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Die Nebel von Avalon

Titel: Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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nicht öffentlich anerkennen, obwohl Ihr ein Sohn seid, auf den jeder Mann… von einem kinderlosen König ganz zu schweigen… stolz sein kann. Galahad muß den Thron nach mir besteigen.«
    »Wenn er so lange lebt«, erwiderte Gwydion. Als er Artus' entsetzten Blick sah, fügte er ruhig hinzu. »Nein, Herr, ich trachte ihm nicht nach dem Leben. Ich schwöre jeden Eid, den Ihr wünscht… auch auf das Kreuz, auf die Eiche, auf die Heilige Quelle oder auf die Schlangen, die ich trage«, er hielt dem König die Arme entgegen, »und die Ihr vor mir getragen habt: Wenn ich je die Hand gegen meinen Vetter Galahad erhebe, soll die Göttin lebende Schlangen schicken, um mein Leben zu fordern. Aber ich habe es gesehen… er wird ehrenvoll für das Kreuz sterben, das er anbetet.«
    »Gott beschütze uns vor dem Bösen!« schrie Gwenhwyfar.
    »Gewiß, Herrin. Aber wenn er nicht lange genug lebt, um Euren Thron zu besteigen, mein Vater und König… er ist ein Ritter und ein Krieger, und er ist sterblich, während Ihr vielleicht älter werdet als König Uriens. Was dann?«
    »Sollte Galahad sterben, ehe er den Thron besteigt… Gott behüte ihn vor jedem Unheil…«, erwiderte Artus, »bleibt mir keine Wahl. Königliches Blut ist königliches Blut. Und Ihr seid durch Avalon und den Pendragon von königlichem Geblüt. Sollte solch ein unheilvoller Tag kommen, werden selbst die Bischöfe vermutlich lieber Euch auf dem Thron sehen, als das Land in Unruhen und Wirren, die sie bei Uthers Tod fürchteten.«
    Er erhob sich, legte seinem Sohn beide Hände auf die Schultern und sah ihm in die Augen. »Ich wünschte, ich könnte mehr sagen, mein Sohn. Aber was geschehen ist, ist geschehen. Nur soviel noch… ich wünsche aus ganzem Herzen, du wärst der Sohn meiner Königin.«
    »Das wünsche ich auch«, sagte Gwenhwyfar, erhob sich und umarmte ihn.
    »Trotzdem will ich dich nicht behandeln, als seist du von niederem Stand«, fuhr Artus fort. »Du bist Morgaines Sohn, Mordred, Herzog von Cornwall, Ritter der Tafelrunde. Du wirst die Tafelrunde unter den Sachsenkönigen vertreten. Du sollst im Namen des Königs Recht sprechen, meine Steuern und Einkünfte einziehen und soviel für dich behalten, wie einem Kanzler des Königs zusteht. Und wenn du es wünschst, gebe ich dir die Erlaubnis, die Tochter eines Sachsenkönigs zu heiraten. So kannst du dir einen Thron erwerben, selbst wenn du den meinen nie besteigen wirst.«
    Gwydion verneigte sich und erwiderte: »Ihr seid sehr großzügig, Herr.«
    Ja,
dachte Morgaine,
und damit ist Gwydion aus dem Weg, bis er gebraucht wird – wenn er überhaupt gebraucht wird. O ja, Artus versteht sich aufs Regieren!
Sie hob den Kopf und sagte: »Du hast dich meinem Sohn gegenüber so großzügig gezeigt, Artus, darf ich deine Güte noch einmal in Anspruch nehmen?«
    Artus sah gequält aus, als er erwiderte: »Bitte mich um etwas, das ich dir gewähren kann, Schwester, und ich werde es mit Vergnügen tun.«
    »Du hast meinen Sohn zum Herzog von Cornwall gemacht. Aber er kennt Cornwall kaum. Ich habe gehört, daß Herzog Marcus inzwischen das ganze Land beansprucht. Wirst du mich nach Tintagel begleiten und seinen Anspruch zurückweisen?« Artus wirkte erleichtert.
    Hatte er erwartet, ich würde den Streit um das Schwert Excalibur noch einmal auflodern lassen? Nein, mein Bruder. An diesem Hof nie wieder! Wenn ich die Hand noch einmal nach Excalibur ausstrecke, dann wird es in meinem Land sein, am Sitz der Göttin, und nicht auf Camelot!
    »Ich war seit undenklichen Zeiten nicht mehr in Cornwall«, sagte Artus. »Ich kann den Hof aber erst nach der Sommersonnenwende verlassen. Bleibe als Gast auf Camelot. Dann reiten wir zusammen nach Tintagel und wollen sehen, ob Herzog Marcus oder ein anderer Mann es wagt, den Anspruch von Artus und von Morgaine, der Herzogin von Cornwall, zurückzuweisen.« Der König wendete sich an Kevin. »Genug von solchen Dingen… Ehrwürdiger Merlin, ich würde Euch nicht auffordern, vor dem ganzen Hof zu singen. Aber darf ich Euch hier in meinen Gemächern und in Gesellschaft meiner Familie um ein Lied bitten?«
    »Mit Vergnügen«, erwiderte Kevin, »wenn Eure Gemahlin nichts dagegen einzuwenden hat.« Er warf Gwenhwyfar einen Blick zu, aber sie schwieg. Kevin griff nach der Harfe und begann zu spielen. Morgaine saß ruhig neben Uriens und hörte der Musik zu. Artus hatte für seine Familie ein wahrhaft königliches Geschenk erbeten – Kevins Musik. Gwydion hatte die Hände um

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