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Die Nebel von Avalon

Titel: Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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ist ein schönes, kräftiges Mädchen. Wir hatten es schon vor drei Wochen erwartet.«
    »Wie viele Kinder habt ihr jetzt, Lance?«
    »Drei. Galahad ist sieben und ein großer Junge. Nimue ist fünf. Ich sehe die Kinder nicht oft, aber ihre Ammen sagen, die beiden sind klug und aufgeweckt für ihr Alter. Elaine möchte die Kleine ›Gwenhwyfar‹ nennen, wie die Königin.«
    »Ich glaube, ich werde in den Norden reiten und sie besuchen«, antwortete Morgaine.
    »Ich bin sicher, sie wird sich freuen, dich zu sehen. Es ist einsam dort oben.« Morgaine glaubte nicht, daß Elaine sich freuen würde, aber das ging nur sie beide etwas an. Lancelot blickte zu Gwenhwyfar, an deren Seite Isotta von Cornwall saß, während Artus sich mit Herzog Marcus und seinem Neffen unterhielt.
    »Kennst du Drustan? Er ist ein guter Harfenspieler… natürlich spielt er nicht so gut wie Kevin.«
    Morgaine schüttelte den Kopf: »Wird Kevin heute singen?«
    »Ich habe ihn noch nicht gesehen«, erwiderte Lancelot. »Die Königin mag ihn nicht… der Hof ist für ihn zu christlich geworden… obwohl der König Kevin als Ratgeber und als Harfner gleichermaßen schätzt.«
    Morgaine fragte unumwunden: »Bist du auch Christ geworden, Lancelot?«
    »Ich wollte, ich wäre es«, sagte er mit einem Seufzer, der aus tiefstem Herzen kam. »Dieser Glaube ist für mich zu einfach… die Vorstellung, daß wir nur glauben müßten, Christus sei für alle unsere Sünden gestorben… Ich weiß zuviel… ich weiß, wie das Leben mit einem spielt. Wir und nur wir können Leben um Leben das zu Ende führen, was wir in Bewegung gesetzt, und den Schaden wiedergutmachen, den wir angerichtet haben. Es widerspricht jeglicher Vernunft anzunehmen, ein Mensch, gleichgültig wie heilig und begnadet er auch sein mag, könne die Sünden aller Menschen auf sich nehmen. Wie sonst ließe sich erklären, daß einige Menschen alles haben und andere so wenig? Nein, ich glaube, es ist nur ein übles Spiel der Mönche und der Priester. Sie machen den Menschen vor, Gottes Ohr zu sein und in seinem Namen Sünden vergeben zu können… Oh, ich wünschte, es wäre wirklich wahr. Ich weiß, manche Kirchenmänner sind gute und aufrichtige Leute.«
    »Ich bin noch keinem begegnet, der auch nur halb so gebildet oder halb so gut gewesen wäre wie Taliesin«, entgegnete Morgaine.
    »Taliesin war ein großer Mensch mit einer großen Seele«, stimmte Lancelot zu. »Vielleicht reicht ein Leben im Dienst der Götter nicht aus, um soviel Weisheit zu sammeln, und er hat den Göttern viele hundert Jahre gedient. Im Vergleich dazu erscheint mir Kevin ebensowenig tauglich als Merlin von Britannien wie mein kleiner Sohn auf Artus' Thron sitzen und seine Truppen in den Kampf führen kann. Taliesin hatte die Größe, sich nicht mit den Priestern zu streiten. Er wußte, sie dienen ihrem Gott so gut sie es vermögen. Vielleicht lernen auch sie nach vielen Leben, daß ihr Gott größer ist, als sie sich vorstellen. Und ich weiß, er achtete ihre Fähigkeit, ein keusches Leben zu führen.«
    »Für mich ist das Gotteslästerung und eine Verneinung des Lebens«, erklärte Morgaine, »ich weiß, auch Viviane dachte nicht anders darüber.«
Warum,
fragte sie sich verwundert,
stehe ich hier und unterhalte mich ausgerechnet mit Lancelot über Glaubensfragen?
    »Viviane kam wie Taliesin aus einer anderen Welt und aus einer anderen Zeit«, erwiderte der Ritter. »Sie überragte alle Menschen ihrer Zeit. Wir müssen uns mit dem abfinden, was wir haben. Du bist ihr so ähnlich, Morgaine.« Er lächelte wehmütig, und es gab ihr einen Stich ins Herz. Sie erinnerte sich, daß er schon einmal so etwas gesagt hatte…
nein, sie hatte es geträumt, aber sie konnte sich nicht mehr an alles erinnern…
Lancelot sprach weiter: »Ich sehe dich hier mit deinem Gemahl und deinem Stiefsohn… er wird der Tafelrunde Ehre machen. Ich habe dir immer Glück gewünscht, Morgaine. Du schienst so viele Jahre lang unglücklich zu sein. Aber jetzt bist du Königin in deinem eigenen Land, und du hast einen prächtigen Sohn…«
    Was könnte sich eine Frau mehr wünschen,
dachte sie. »Ich muß jetzt die Königin begrüßen…«
    »Ja«, antwortete sie nicht ohne Bitterkeit in der Stimme.
»Das
liegt dir sehr am Herzen.«
    »Oh, Morgaine«, sagte Lancelot traurig, »wir kennen uns nun schon so lange und sind miteinander verwandt. Können wir die Vergangenheit nicht endlich ruhen lassen? Verachtest du mich so sehr und haßt sie noch

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