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Die Nebel von Avalon

Titel: Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Schulter. Sie trug einen schimmernden goldenen Gürtel auf ihrem herrlichen Gewand. Auch Artus sah prächtig aus. Er trug Excalibur an seiner Seite – immer noch in der alten Scheide aus rotem Samt, die er nun seit mehr als zwanzig Jahren trug. Morgause dachte:
Gwenhwyfar hätte sie ihm in den letzten zehn Jahren bestimmt einmal neu besticken können.
    Draußen vor der Kirche kniete Galahad vor Artus nieder. Gawain reichte dem König ein funkelndes Schwert, und Artus sagte: »Dies ist für Euch, mein teurer Neffe und angenommener Sohn!«
    Auf einen Wink hin legte ihm Gawain das Schwert mit dem Gürtel um die schlanke Hüfte. Galahad lächelte und erwiderte: »Ich danke Euch, mein König. Möge ich es immer und nur in Euren Diensten tragen.«
    Artus legte Galahad die Hand auf den Kopf und sagte: »Ich nehme Euch frohen Herzens unter meinen Gefährten auf, Galahad, und mache Euch hiermit zum Ritter. Seid immer treu und gerecht. Dient dem Thron und immer der gerechten Sache.«
    Er half dem jungen Mann auf, umarmte und küßte ihn. Nachdem auch Gwenhwyfar Galahad geküßt hatte, begab sich die königliche Gesellschaft zu dem großen Turnierplatz, und alle folgten ihnen. Morgause ging zwischen Morgaine und Gwydion, vor Uriens, Accolon und Uwain. Man hatte den Turnierplatz mit grünen Stangen geschmückt,
    an denen Bänder und Wimpel flatterten. Die Zeremonienmeister schritten die Kampffelder ab. Sie sah, wie Lancelot Galahad umarmte und ihm einen weißen Schild gab. Morgause fragte: »Wird Lancelot heute kämpfen?«
    Accolon erwiderte: »Ich glaube nicht… wie ich gehört habe, ist er der Kampfrichter. Er hat das Turnier zu oft gewonnen. Unter uns gesagt, er ist nicht mehr der Jüngste. Es ließe sich mit seiner Ehre als Ritter der Königin kaum vereinbaren, wenn ein junger Mann ihn aus dem Sattel heben würde, der gerade zum Ritter geschlagen wurde. Ich habe gehört, daß Gareth ihn mehr als einmal geschlagen hat, und Lamorak…«
    Morgause unterbrach ihn lächelnd: »Ich halte es Lamorak zugute, daß er sich mit
diesem
Sieg nicht gebrüstet hat… wenige Männer können sich verkneifen, damit zu prahlen, daß sie Lancelot besiegt haben – selbst wenn es nur auf einem Turnier war.«
    »Nein«, erwiderte Morgaine bestimmt, »ich glaube, die meisten jungen Ritter würde der Gedanke unglücklich machen, daß Lancelot nicht mehr der König der Turniere ist. Er ist ihr Held!«
    Gwydion lachte: »Wollt Ihr damit sagen, die jungen Hirsche vermeiden es, den Ritter herauszufordern, der unter ihnen der Hirschkönig ist?«
    »Ich glaube, keiner der älteren Ritter würde ihn herausfordern; unter den jüngeren gibt es nur wenige, die Kraft und Erfahrung besitzen, um ihn herauszufordern. Ich denke, er würde ihnen immer noch die eine oder andere Finte zeigen können.«
    »Ich würde es nicht tun«, erklärte Uwain ruhig. »Ich glaube, es gibt an diesem Hof keinen Ritter, der Lancelot nicht liebt. Gareth könnte ihn jederzeit aus dem Sattel heben. Aber an Pfingsten will er ihm diese Schmach nicht antun. Er und Gawain waren immer gleich stark. Einmal kämpften sie an Pfingsten über eine Stunde miteinander. Gawain schlug ihm sogar das Schwert aus der Hand. Ich weiß nicht, ob ich mich im Zweikampf mit ihm messen könnte. Aber meinetwegen kann er der unangefochtene Sieger bleiben, solange er lebt. Ich werde ihn nicht herausfordern.«
    »Versuch es eines Tages«, sagte Accolon lachend. »Ich habe es getan, und er hat mir innerhalb kürzester Zeit den Helm und den Kopf zurechtgerückt! Er ist vielleicht alt, aber er besitzt noch sein ganzes Können und seine Kraft.«
    Er half Morgaine und seinem Vater, auf den Ehrensitzen Platz zu nehmen. »Mit Eurer Erlaubnis werde ich in die Schranken treten, ehe es zu spät ist.«
    »Ich ebenfalls«, sagte Uwain und küßte seinem Vater die Hand. Er wendete sich Morgaine zu. »Ich habe keine Dame, Mutter. Wollt Ihr mir ein Zeichen geben, das ich in den Kampf trage?«
    Morgaine lächelte liebevoll und gab ihm ein Band vom Ärmel ihres Gewandes. Er befestigte es am Arm und sagte: »Ich habe mir Gawain als Gegner ausgesucht. Wir wollen unsere Kräfte messen.«
    Gwydion sagte mit gewinnendem Lächeln: »Oh, Herrin, dann solltet Ihr Euren Gunstbeweis besser zurücknehmen… oder wollt Ihr Eure Ehre so leicht aufs Spiel setzen?«
    Morgaine lachte und sah Accolon an. Morgause beobachtete, wie sie auflebte, und dachte:
Uwain ist weit mehr ihr Sohn als Gwydion. Aber Accolon ist unübersehbar mehr als das.

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