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Die Nebel von Avalon

Titel: Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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immer?«
    Morgaine schüttelte den Kopf: »Ich hasse keinen von euch beiden«, erklärte sie. »Warum sollte ich auch? Aber ich dachte, du bist jetzt vermählt… und Gwenhwyfar verdient, daß du sie in Ruhe läßt.«
    »Du hast sie nie verstanden«, entgegnete Lancelot hitzig. »Ich glaube, du hast sie schon abgelehnt, als ihr beide noch junge Mädchen wart. Das ist nicht recht von dir, Morgaine. Sie hat ihre Sünde bereut. Und ich… nun, du hast es selbst gesagt, ich bin mit einer anderen Frau zusammen. Aber ich werde Gwenhwyfar nicht meiden wie eine Aussätzige. Wenn sie meine Freundschaft als Vetter ihres Gemahls will, werde ich sie ihr nicht entziehen.«
    Morgaine wußte, er sprach die Wahrheit. Was kümmerte es sie. Accolon schenkte ihr jetzt, was sie so lange von Lancelot begehrt hatte… Seltsam genug, selbst das schmerzte sie, wie die Lücke, nachdem der schmerzende Zahn gezogen war. Sie hatte Lancelot viele Jahre geliebt. Jetzt konnte sie ihn ohne Verlangen ansehen und spürte, wie leer ihr Herz war. Sanft erwiderte sie: »Es tut mir leid, Lance. Ich wollte dich nicht erzürnen. Du hast recht, es ist alles längst vergangen.«
    Ich wage zu behaupten, Lancelot glaubt wirklich, daß er und Gwenhwyfar nur noch Freunde sind
… Er
mag es so empfinden, und Gwenhwyfar ist so lammfromm geworden, daß es eigentlich keinen Grund gibt, daran zu zweifeln…
    »Hier bist du also, Lancelot! Und wie immer in Gesellschaft der schönsten Damen am Hof«, erklang es fröhlich. Der Ritter drehte sich um und umarmte den Ankömmling aufs herzlichste. »Gareth! Wie geht es dir dort oben im Norden? Auch du bist vermählt und Herr im eigenen Haus… sind es zwei oder drei Kinder, die deine Gemahlin dir geboren hat? Schönling, du siehst besser aus als je zuvor… selbst Cai könnte dich jetzt nicht mehr verspotten!«
    »Ich hätte ihn gerne wieder in meiner Küche«, rief Cai lachend und schlug Gareth gutmütig auf die Schulter. »Es sind doch vier Söhne, nicht wahr? Eure Gemahlin Lionors hat Zwillinge bekommen, wie die Wildkatzen in Eurem Land, nicht wahr? Morgaine, Ihr werdet von Jahr zu Jahr jünger«, fügte er hinzu und küßte ihr die Hand. Cai hatte sie immer gemocht.
    »Aber wenn ich sehe, daß Gareth erwachsen und ein Mann ist, fühle ich mich älter als die Berge«, erwiderte Morgaine lachend. »Eine Frau weiß, daß sie alt wird, wenn sie sich bei jedem jungen Mann, den sie sieht, sagen muß: ›Ich kannte ihn schon, als er noch in den Windeln lag…‹«
    »Und das, Tante«, sagte Gareth, während er sich zu Morgaine hinunterbeugte und sie umarmte, »ist in meinem Fall wahr. Ich erinnere mich noch gut daran, wie Ihr mir Ritter geschnitzt habt, als ich noch ein Kind war…«
    »Du hast die Holzfiguren nicht vergessen?« fragte Morgaine erfreut.
    »O nein… Lionors bewahrt einen immer noch bei meinen Schätzen auf«, erwiderte Gareth. »Er ist hübsch blau und rot bemalt. Mein ältester Sohn würde zu gerne damit spielen. Aber dieser Ritter ist mir zu kostbar. Wißt Ihr noch, daß ich ihn damals ›Lancelot‹ nannte, Herrin?«
    Jetzt lachte auch Lancelot, und Morgaine dachte, sie habe ihn noch nie so fröhlich und sorglos wie unter seinen Freunden gesehen.
    »Dein Sohn… muß beinahe so alt sein wie mein Galahad. Galahad ist ein prächtiger Junge, obwohl ich fürchte, er schlägt nicht in meine Familie. Ich habe ihn erst vor wenigen Tagen gesehen. Und wie mir scheint, sind auch die Mädchen hübsch.«
    Gareth wandte sich wieder Morgaine zu und erkundigte sich: »Wie geht es meinem Ziehbruder Gwydion, Lady Morgaine?«
    Sie erwiderte knapp: »Wie ich höre, ist er in Avalon. Ich habe ihn noch nicht gesehen.« Morgaine wandte sich zum Gehen, aber da trat Gawain zu ihnen und umarmte sie beinahe wie ein Sohn die Mutter. Aus Gawain war inzwischen ein riesiger Mann geworden, mächtig und mit breiten Schultern, die aussahen, als könne er einen Stier niederwerfen. Sein Gesicht war von vielen Narben gezeichnet.
    »Euer Sohn Uwain scheint mir ein ordentlicher Bursche zu sein. Ich glaube, aus ihm wird ein guter Ritter werden. Und genau das brauchen wir… Hast du deinen Bruder Lionel gesehen, Lance?«
    »Nein… ist Lionel hier?« fragte Lancelot und sah sich suchend in der Halle um. Sein Blick fiel auf einen großen, kräftigen Mann in einem seltsam geschnittenen Mantel.
    »Lionel! Bruder, wie geht es Euch in Eurem nebligen Reich über dem Meer?« Lionel trat zu ihnen und begrüßte sie. Er sprach einen seltsamen Dialekt, und

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