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Die Nebel von Avalon

Titel: Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Ritter grübelte einen Augenblick, ehe er fragte: »Morgaine, ist er Lancelots Sohn?«
    Morgaine dachte, seine Frage sei nur zu berechtigt. Gwydion und Gareth waren von Kindesbeinen an Freunde gewesen. Sie schüttelte den Kopf und versuchte, scherzhaft zu antworten, um ihre Unsicherheit zu überdecken. »Nein, Gareth. Wenn Lancelot sein Vater wäre, hätte ich es dir längst gesagt. Ich weiß doch, wie sehr du dich darüber gefreut hättest, wie über alles, was mit Lancelot zu tun hat… Verzeiht mir, Vettern, ich sollte gehen und eure Mutter begrüßen. Sie war immer so gut zu mir.«
    Sie wandte sich ab und bahnte sich langsam ihren Weg zu den Frauen. Die Halle füllte sich immer mehr mit Menschen. Überall standen Gruppen von Gästen beisammen, die sich begrüßten und Neuigkeiten austauschten.
    Morgaine hatte noch nie etwas für solche Ansammlungen übrig gehabt. In den letzten Jahren hatte sie so viel Zeit in den grünen Hügeln von Wales verbracht, daß sie an den Geruch der Leute und der rauchenden Feuer nicht mehr gewöhnt war. Sie ging an der Seite der Halle und stieß plötzlich mit einem Mann zusammen, der unter dem leichten Anprall taumelte und sich haltsuchend an die Wand lehnte. Morgaine stand dem Merlin gegenüber. Sie hatte seit Vivianes Tod nicht mehr mit Kevin gesprochen. Sie sah ihn kalt an und wandte sich ab. »Morgaine…«
    Sie beachtete den Harfner nicht. Kevin sagte mit einer Stimme, die so kalt war wie ihr Blick: »Wendet eine Tochter von Avalon sich ab, wenn der Merlin mit ihr spricht?«
    Morgaine holte tief Luft und antwortete: »Wenn Ihr mich im Namen von Avalon auffordert, Euch anzuhören, will ich es tun. Aber es steht Euch nicht zu, denn Ihr habt Vivianes sterbliche Hülle den Christen überlassen. Für mich war das die Tat eines Verräters.«
    »Und wer seid Ihr, Herrin, um von Verrat zu sprechen? Ihr sitzt als Königin von Wales, während Vivianes Thron in Avalon verwaist ist.«
    Sie funkelte ihn zornig an: »Ich habe einmal versucht, im Namen von Avalon mit Euch zu sprechen, und Ihr habt mir befohlen zu schweigen.« Sie senkte den Kopf, ohne seine Antwort abzuwarten.
Er hat recht. Wie kann ich es wagen, von Verrat zu sprechen? Ich bin aus Avalon geflohen, weil ich zu jung und zu dumm war, um Vivianes Pläne zu begreifen. Erst jetzt beginne ich zu verstehen, daß sie mir das Gewissen eines Königs anvertraute. Ich habe diese Macht zurückgewiesen und nicht benutzt. Ich ließ zu, daß Gwenhwyfar Artus den Christenpriestern in die Hände spielte.
»Sprecht, Merlin. Avalons Tochter hört Euch zu.« Kevin sah sie einen Augenblick lang schweigend an. Wehmütig erinnerte sich Morgaine an die Jahre, in denen er ihr einziger Freund und Verbündeter am Hof gewesen war.
    Schließlich sagte er: »Eure Schönheit reift mit den Jahren, Morgaine, wie es bei Viviane der Fall war. Im Vergleich zu Euch ist heute jede Frau auf Camelot, selbst die irische Königin, die alle für so schön halten, nicht mehr als eine bemalte Puppe.«
    Sie lächelte schwach und erwiderte: »Ihr habt mich sicher nicht bei der Macht von Avalon beschworen, Euch zuzuhören, nur um mir nette Artigkeiten zu sagen, Kevin.«
    »Habe ich das? Ich habe mich nicht klar ausgedrückt, Morgaine. Ihr werdet in Avalon gebraucht… Dort herrscht jetzt eine Frau… « Er grübelte. »Liebt Ihr Euren alten Gemahl so sehr, daß Ihr Euch nicht von ihm losreißen könnt?«
    »Nein«, antwortete Morgaine. »Aber auch dort diene ich der Göttin.«
    »Ich weiß«, erklärte er, »und ich habe es Niniane auch gesagt. Wenn Accolon seinem Vater auf den Thron folgt, wird die Gemeinde der Göttin sich dort vergrößern… Aber Accolon ist nicht der Thronerbe, und der älteste Sohn ist ein priesterhöriger Narr.«
    »Accolon ist kein König, aber ein Druide«, erwiderte Morgaine. »Avallochs Tod würde nichts ändern. In Wales gilt inzwischen römisches Gesetz, und danach würde Avallochs Sohn an die Macht gelangen.«
Conn,
dachte sie,
er saß auf meinem Schoß und nannte mich Großmutter!
    Als habe Kevin ihre Gedanken gelesen, sagte er: »Das Leben von Kindern hängt an einem dünnen Faden, Morgaine. Viele werden nicht erwachsen.«
    »Ich werde keinen Mord begehen«, erwiderte sie, »selbst nicht für Avalon. Das könnt Ihr ihnen in meinem Namen berichten.«
    »Sagt es ihnen selbst«, erwiderte Kevin. »Niniane erzählte mir, Ihr beabsichtigt, sie nach Pfingsten in Avalon zu besuchen.«
    Morgaine spürte ein leeres, leidentiefes Gefühl in ihrem

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