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Die Nebel von Avalon

Titel: Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Löwen und dem Gesicht einer Frau –, sah sie ihn… Jetzt standen sie hier auf dieser kahlen Ebene inmitten des Rings unbehauener Steine, und im Westen loderte ein Feuer. Es kündete, daß das Licht im Land ihrer Geburt verlosch, wo sie von Kindheit an zusammen im Tempel gelebt und sich im heiligen Feuer vereint hatten, um sich in diesem Leben nicht mehr zu trennen. Nun hatten sie etwas getan, das sie über den Tod hinaus vereinte…
    »Ich liebe dieses Land«, bekannte der Mann leidenschaftlich, »und wir stehen hier, wo man Tempel aus unbehauenen Steinen errichtet, nicht aus Silber, Gold und edlen Steinen. Aber ich liebe dieses Land bereits… das kalte Land, in dem die Sonne niemals scheint. Ich bin bereit, mein Leben zu opfern, um es zu beschützen.« Er zitterte unter seinem Mantel, Igraine zog ihn mit sich, und sie drehten dem erlöschenden Feuer von Atlantis den Rücken. »Sieh nach Osten«, sagte sie, »denn jedesmal, wenn im Westen das Licht stirbt, erhebt sich im Osten das Versprechen der Wiedergeburt.« Eng umschlungen standen sie da und sahen, wie die Sonne strahlend hinter dem Auge des großen Steines aufging. Der Mann flüsterte: »Ja, wahrhaftig, es ist der große Kreislauf von Leben und Tod…«, und als er so sprach, zog er sie an sich, »der Tag wird kommen, an dem die Menschen alles vergessen haben. Dann ist das hier nur noch ein Ring von Steinen. Ich aber werde nichts vergessen, ich werde zu dir zurückkommen, Geliebte. Ich schwöre es.«
    Dann hörte sie plötzlich die ernste Stimme des Merlin: »Bedenke wohl, worum du bittest, denn es wird dir gewährt werden…«
    Igraine fand sich, nackt, nur den leichten Umhang über, vor der kalten Asche des Feuers in der Kammer sitzend. Gorlois schnarchte leise im Bett.
    Zitternd zog sie den Stoff enger um sich und kroch in das Bett zurück. Sie spürte die Kälte bis ins Mark und suchte nur noch Wärme.
    Morgan? Morgaine? Hatte sie ihrem Kind diesen Namen gegeben, weil es in Wirklichkeit ihr eigener war? War es nur ein wirrer Traum, den der Merlin ihr geschickt hatte, um sie davon zu überzeugen, daß sie Uther Pendragon aus einem früheren Leben kannte? Aber es war kein Traum gewesen – Träume waren wirr und trügerisch, eine närrische Welt voller Gaukeleien. Igraine wußte, irgendwie war sie in das Land der Wahrheit gelangt. Dorthin wandert nur die Seele, während der Körper zurückbleibt. Von dieser Reise hatte sie keinen Traum zurückgebracht, sondern eine Erinnerung. Etwas verstand sie jetzt: Wenn sie und Uther sich kannten, sich in der Vergangenheit geliebt hatten, erklärte dies das außergewöhnliche Gefühl der Vertrautheit. Er schien ihr kein Fremder zu sein; selbst sein tölpelhaftes – oder jungenhaftes – Verhalten beleidigte sie nicht. Es gehörte zu dem Menschen, den sie kannte und immer gekannt hatte.
    Sie erinnerte sich an die Zärtlichkeit, mit der sie seine Tränen mit ihrem Schleier getrocknet hatte. Jetzt wußte sie, daß sie dabei gedacht hatte:
Ja, so war er schon immer.. .
impulsiv, jungenhaft, stürmisch an sich reißend, was er begehrte, ohne Rücksicht auf den Preis.
    Hatten sie wirklich diesem Land die Geheimnisse der versunkenen Weisheit gebracht, vor Generationen, als die jetzt entschwundenen Länder im westlichen Meer verschwanden? Hatten sie wirklich gemeinsam die Strafe für den Eidbruch auf sich geladen?
Strafe?
Und dann, ohne zu wissen, warum, erinnerte sie sich daran, daß die Wiedergeburt – das menschliche Leben – an sich als Strafe galt; die Strafe eines Lebens im menschlichen Körper anstelle ewigen Friedens.
    Igraines Lippen verzogen sich zu einem Lächeln, und sie dachte:
Ist es eine Belohnung oder eine Strafe, in diesem Körper zu leben?
Sie erinnerte sich an das plötzliche Erwachen ihres Körpers in den Armen des Mannes, der war oder sein würde oder einmal gewesen war: Uther Pendragon! Igraine wußte, was sie zuvor nicht erkannt hatte. Mochten die Priester über Geburt und über die Wiedergeburt sagen, was sie wollten, das Leben in diesem Körper war Belohnung genug.
    Sie kuschelte sich tiefer in die Decken und blickte hellwach in die Dunkelheit. Viviane und der Merlin hatten vielleicht gewußt, was zu erfahren ihr bestimmt war: Mit Uther verband sie etwas, das ihre Bindung an Gorlois lediglich zu etwas Künstlichem und Vorübergehendem machte. Sie würde sich ihren Wünschen nicht länger widersetzen; Uther gehörte zu ihrem Schicksal. Sie und der Mann, der jetzt Uther war, hatten sich vor vielen

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