Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Nebel von Avalon

Titel: Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
Vom Netzwerk:
den Gemahl ihrer Base willkommen heißen, nicht mehr. Der Wahn von damals war vergangen. Aber sie würde ihn wenigstens sehen, und das war besser als nichts. Gwenhwyfar versuchte, ihre Erinnerungen mit Gedanken an das Fest zu vertreiben. Zwei Ochsen wurden gerade gebraten – reichte das? Vor wenigen Tagen hatten die Männer einen riesigen Eber von der Jagd heimgebracht, und von einem nahe gelegenen Bauernhof stammten die beiden Schweine, die dort unten in einem Erdloch schmorten. Ein verlockender Duft lag in der Luft, und die ersten Kinder drängten sich erwartungsvoll um die Feuer. Cai hatte Hunderte von Gerstenbroten backen lassen. Man würde sie dem Landvolk schenken, das sich am Rand des Platzes drängte, um das Treiben der Edlen, der Könige und Ritter zu verfolgen. Äpfel in Sahne wurden gedünstet, es gab Säcke voller Nüsse, Süßigkeiten für die Damen und Honigkuchen. Kaninchen und kleine Vögel kochten in Wein… Wenn dieses Fest nicht prächtig wurde, lag es sicher nicht an all den guten Dingen!
    Die Sonne hatte ihren höchsten Stand erreicht, als sich die reichgekleideten Edlen des Reiches mit ihren Damen in der Halle versammelten. Man führte sie zu ihren Plätzen; Artus' Ritter nahmen wie immer an der großen runden Tafel Platz, an der trotz ihres Umfangs nicht mehr alle zu sitzen kamen.
    Wie üblich stand Gawain dicht neben Artus. Morgause trat zu ihm. Sie ging am Arm eines jungen Mannes, den Gwenhwyfar im ersten Augenblick nicht erkannte. Morgause war schlank wie eh und je, aber man sah deutlich, daß ihre Haare mit Henna gefärbt waren. Sie hatte Schmuck in ihre Zöpfe geflochten. Die Königin von Lothian verneigte sich tief vor Artus. Er bat sie mit einer Geste, sich zu erheben und umarmte sie. »Willkommen an meinem Hof, Tante.«
    »Ich habe gehört, Ihr reitet nur noch Schimmel«, erklärte Morgause, »deshalb habe ich Euch einen mitgebracht. Ich habe einen Pflegesohn, der im Land der Sachsen lebt, und er schickt ihn Euch von dort als Geschenk.«
    Gwenhwyfar bemerkte, wie Artus' Lippen schmal wurden, und sie erriet, um wen es sich handelte. Aber er erwiderte nur: »Ein wahrhaft königliches Geschenk, Tante.«
    »Ich werde ihn nicht in die Halle bringen lassen, wie es bei den Sachsen Sitte ist«, sprach Morgause munter weiter. »Ich glaube, die Herrin von Camelot möchte ihre festlich geschmückte Halle nicht gerne in einen Pferdestall verwandelt sehen! Und Eure Diener, Gwenhwyfar, haben weiß Gott genug zu tun.« Morgause umarmte die Königin. Die jüngere Frau fühlte sich in einer warmen Woge versinken, und aus der Nähe bemerkte sie, daß Morgause sich schminkte. Ihre strahlenden Augen waren mit Kohle nachgezogen. Trotzdem war sie schön.
    Gwenhwyfar antwortete: »Ich danke Euch für Eure Rücksicht, Lady Morgause… es wäre nicht das erste Mal, daß ein edles Pferd oder ein Hund hier in die Halle vor meinen Herrn und Gebieter gebracht wird. Ich weiß, es ist eine höfliche Geste, aber ich bin sicher, Euer Pferd wird zufrieden draußen warten… Ich glaube nicht, daß die Gastfreundschaft von Camelot einem Tier, selbst einem edlen Pferd, etwas bedeutet… Das erinnert mich an eine Geschichte, die einst Lancelot erzählte: Ein Römer ließ seinem Pferd in einem goldenen Trog Gerichte vorsetzen, gab ihm Wein zu trinken, erwies ihm alle Ehren und schmückte es mit Lorbeerkränzen…«
    Der gutaussehende junge Mann an Morgauses Seite mischte sich lachend ein: »Ich erinnere mich. Lancelot erzählte die Geschichte auf der Hochzeit meiner Schwester. Jener Pferdenarr war der göttliche Kaiser Caligula. Er machte sein Lieblingspferd zu einem seiner Senatoren, und als er starb, sagte der nächste Cäsar, das Pferd habe jenem zumindest keinen schlechten Rat erteilt und keinen Mord auf dem Gewissen. Aber mein König folgt diesem Beispiel sicher nicht… Wir besitzen keine Stühle, die einem solchen Ritter Platz bieten würden, falls Ihr Euren Hengst in die Tafelrunde aufnehmen wollt.«
    Artus lachte herzlich, ergriff die Hand des jungen Mannes und sagte: »Das werde ich bestimmt nicht, Lamorak«, und plötzlich wurde Gwenhwyfar klar, daß der junge Mann an Morgauses Seite Pellinores Sohn sein mußte. Ja, sie hatte Gerüchte gehört, daß Morgause sich einen jungen Mann zum Geliebten genommen habe – in aller Öffentlichkeit, vor dem ganzen Hof… Wie konnte diese Frau das Bett mit einem Mann teilen, der ihr Sohn hätte sein können! Lamorak war fünfundzwanzig Jahre alt. Sie sah ihn mit prickelndem

Weitere Kostenlose Bücher