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Die Nebel von Avalon

Titel: Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Ritual ab…«
    »Der Drache ist nichts anderes als die Schlange«, erklärte Igraine, »ein Symbol der Weisheit… ein Symbol der Druiden.«
    Gorlois runzelte unwillig die Stirn und erklärte, er habe für solche Dinge in einem christlichen Land nichts übrig. »Sie sollten sich mit der Salbung durch einen Bischof zufriedengeben.«
    »Aber nicht alle Menschen können die höheren Mysterien begreifen«, erwiderte Igraine. Das hatte sie als Kind auf der Heiligen Insel gelernt, und seit ihrem Traum von Atlantis hatten die Lehren der Kindheit über die Mysterien, die sie vergessen zu haben glaubte, eine neue Bedeutung und eine neue Tiefe für sie gewonnen. »Die Weisen wissen, daß man keine Abbilder braucht. Aber die einfachen Menschen im Land brauchen die Drachen, die ihrem König voranziehen, ebenso wie die Feldfeuer und die Große Ehe, durch die sich der König mit dem Land vermählt…«
    »Solche Rituale sind Christen untersagt«, entgegnete Gorlois streng. »Der Apostel hat darauf bestanden, es gibt nur einen Namen unter dem Himmel, der uns retten kann! All diese Zeichen und Vorstellungen sind schlimmster Aberglaube. Es würde mich nicht überraschen zu erfahren, daß der zügellose Uther sich solchen wollüstigen heidnischen Riten überläßt und das einfache Landvolk noch in seiner Sittenlosigkeit bestärkt. Ich hoffe, eines Tages in Britannien einen Großkönig zu erleben, für den nur die christlichen Zeremonien gelten!«
    Igraine lächelte und sagte: »Ich glaube, wir werden beide nicht lange genug leben, um diesen Tag zu sehen, mein Gemahl. Selbst der Apostel in Euren heiligen Büchern schreibt, kleine Kinder brauchen Milch und die starken Männer Fleisch. So braucht der einfache Mann, der Einmalgeborene, die Heiligen Brunnen, die Frühlingsfeste und die Tanzriten. Es wäre ein trauriger Tag für Britannien, wenn die Julfeuer nicht mehr brennen und keine Blumen in die Heiligen Brunnen geworfen würden.«
    »Selbst Teufel können die heiligen Worte verdrehen«, entgegnete Gorlois, aber nicht ärgerlich. »Vielleicht hatte der Apostel das im Sinn, als er sagte, die Frauen sollten in der Kirche schweigen, denn es läge in ihrem Wesen, solchen Irrtümern zu verfallen. Wenn du älter und klüger bist, Igraine, wirst du es besser wissen. Aber jetzt mache dich für den Gottesdienst und für die Feier danach so schön wie du willst.«
    Igraine legte das neue Gewand an und kämmte ihr Haar, bis es wie Kupfer glänzte. Als sie in den silbernen Spiegel blickte – Gorlois hatte ihn schließlich doch auf dem Markt kaufen lassen –, fragte sie sich mit einem plötzlichen Gefühl der Verzagtheit, ob Uther sie denn überhaupt bemerken würde. Gewiß, sie war schön, aber es gab andere Frauen – schönere und jüngere, unverheiratete Frauen, die noch keine Kinder geboren hatten. Warum sollte er sie wollen, alt und verheiratet, wie sie war?
    Während der langen Zeremonie in der Kirche verfolgte sie aufmerksam, wie Uther vom Bischof gesalbt wurde und den Eid ablegte. Endlich gab es einmal keine bedrückenden Hymnen von Gottes Zorn und seinem Strafgericht; es erklangen fröhliche Lieder voll Jubel und Dank; selbst die Glocken läuteten froh und nicht mehr traurig. In dem Haus, in dem Ambrosius Hof gehalten hatte, gab es danach ein Mahl und Wein; und die Gefolgsleute des Ambrosius kamen einer nach dem anderen, um Uther die Treue zu schwören. Das Zeremoniell ermüdete Igraine. Doch schließlich ging auch das vorüber; die Edlen und ihre Gemahlinnen versammelten sich um die Tafel, tranken Wein und genossen die Speisen. Igraine trat etwas abseits und beobachtete die festliche Versammlung. Und dort fand Uther sie endlich, wie sie es halb erwartet hatte.
    »Edle Dame, Herrin von Cornwall.«
    Igraine machte einen tiefen Knicks: »Edler Pendragon! Mein König…«
    Er unterbrach sie ungestüm: »Es besteht kein Grund zu solchen Förmlichkeiten zwischen uns, Herrin«, und zog sie an den Schultern hoch. Wie im Traum erwartete sie beinahe, an seinem Arm die goldenen Schlangen zu sehen. Doch Uther sagte nur: »Ihr tragt heute nicht den Mondstein. Dieser Stein ist so seltsam. Als ich ihn zum ersten Mal an Euch sah, erinnerte er mich an einen Traum… Im letzten Frühling lag ich im Fieber, und der Merlin pflegte mich. Damals träumte ich etwas Merkwürdiges, und heute weiß ich, daß ich Euch dort zum ersten Mal erblickte… lange bevor ich Euch begegnete. Ich muß Euch wie ein Bauer angestarrt haben, Igraine, aber ich versuchte

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