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Die Nebel von Avalon

Titel: Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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dem Priester sagen, was sie wirklich dachte. Dann hätte er endlich etwas, um darüber zu reden…
    Nun, es war schon wieder geschehen und ließ sich nicht mehr ändern. Im allgemeinen kam sie mit Vater Eian, Uwains früherem Lehrer, gut aus – für einen Priester war er wirklich gebildet.
    »Berichte dem Vater Eian, daß sein Schüler zum Abendessen hier sein wird«, sagte Morgaine. Und ihr wurde sofort klar, daß sie schon wieder unvorsichtig gewesen war. Sie hatte gewußt, daß Maline an den Priester dachte, und mit ihrer Antwort reagierte sie auf Malines Gedanken und nicht auf ihre Worte. Morgaine verließ die Halle, und die junge Frau starrte ihr nach.
    Es war ein schwerer Winter mit viel Regen, Schnee und Stürmen gewesen. Kein einziger Reisender war in dieser Zeit zu ihnen gekommen. Sie hatte fleißig Kleider für die ganze Familie genäht, angefangen bei Uriens bis zu Malines jüngstem Kind. Aber das Nähen strengte ihre Augen zu sehr an. Im Winter gab es keine frischen Kräuter und Pflanzen. Sie konnte kaum Heiltränke und Kräutertinkturen bereiten. Sie hatte keine Freundinnen – ihre Hofdamen waren die Frauen von Uriens Rittern und noch langweiliger als Maline. Keine konnte auch nur einen einzigen Absatz in der Bibel lesen. Sie entsetzten sich alle darüber, daß Morgaine das Lesen und das Schreiben und sogar Latein und Griechisch beherrschte. Sie hatte den Winter in qualvoller Langeweile und Ungeduld über sich ergehen lassen, denn sie konnte auch nicht immer Harfe spielen… Um so schlimmer, denn dadurch war sie versucht, sich hinzusetzen, zu spinnen und zu träumen, die Gedanken wandern zu lassen… zu Artus nach Camelot oder zu Accolon, der im Auftrag des Königs unterwegs war. Vor drei Jahren hatte Morgaine überlegt, daß Accolon genügend Zeit am Hof verbringen sollte, damit Artus ihn kennenlernen und ihm vertrauen würde. Accolon trug die Schlangen von Avalon. Das konnte sich als ein wertvolles Band zu ihrem Bruder erweisen. Sie empfand Accolons Abwesenheit wie einen ständigen Schmerz. Bei ihm wurde sie, was er in ihr sah – eine Hohepriesterin, die sich ihrer selbst und ihrer Ziele sicher war. Aber dieses Geheimnis teilten nur sie beide. In den langen Zeiten der Einsamkeit überfielen Morgaine immer wieder Zweifel und Ängste. War sie vielleicht nur das, was Uriens in ihr sah: Eine einsame Königin, die langsam alt wurde? Körper und Geist zerfielen, die Seele starb und verwelkte…
    Trotzdem hatte sie alles fest in der Hand, ihren Haushalt, das Volk im Land und die Leute auf der Burg. Alle wendeten sich rat- und hilfesuchend an sie. Und im ganzen Land sagte man:
Die Königin ist klug. Selbst der König tut nichts ohne ihre Zustimmung.
Morgaine wußte, die Stämme und das Alte Volk beteten sie beinahe an, obwohl sie nicht wagte, allzuoft an den alten Ritualen teilzunehmen. Jetzt traf sie im Küchenhaus Anordnungen für ein festliches Mahl – soweit man das am Ende eines langen Winters mit unpassierbaren Straßen noch konnte. Aus den verschlossenen Schränken holte Morgaine etwas von ihren Vorräten an Rosinen und getrockneten Früchten und etliche Gewürze, um den letzten Schinken zu kochen. Maline würde Vater Eian berichten, daß man Uwain am Abend erwartete. Uriens konnte sie die Nachricht selbst überbringen.
    Sie ging hinauf in sein Gemach. Der König würfelte gelangweilt mit einem seiner Männer. Der Raum roch stickig und nach Moder.
Sein Kampf mit dem Lungenfieber in diesem Winter hatte auch etwas Gutes gehabt. Er erwartete wenigstens nicht von mir, sein Bett mit ihm zu teilen,
dachte Morgaine. Es
war gar nicht so schlecht, daß Accolon den Winter bei Artus auf Camelot verbrachte. Wir hätten uns sonst großen Gefahren ausgesetzt und wären möglicherweise entdeckt worden…
    Uriens stellte den Würfelbecher auf den Tisch und blickte auf. Der lange Kampf gegen das Fieber hatte ihn ausgezehrt. Ein paar Tage lang glaubte Morgaine, der alte Mann würde sterben, und mußte hart um sein Leben kämpfen – zum Teil mochte sie Uriens trotz allem und wünschte seinen Tod nicht… aber auch, weil Avalloch den Thron bestiegen hätte, sobald er tot war.
    »Ich habe Euch den ganzen Tag noch nicht gesehen, Morgaine. Ich habe mich einsam gefühlt«, begrüßte sie Uriens leicht gereizt und vorwurfsvoll. »Huw ist kein annähernd so erfreulicher Anblick wie Ihr.«
    »Oh«, erwiderte Morgaine scherzend, weil sie wußte, daß Uriens für derbe Spaße immer zu haben war. »Ich habe Euch bewußt allein

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