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Die Nebel von Avalon

Titel: Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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»Es tut mir leid, daß meine Frauen dich so belästigt haben… ich hätte sie zur Ordnung rufen sollen, meine Liebe.«
    »Glaubst du, ich mache mir etwas aus ihren Worten? Sie sind wie gackernde Hühner und haben vermutlich auch ebensoviel Verstand«, erwiderte Morgaine mit beißender Verachtung. »Aber wie viele deiner Frauen wissen eigentlich, wer der Vater meines Sohnes ist… Du hast Artus dazu gebracht, es zu beichten… hast du es auch all deinen Frauen anvertraut?«
    Gwenhwyfar wirkte verängstigt. »Ich glaube nicht, daß viele es wissen… natürlich alle, die gestern abend anwesend waren, als Artus ihn anerkannte… und Bischof Patricius.« Sie sah Morgaine an, und Morgaine dachte:
Sie wird immer hübscher. Die Zeit ist freundlich zu ihr. Aber ich welke dahin wie eine Rose im Herbst.
»Du siehst so müde aus, Morgaine«, sagte Gwenhwyfar teilnahmsvoll. Und Morgaine bemerkte, daß aus ihren Worten trotz aller Feindseligkeit auch Liebe sprach. »Ruh dich aus, liebe Schwester.«
Oder liegt es nur daran, daß es nur noch wenige gibt, die mit uns jung waren?
    Auch der Merlin war gealtert. Die Zeit war nicht so freundlich zu ihm gewesen wie zu Gwenhwyfar. Er ging jetzt noch gebeugter, schleppte sich am Stock, und seine Arme und Handgelenke mit den sehnigen Muskelsträngen erinnerten an die Zweige einer uralten, verkrümmten Eiche. Er hätte gut einer der alten Zwerge sein können, die, wie die Geschichten erzählten, tief in den Bergen hausten. Nur die Bewegungen seiner Hände waren noch immer sicher und geschmeidig.
    Trotz der gekrümmten und geschwollenen Finger riefen seine anmutigen Gesten die Erinnerung an die alten Tage wach. Morgaine dachte wieder daran, wie sie Harfespielen gelernt hatte, die Sprache der Gesten und der Hände…
    Er machte keine Umstände, lehnte den angebotenen Wein und die Erfrischungen ab und ließ sich aus alter Gewohnheit unaufgefordert auf einem Hocker nieder.
    »Ich glaube, es ist falsch, Morgaine, Artus wegen Excalibur zu bestürmen.«
    Sie wußte, ihre Stimme klang hart und zänkisch. »Ich habe nicht erwartet, daß du mir zustimmen würdest, Kevin. Sicher hältst du alles für gut, was er mit den Heiligen Insignien tut.«
    »Ich kann nichts Falsches darin sehen«, erwiderte Kevin. »Alle Götter sind Ein Gott… selbst Taliesin würde das sagen… und wenn wir dem Einen gemeinsam dienen…«
    »Und genau damit bin ich nicht einverstanden«, unterbrach ihn Morgaine. »Ihr Gott wäre der Eine… und der Einzige… und würde jede Erinnerung an die Göttin auslöschen, der wir dienen. Kevin, höre auf mich… siehst du nicht, wie sehr es die Welt verkleinert, wenn es einen gibt anstatt viele? Ich glaube, es war falsch, die Sachsen zu Christen zu machen. Ich glaube, die Alten Priester von Glastonbury hatten recht. Warum
sollten
wir alle nach dem Tod zusammenkommen? Warum soll es nicht viele Wege geben… die
    Sachsen folgen ihrem, wir dem unsern, und die Anhänger Christi beten ihn an, ohne die Verehrung anderer Götter zu unterbinden…«
    Kevin schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, meine Liebe. Die Menschen scheinen die Welt jetzt mit anderen Augen anzusehen… es ist, als soll eine Wahrheit die andere vertreiben… als müsse alles falsch sein, was nicht ihrer Wahrheit entspricht.«
    »Aber so einfach ist das Leben nicht«, erwiderte Morgaine.
    »Das weiß ich, selbst du weißt es, und im Laufe der Zeit werden es auch die Priester herausfinden.«
    »Aber wenn sie alle anderen Wahrheiten vertrieben haben, ist es zu
    spät«, entgegnete Morgaine.
    Der Merlin seufzte. »Es gibt ein Schicksal, Morgaine, das kein Mann und keine Frau aufhalten kann. Und ich glaube, vor diesem Tag stehen wir.« Kevin griff mit seiner knorrigen Hand nach ihren Händen, und sie glaubte, ihn noch nie so sanft sprechen gehört zu haben. »Ich bin nicht dein Gegner, Morgaine. Ich kenne dich schon, seit du eine Jungfrau warst. Und später…« Sie sah, wie er schluckte. »Ich liebe dich, Morgaine. Ich wünsche dir nur Gutes. Es gab eine Zeit… o ja, es liegt lange zurück. Aber ich vergesse nicht, wie sehr ich dich geliebt habe, und wie beschenkt ich mich fühlte, daß ich zu dir von Liebe sprechen konnte… Kein Mensch kann sich dem Strom der Gezeiten oder dem Schicksal entgegenstellen. Wenn wir früher Missionare zu den Sachsen geschickt hätten, wären sie vielleicht von denselben Priestern bekehrt worden, die eine Kapelle bauten, in der sie und Taliesin Seite an Seite Gott anbeten konnten. Unser

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