig zu machen kam Amy mit den beiden Männern im Schlepptau zur Veranda zurück. »Wes hat ein paar Fragen.«
Wes? »Fragen?« Sophie presste ihre Hände zusammen, um nicht nervös damit in der Luft herumzufuchteln, und begann stattdessen, an ihren Ringen zu nesteln.
Mit einer Geste wies der Cop auf die Schaukel, und sie setzte sich. Als er sich auf dem Verandageländer niederlassen wollte, stürzte Sophie mit lautem »Nein!« zum Geländer, und konnte gerade noch Amys Sandwich retten, bevor er sich darauf setzte. »Entschuldigung«, sagte sie und reichte Amy das Sandwich.
»Danke.« Er setzte sich auf das Geländer, während sich der Bürgermeister mit amüsierter Miene gegen den Pfosten hinter ihm lehnte, was nicht gerade dazu beitrug, Sophies Gunst zu gewinnen. Er glänzte als Star in Die Philadelphia Story ; sie selbst sah aus wie eine Statistin in Früchte des Zorns. Das Leben war so unfair.
»Erzählen Sie mir einfach, was passiert ist«, forderte der Cop sie auf.
Sophie kehrte dem Bürgermeister den Rücken zu und erzählte dem netten Polizisten alles; als sie fertig war, sagte sie: »Ich war einfach unachtsam und habe das Schild nicht gesehen. Wir haben nicht vorsätzlich gegen die Vorschriften verstoßen.«
Der Bürgermeister verlagerte seine Haltung ein wenig. »Da muss ich Ihnen widersprechen«, meinte er eher beiläufig. »Sie haben sich vom Unfallort entfernt.«
»Verständlich angesichts der Umstände«, meinte der Cop, bevor Sophie etwas erwidern konnte. »Amy sagt, sie könne uns eine Aufnahme des Unfalls geben, sofern wir sie morgen zurückbringen; dann werden wir auch den Unfallbericht mitbringen, damit Sie ihn unterschreiben können.«
»Amy hat Sie also gebeten, noch einmal herzukommen.« Sophie biss sich auf die Lippe und fragte sich, warum ihre Mutter darauf bestanden hatte, drei Kinder zu bekommen.
»Sie hat auch den Strom und die Rohrleitungen erwähnt«, setzte der Cop hinzu und lächelte Amy an.
»Ein guter Grund, einen Elektriker und einen Klempner zu rufen«, sagte Sophie leichthin; nicht die Polizei und die Behörde, Amy. »Wirklich, es besteht keinerlei Notwendigkeit -«
»Kein Problem«, unterbrach der Cop sie. »Es ist mir ein Vergnügen.«
»- sicherlich nicht für Sie beide -«, begann Sophie wieder in der Hoffnung, wenigstens den Bürgermeister auszuschalten. Als sie ihn jedoch anblickte und er auf ihren Mund starrte, spürte sie, wie sie errötete und Ärger in ihr aufstieg.
»Haben Sie sich bei dem Unfall verletzt?«, erkundigte er sich, und Sophie wich seinem Blick aus. »Ihre Lippe. Sie blutet.«
»Oh.« Sophie leckte über ihre Unterlippe und schmeckte Salz. »Ich habe mir bei dem Unfall daraufgebissen. Ist nicht weiter schlimm.«
Einen Moment lang verweilten seine Augen auf ihrem Mund, dann begann er zu nicken.
Es war Zeit, den Bürgermeister los zu werden.
Erstens. »Aber vielen Dank der Nachfrage«, knipste Sophie das Dempsey-Lächeln an.
Für einen kurzen Augenblick schien der Bürgermeister überrascht zu sein, doch dann verzog er ein wenig den Mund.
Zweitens. »Aber ich denke, meine Lippe wird heilen, nicht wahr?«, fuhr Sophie fort und schaute kokett zu ihm hoch.
»Oh, ja«, sagte er und begegnete ihrem Blick. ~
Drittens. »Ich hatte es schon ganz vergessen«, erklärte sie wahrheitsgemäß. »Sie müssen sehr aufmerksam sein.«
»Ich gebe mir Mühe«, antwortete der Bürgermeister nun mit unverhüllter Wertschätzung.
Viertens. Sophie erhob sich und bezog den Cop in ihr Lächeln ein. »Sie waren sehr freundlich, und wir können Sie wirklich nicht um noch mehr bitten, erst recht nicht darum, noch einmal herzukommen. Also werde ich morgen bei Ihnen vorbeischauen, um den Unfallbericht zu unterschreiben, und -«
»Ich habe kein
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