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Die Nebel von Avalon

Titel: Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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bringen… wenn ich es nicht tue, hätte ich das Werk besser nicht begonnen. Du kannst meinen Platz dort nicht übernehmen, und deshalb mußt du hier ausharren… die Göttin helfe uns beiden.« Sie umarmte Niniane und drückte sie fest an sich: »Meine arme kleine Nichte. Auf uns beiden lastet ein Los, dem wir nicht entfliehen können… Wäre ich hiergeblieben, hätte ich für die Göttin gearbeitet. Aber als ich meiner gelobten Pflicht entsagte, legte sie mir an anderer Stelle Aufgaben auf die Schultern… Niemand von uns kann ihr entfliehen. Wir beide sind in ihrer Hand, und es ist zu spät zu sagen, das andere wäre besser gewesen… Ihr Wille geschehe.«
    Niniane machte sich einen Augenblick starr und steif, aber dann schwand ihre Ablehnung, und sie klammerte sich fast wie Nimue an Morgaine. Sie kämpfte mit den Tränen, als sie sagte: »Ich wollte dich hassen…«
    »Und ich vielleicht auch dich…«, entgegnete Morgaine. »Aber die Göttin will es anders, und vor ihr sind wir Schwestern…« Zögernd kamen die Worte über ihre Lippen, die sie so lange zurückgehalten hatte. Sie fügte noch etwas hinzu, Niniane senkte den Kopf und murmelte die entsprechende Antwort. Dann sagte sie: »Erzähle mir von deiner Arbeit im Westen, Morgaine. Nein, setze dich neben mich. Du weißt, zwischen uns gibt es keinen Unterschied…«
    Morgaine erzählte ihr soviel sie konnte, und Niniane nickte. »Der Merlin hat mir davon berichtet«, erwiderte sie. »Die Menschen in deinem Land wenden sich also wieder der Göttin zu… Aber Uriens hat zwei Söhne, und der ältere ist der Thronfolger. Es ist also deine Aufgabe sicherzustellen, daß Wales einen König von Avalon bekommt… das heißt, Accolon muß den Thron seines Vaters besteigen, Morgaine.«
    Morgaine schloß die Augen und senkte den Kopf. Schließlich erwiderte sie: »Ich möchte nicht töten, Niniane. Ich habe zuviel Gemetzel und Blutvergießen mitansehen müssen. Avallochs Tod würde wenig nützen… in Wales gilt römisches Gesetz, seit die Christenpriester im Land sind, und Avalloch hat einen Sohn.«
    Niniane blieb unbeeindruckt. »Ein Sohn könnte im Sinne der Göttin erzogen werden… Wie alt ist er, vier?«
    »Er war vier, als ich nach Wales kam«, antwortete Morgaine und dachte an das Knäblein, das mit fettigen Fingern auf ihrem Schoß gesessen und sie Großmutter genannt hatte. »Genug, Niniane, ich habe alles andere getan, aber selbst für Avalon werde ich nicht töten.«
    Niniane funkelte sie an. Sie hob den Kopf und sagte warnend: »Sprich nie von dem Brunnen, aus dem du nicht trinkst!« Morgaine erkannte plötzlich, daß die Frau vor ihr auch Priesterin war und nicht nur wie ein fügsames Kind. Sonst hätte sie nie die Härten und Prüfungen überstanden, die eine Priesterin erdulden mußte, um Herrin von Avalon zu werden. Die Göttin mußte sie anerkannt haben. Und mit unerwarteter Demut begriff Morgaine, warum sie hierhergeschickt worden war.
    Beinahe warnend sagte Niniane: »Du wirst tun, was die Göttin dir befiehlt, denn sie hat ihre Hand auf dich gelegt, wie ich an dem Zeichen sehe, das du trägst…« Ihre Augen ruhten auf Morgaines Brust, als könne sie durch die Falten des Gewandes die Hagebutte oder die silberne Mondsichel dort sehen. Morgaine senkte den Kopf und flüsterte: »Wir sind alle in ihrer Hand.«
    »So sei es«, sagte Niniane, und einen Augenblick lang war es so still im Raum, daß man hörte, wie unten im See ein Fisch in die Luft sprang und klatschend wieder in das Wasser eintauchte. Dann fragte sie: »Was ist mit Artus, Morgaine? Trägt er immer noch Excalibur, das Heilige Schwert der Druiden? Wird er doch noch seinen Schwur einlösen? Kannst du ihn dazu bringen?«
    »Ich kann Artus nicht ins Herz sehen«, erwiderte Morgaine, und es war ein bitteres Geständnis.
Ich besaß Macht über ihn. Aber ich war mir zu gut, um sie zu nutzen. Ich habe freiwillig darauf verzichtet.
»Er muß den Schwur erneuern, oder du mußt ihm das Schwert entwinden«, erklärte Niniane. »Du bist der einzige Mensch, dem man diese Aufgabe anvertrauen kann. Excalibur, das Schwert der Heiligen Insignien, darf nicht in der Hand eines Mannes bleiben, der ein Anhänger Christi geworden ist. Du weißt, Artus hat keinen Sohn von seiner Königin. Er hat Lancelots Sohn Galahad zum Thronerben erklären lassen, denn die Königin ist inzwischen älter geworden.«
    Gwenhwyfar ist jünger als ich, und selbst ich könnte noch ein Kind bekommen, wenn es nach Gwydions Geburt

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