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Die Nebel von Avalon

Titel: Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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sollen,
dachte Morgaine. Aber Uwain wünschte, daß seine Mutter miterlebte, wie er zum Ritter geschlagen wurde.
    Uriens konnte schließlich nicht ewig leben… obwohl Jahr um Jahr verging und sie manchmal dachte, er habe beschlossen, den alten König Methusalem zu übertreffen… Morgaine bezweifelte, daß selbst die dummen Schweinebauern von Nordwales Avalloch als König hinnehmen würden. Könnte sie Accolon doch nur ein Kind schenken, dann würde niemand daran zweifeln, daß Accolon an ihrer Seite der rechtmäßige Herrscher war.
    Morgaine hätte das Wagnis auf sich genommen – Viviane war schließlich beinahe ebenso alt gewesen, als sie Lancelot das Leben schenkte und hatte die Geburt überlebt. Aber die Göttin schenkte
ihr
noch nicht einmal die Hoffnung, empfangen zu haben, und um ehrlich zu sein, Morgaine wollte es auch nicht. Uwain genügte ihr als Sohn vollauf, und Accolon hatte ihr wegen ihrer Kinderlosigkeit noch nie einen Vorwurf gemacht. Sicher dachte er, niemand würde im Ernst daran glauben, es sei Uriens' Sohn, obwohl Morgaine nicht daran zweifelte, daß es ihr gelungen wäre, den alten Mann zu überreden, das Kind als sein eigenes anzuerkennen. Er vertraute ihr in allem, und sie lag oft genug in seinem Bett – viel zu oft für ihren Geschmack.
    Zu Uriens sagte sie jetzt: »Ich werde Euch vorlegen, mein Gemahl. Das gebratene Schweinefleisch ist zu fett, Ihr werdet es nicht vertragen. Wir tauchen etwas von diesem Weizenbrot in die Bratensoße, und hier ist ein schöner saftiger Kaninchenrücken.« Sie winkte einem Diener, der eine Platte mit den ersten Früchten trug, und suchte ein paar Stachelbeeren und Kirschen aus. »Hier, ich weiß, wie gern Ihr sie eßt«, sagte sie zu Uriens.
    »Ihr seid so gut zu mir, Morgaine«, erklärte der alte König, und sie tätschelte ihm den Arm. Die Mühe lohnte sich – sie sorgte sich um seine Gesundheit, bestickte ihm Mäntel und Hemden, und insgeheim beschaffte sie ihm hin und wieder eine junge Frau fürs Bett. König Uriens war davon überzeugt, daß Morgaine ihn anbetete; er zweifelte nicht an ihrer Treue und schlug ihr nie eine Bitte ab.
    Das Mahl näherte sich dem Ende – die Gäste wandelten durch die Halle, knabberten Kuchen und Süßigkeiten, tranken Wein oder Bier und unterhielten sich mit Verwandten und Freunden, die sie nur ein-oder zweimal im Jahr sahen. Uriens saß immer noch vor seinen Stachelbeeren. Morgaine entschuldigte sich und erklärte, sie wolle mit ihren Verwandten sprechen.
    »Ganz wie es Euch beliebt«, murmelte er, »Ihr hättet mir die Haare schneiden sollen, meine Gemahlin. Alle Ritter tragen sie jetzt kurz…«
    Morgaine strich ihm über die spärlichen Locken und sagte: »Aber nein, mein Lieber. Ich glaube, diese Haartracht entspricht mehr Eurem Alter. Ihr wollt doch nicht wie ein kleiner Junge oder ein Mönch aussehen.« Sie dachte:
Du hast nur noch so wenige Haare, Uriens. Wenn ich sie dir kurzschneide, sieht man deutlich deine kahlen Stellen.
»Seht, Lancelot trägt die Haare auch noch lang, Gawain und Gareth auch, und niemand kann behaupten, sie seien alte Männer!«
    »Ihr habt recht wie immer«, sagte Uriens zufrieden. »Ich glaube, solches schickt sich nicht für einen Mann. Ein Jüngling wie Uwain kann sich die Haare kürzen lassen.« Uwain trug das Haar tatsächlich nur bis in den Nacken. »Wie ich sehe, wird auch Lancelot langsam grau… wir sind alle nicht mehr die Jüngsten, meine Liebe.«
    Als Lancelot geboren wurde, warst du bereits Großvater,
dachte Morgaine ärgerlich. Aber sie murmelte nur, niemand sei mehr
so
jung wie vor zehn Jahren – eine Wahrheit, der keiner widersprechen konnte – und verließ Uriens.
Lancelot ist immer noch der schönste Mann, den ich kenne,
dachte sie. Im Vergleich zu ihm wirkte selbst Accolon zu ebenmäßig und hatte zu feine Züge. Gewiß, in seinen Haaren und in dem sorgsam geschnittenen Bart zeigte sich das erste Grau. Aber in seinen Augen lag das alte Lächeln: »Seid gegrüßt, Base.«
    Die freundliche Begrüßung überraschte Morgaine.
Uriens hatte recht,
dachte sie,
wir sind alle nicht mehr jung, nicht viele können sich noch an unsere Jugend erinnern.
Lancelot umarmte sie, und sie spürte den seidigen Bart an ihrer Wange.
    Sie fragte: »Ist Elaine nicht hier?«
    »Nein, sie hat mir vor drei Tagen eine zweite Tochter geschenkt. Sie hoffte, das Kind würde früher kommen, und sie sei dann bereits wieder kräftig genug, um nach Camelot zu reiten, aber das Kind ließ sich Zeit… es

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