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Die Nebel von Avalon

Titel: Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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haßerfüllten Blick eben noch wahr… und schon lächelte sie wieder der junge Druide an.
    »Meine Eltern gaben mir das Beste, was sie mir geben konnten«, erklärte Gwydion, »das königliche Blut von Avalon. Aber um etwas bitte ich Euch noch, Lady Morgaine.«
    Unerklärlicherweise wünschte Morgaine, er hätte sie wenigstens einmal Mutter genannt. »Wenn es in meiner Macht steht, will ich es dir gewähren.«
    Gwydion sagte: »Es ist kein großes Geschenk. Ich bitte Euch, Herrin, daß Ihr mich im Verlauf der nächsten fünf Jahre zu Artus begleitet und ihm sagt, Königin Morgaine, daß ich sein Sohn bin. Ich weiß wohl…«, wieder ein flüchtiges, seltsames Lächeln, »… daß er mich nicht als seinen Erben eingesetzen kann. Aber ich wünsche mir, daß er seinen Sohn kennenlernt. Um mehr bitte ich nicht.«
    Morgaine senkte den Kopf. »Soviel bin ich dir sicher schuldig, Gwydion.«
    Gwenhwyfar sollte denken, was sie wollte – Artus hatte bereits Buße getan. Und jeder Mann mußte stolz sein auf diesen ernsthaften Druiden. Morgaine wußte, auch sie sollte sich nach all diesen Jahren nicht mehr wegen des Vergangenen schämen. Und nun begriff sie, daß sie sich seit ihrer Flucht aus Avalon nichts als geschämt hatte! Jetzt stand ihr erwachsener Sohn vor ihr, und sie mußte sich der Unfehlbarkeit von Vivianes Vision beugen.
    Sie sagte: »Ich schwöre dir, dieser Tag wird kommen. Ich schwöre es bei der Heiligen Quelle.« Ihr verschwamm alles vor den Augen, und wütend kämpfte sie gegen die verräterischen Tränen. Dies war nicht ihr Sohn. Uwain war es vielleicht, aber Gwydion nicht. Dieser dunkle, gutaussehende Mann, der Lancelot so sehr glich, den sie als Mädchen geliebt hatte, war nicht ihr Sohn, der zum ersten Mal vor seiner Mutter stand, die ihn verlassen hatte, noch ehe er ihrer Brust entwöhnt war. Gwydion war ein Druide und sie eine Priesterin der Großen Göttin. Wenn sie auch nicht mehr füreinander sein konnten, so waren sie zumindest auch nicht weniger.
    Morgaine legte die Hände auf seinen gesenkten Kopf und sagte: »Sei gesegnet.«

13
    Königin Morgause hatte sich längst damit abgefunden, daß sie nicht das Gesicht besaß. Doch in den letzten Tagen, während die Blätter fielen und die roten Lärchen schon kahl im eisigen Wind Lothians standen, hatte sie zweimal von ihrem Ziehsohn Gwydion geträumt. Deshalb nahm sie die Botschaft des Dieners gelassen entgegen, der berichtete, ein Reiter nähere sich der Burg. Gwydion trug einen grobgewebten Umhang von merkwürdiger Farbe, der von einer beinernen Spange zusammengehalten wurde, wie Morgause sie noch nie gesehen hatte. Als sie ihn in die Arme schließen wollte, fuhr er aufstöhnend zurück. »Nein, Mutter…« Er legte den freien Arm um sie und erklärte. »Ich bin in der Bretagne verwundet worden… nein, es ist gewiß nichts Ernsthaftes«, beruhigte er sie, »die Wunde hat sich nicht entzündet, und vielleicht bleibt nicht einmal eine Narbe zurück. Aber wenn man sie berührt, schmerzt sie schrecklich!«
    »Du hast in der Bretagne gekämpft? Ich glaubte dich sicher in Avalon«, sagte sie vorwurfsvoll. Morgause führte ihn in die Halle und bot ihm einen Platz am Feuer. »Ich habe keinen Wein aus dem Süden für dich…«
    Er lachte. »Davon hatte ich mehr als genug… ich trinke gern Gerstenbier oder Branntwein, wenn du das hast… mit heißem Wasser und Honig gemischt. Ich bin völlig durchgefroren.« Eine der Frauen zog ihm die Stiefel aus, nahm ihm den Mantel ab, und er lehnte sich bequem zurück. »Es ist schön, wieder bei dir zu sein, Mutter…« Er setzte den dampfenden Becher an die Lippen und trank mit Genuß.
    »Und mit einer Wunde reitest du so weit durch die Kälte? Gibt es so große Neuigkeiten, die du mir berichten mußt?«
    Gwydion schüttelte den Kopf. »Nein, ich hatte nur Heimweh, das ist alles«, erklärte er. »Dort unten ist alles so grün und üppig und so feucht. Es gibt nur Nebel und Kirchenglocken… Ich sehnte mich nach der reinen Luft der Berge, dem Geschrei der Möwen und nach deinem Gesicht, Mutter…« Er ergriff den Becher, und Morgause sah die Schlangen auf seinen Handgelenken. Sie wußte nicht viel über Avalon, aber doch soviel, daß die Schlangen den höchsten Druiden vorbehalten waren. Er bemerkte ihren Blick und nickte, sagte aber nichts.
    »Hast du diesen häßlichen Mantel aus der Bretagne mitgebracht? Er ist grob gewebt und schlecht gefärbt, gerade gut genug für einen Reitknecht.«
    Gwydion lachte. »Er hat

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