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Die Nebel von Avalon

Titel: Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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gelassen, denn ich glaubte, im Alter hättet Ihr Geschmack an hübschen
    jungen Männern gefunden… aber offensichtlich wollt Ihr ihn nicht, mein Gemahl. Bedeutet das, ich kann ihn haben?«
    Uriens lachte: »Ihr macht den armen Mann ganz verlegen«, und fuhr gutmütig fort: »Aber wenn Ihr mich den ganzen Tag allein laßt, bleibt mir nicht viel anderes übrig, als ihn oder den Hund anzuhimmeln.«
    »Nun, ich bringe Euch gute Neuigkeiten. Ihr werdet heute abend zum Mahl in die Halle hinuntergetragen… Uwain wird noch vor dem Abendessen hier sein.«
    »Gott sei gelobt!« antwortete Uriens. »Ich glaubte, in diesem Winter zu sterben, ohne einen meiner Söhne noch einmal zu sehen.«
    »Ich nehme an, Accolon wird zur Sommersonnenwende zurückkommen.« Morgaine empfand ein qualvolles Verlangen, wenn sie an die Feldfeuer dachte, die erst wieder in zwei Monaten lodern würden.
    »Vater Eian hat mich wieder bedrängt, die Feuer zu verbieten«, sagte Uriens verdrießlich. »Ich kann seine Klagen nicht mehr hören. Er stellt sich vor, das Volk gibt sich damit zufrieden, daß er die Felder segnet, und glaubt, wenn wir die Bäume im Hain fällen, dann wenden sie sich auch von den Feuern ab. Es ist richtig, die alten Riten scheinen von Jahr zu Jahr mehr Zulauf zu finden… ich hatte geglaubt, sie würden mit den alten Leuten langsam aussterben und war bereit, sie jenen zu lassen, die sich nicht an den neuen Glauben gewöhnen können. Aber wenn das junge Volk sich wieder den heidnischen Bräuchen zuwendet, müssen wir etwas unternehmen… vielleicht sogar den Hain vernichten.«
    Wenn du das tust, begehe ich einen Mord!
dachte Morgaine. Aber sie nahm sich zusammen. Ihre Stimme klang sanft und vernünftig: »Das wäre falsch. Die Eichen füttern die Schweine, und auch die Bauern nähren sich von ihnen… selbst wir haben in schlechten Jahren schon Eichelmehl verwenden müssen. Der Hain ist Hunderte von Jahren alt… die Bäume sind heilig…«
    »Ihr sprecht selbst schon wie eine Heidin, Morgaine.«
    »Könnt Ihr behaupten, der Eichenhain sei nicht das Werk Gottes?« entgegnete sie scharf. »Warum sollen wir die harmlosen Bäume bestrafen, weil dumme Menschen sie zu etwas benutzen, das Vater Eian mißbilligt? Ich glaubte, Ihr liebt Euer Land.«
    »Gewiß, das tue ich auch«, erwiderte Uriens gereizt. »Aber auch Avalloch sagt, ich soll die Bäume fällen, damit die Heiden keine Zufluchtsstätte mehr haben. Vielleicht bauen wir dort eine Kirche oder eine Kapelle.«
    »Das Alte Volk gehört auch zu Euren Untertanen«, erinnerte ihn Morgaine. »In Eurer Jugend habt Ihr die Große Ehe mit dem Land geschlossen. Wollt Ihr dem Alten Volk den Hain etwa nehmen? Er bietet ihnen Nahrung und Schutz. Er ist ihre Kapelle, die von Gott und nicht von Menschen erbaut wurde. Wollt Ihr sie dem Hungertod ausliefern, wie es in manchem der gerodeten Gebiete geschehen ist?«
    Uriens blickte auf seine knochigen, altersfleckigen Handgelenke. Die blauen Schlangenzeichen waren nahezu verblaßt. Man sah nur noch bläuliche Flecken. »Nun, man nennt Euch die Fee Morgaine… das Alte Volk könnte keine bessere Fürsprecherin haben. Da Ihr, meine Herrin, für sie bittet, werde ich den Hain nicht anrühren, solange ich lebe. Aber nach mir muß Avalloch tun, was ihm richtig erscheint. Bringt mir meine Schuhe und mein Gewand, damit ich nicht wie ein alter Tattergreis in Nachthemd und Pantoffeln in der Halle sitze, sondern wie ein König.«
    »Gewiß«, sagte Morgaine. »Aber ich kann Euch nicht aus dem Bett heben. Huw soll Euch ankleiden.« Aber sie kämmte Uriens. Dann rief sie einen zweiten Mann. Die beiden Männer trugen den König in die Halle hinunter. Morgaine legte Kissen auf den Thron und überzeugte sich, daß er bequem saß.
    Inzwischen hörte sie das geschäftige Treiben der Dienerschaft, und in den Burghof ritten Reiter…
Uwain,
dachte sie, ohne den Kopf zu heben, als der junge Mann in die Halle geführt wurde. Es fiel ihr schwer, sich daran zu erinnern, daß der große breitschultrige junge Ritter mit einer vernarbten Wunde im Gesicht der magere Knabe war, der in ihrem ersten, einsamen Jahr an Uriens Hof wie ein gezähmtes wildes Tier zu ihr kam. Er küßte seinem Vater die Hand und verbeugte sich vor Morgaine. »Mein Vater, liebe Mutter…«
    »Wie schön, dich wieder zu Hause zu sehen, mein Sohn«, sagte Uriens. Morgaine wendete aber den Blick nicht von dem zweiten Mann, der in die Halle getreten war. Sie konnte es nicht glauben. Es war, als sähe

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