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Die Nebel von Avalon

Titel: Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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krampfhaft, mich an meinen Traum zu erinnern und an die Bedeutung, die Ihr und der Mondstein an Eurem Hals darin hattet.«
    Igraine erwiderte: »Man hat mir gesagt, es sei eine der Eigenschaften des Mondsteins, die wahren Erinnerungen der Seele zu wecken. Auch ich hatte einen Traum…«
    Er legte ihr sanft die Hand auf den Arm. »Ich kann mich nicht mehr erinnern. Aber weshalb scheine ich an Eurem Handgelenk immer einen Goldschmuck zu sehen, Igraine? Besitzt Ihr wirklich einen Armreif in der Form eines… eines goldenen Drachens?«
    Igraine schüttelte den Kopf. »Nicht mehr«, antwortete sie, und das Bewußtsein, daß König Uther auf irgendeine Art und ohne ihr Wissen die seltsame Erinnerung und den Traum teilte, lähmte sie.
    »Herzogin von Cornwall, Ihr haltet mich bestimmt für unhöflich. Darf ich Euch Wein anbieten?«
    Igraine schüttelte wortlos den Kopf. Sie wußte, sie zitterte so sehr, daß sie den Wein verschüttet hätte.
    »Ich weiß nicht, was mit mir los ist«, redete Uther erregt weiter. »So viel ist in den letzten Tagen geschehen… der Tod meines Vaters und Königs, die Streitereien der anderen Edlen, meine Wahl zum Großkönig … es erscheint mir alles so unwirklich, und Ihr, Igraine, seid am unwirklichsten von allem. Wart Ihr schon einmal im Westen, auf der großen Ebene, wo der Ring der Steine steht? Man erzählt sich, es sei in alter Zeit ein Tempel der Druiden gewesen. Aber der Merlin sagt, dieses Heiligtum wurde schon errichtet, lange bevor die Druiden in dieses Land kamen. Seid Ihr einmal dort gewesen?«
    »Nicht in diesem Leben, mein König.«
    »Euch würde ich es gerne zeigen, denn mir träumte einmal, ich sei mit Euch dort… o nein, haltet mich nicht für verrückt, Igraine, ich bin kein Mann, der nur von Träumen und Prophezeiungen redet«, sagte er plötzlich mit jungenhaftem Lächeln. »Laßt uns vernünftig von gewöhnlichen Dingen sprechen. Ich bin nur ein armer Heerführer aus dem Norden, der plötzlich aufwacht und Großkönig von Britannien ist. Vielleicht bringt mich das alles etwas durcheinander.«
    »Auch ich will vernünftig sein«, erwiderte Igraine zustimmend lächelnd. »Wenn Ihr ein verheirateter Mann wärt, würde ich Euch fragen, wie es Eurer Gemahlin geht, und welche Sorgen Ihr mit Eurem ältesten Sohn habt… oh, was wäre das Vernünftigste, das ich Euch fragen könnte… vielleicht, ob er gezahnt hat, ehe es heiß wurde, oder ob er einen Ausschlag von den Windeln hatte!« Uther lachte.
    »Ihr glaubt wohl, ich sei schon zu alt, um noch unverheiratet zu sein«, scherzte er. »Weiß Gott, Frauen hatte ich genug. Vielleicht sollte ich das nicht gerade der Gemahlin meines allerchristlichsten Herzogs offenbaren. Vater Jerome würde sicher behaupten, es seien zu viele Frauen für mein Seelenheil gewesen. Aber ich habe noch keine gefunden, die mir etwas bedeutet hätte, nachdem ich mit ihr im Bett war. Und ich fürchte, wenn ich eine Frau heirate, ehe ich mit ihr geschlafen habe, wird es mir nicht anders ergehen. Ich glaube, zwischen Mann und Frau sollte ein stärkeres Band bestehen, obwohl die Christen denken, das Bett sei Band genug… wie sagen sie noch?… besser heiraten als brennen. Nun ja, ich habe nicht gebrannt, sondern das Feuer gelöscht, und danach schlugen die Flammen nicht mehr hoch. Trotzdem glaube ich, es könnte ein Brennen geben, das nicht so leicht zu löschen ist. Und wenn ich eine solche Frau finde, könnte ich sie heiraten.« Unvermittelt fragte Uther: »Liebt Ihr Gorlois?«
    Viviane hatte ihr diese Frage gestellt, und Igraine hatte geantwortet, das sei nicht wichtig. Doch damals wußte sie nicht, was sie sagte. Jetzt erwiderte sie ruhig: »Nein, denn als ich ihm gegeben wurde, war ich zu jung, um darüber nachzudenken, was für eine Art Mann ich heirate.«
    Uther ging erregt auf und ab. Schließlich sagte er: »Ich sehe, Ihr seid keine Hure, die man sich einfach nehmen kann. Aber warum, ihr Götter, muß mich eine Frau in ihren Bann ziehen, deren Gemahl der treueste meiner Gefolgsleute ist…«
    Also hat der Merlin seinen schlauen Zauber auch über Uther geworfen.
Jetzt verübelte Igraine es ihm nicht mehr, denn es ging um ihrer beider Schicksal, und was geschehen sollte, hatte zu geschehen. Aber sie konnte nicht glauben, daß es ihr Los war, Gorlois zu betrügen und zu entehren. Und wieder schien sie auf der großen Ebene zu stehen, sie konnte beinahe die Schatten der großen Steine sehen, als ihr König Uther die Hand auf die Schulter legte.

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