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Die Nebel von Avalon

Titel: Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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wenn ich damit der Göttin diene?
    »Ich kenne jeden Schritt des Weges… ich kenne ein Haus am Ufer. Dort können wir übernachten und morgen früh weiterreiten.«
    »So weit können wir noch nicht sein«, sagte Artus. »Ich habe das Angelusläuten von Glastonbury gehört…«
    »Der Nebel trägt die Töne weit«, erwiderte Morgaine, »und ein Nebel wie dieser noch weiter. Vertraue mir, Artus.«
    Er lächelte sie liebevoll an. »Ich habe dir immer vertraut, liebe Schwester.«
    O ja, das hatte er… seit dem Tag, an dem Igraine ihn in Morgaines Arme legte. Zuerst haßte sie das schreiende Bündel, aber dann erkannte sie, daß Igraine sie beide verraten und verlassen hatte. Sie mußte für ihn sorgen. Deshalb trocknete sie seine Tränen… ungeduldig verhärtete Morgaine ihr Herz. Das lag ein Leben zurück! Inzwischen hatte Artus die Große Ehe mit dem Land geschlossen und hatte das Land verraten. Er hatte es in die Hände der Christenpriester gegeben, die die Götter vertreiben wollten, die das Land nährten und es fruchtbar machten. Avalon hatte ihn auf den Thron gesetzt – sie als Priesterin hatte es getan… und jetzt würde Avalon ihn durch ihre Hand stürzen.
    Ich will ihm kein Leid antun, Große Mutter… ja, ich werde ihm das Schwert der Heiligen Insignien nehmen und es in die Hände eines Mannes legen, der Excalibur zum Ruhm der Göttin trägt. Ich will Artus kein Leid antun… Aber was geschieht mit dem Hirschkönig, wenn der junge Hirsch herangewachsen ist?
    Das lag im Wesen der Natur und konnte nicht aus Rücksicht auf Gefühle geändert werden. Der Großkönig von Britannien würde seinem Schicksal ohne den Schutz des Zaubers begegnen, den die Scheide Excaliburs ihm schenkte, die sie für ihn angefertigt hatte… ohne es zu wissen, trug sie damals schon seinen Sohn im Leib. Sie hatte oft gehört, daß seine Ritter darüber sprachen, daß sein Leben von einem Zauber geschützt war. Selbst an tiefen Wunden verblutete er nicht… Sie würde gegen den Sohn ihrer Mutter und den Vater ihres Kindes nicht die Hand erheben. Aber den Zauber, den sie nach dem Verlust der Jungfernschaft über ihn gelegt hatte,
den
konnte sie ihm nehmen. Dann unterlag alles weitere dem Willen der Göttin…
    Die magischen Nebel hatten sich so sehr verdichtet, daß Morgaine kaum noch Uriens sah, nur sein wütendes, übellauniges Gesicht schwamm auf den weißen Schwaden. »Seid Ihr sicher, daß Ihr wißt, wohin Ihr uns führt, Morgaine? Ich könnte schwören, ich bin noch nie hier gewesen…«
    »Ich schwöre Euch, ich kenne jeden Schritt des Wegs, selbst im dichtesten Nebel.«
    Zu ihren Füßen sah Morgaine die Gruppe merkwürdiger kleiner Sträucher. Nichts hatte sich verändert, seit sie den Zugang nach Avalon gesucht hatte… damals, als sie sich fürchtete, die Barke zu rufen…
    Göttin,
betete sie im stillen,
gib, daß die Kirchenglocken nicht lärmen, solange ich den Zugang suche, damit er nicht im Nebel entschwindet und wir nie den Weg in das Land finden…
    »Hier entlang«, sagte sie, nahm die Zügel fester in die Hand und stieß dem Pferd die Füße in die Weichen. »Folge mir, Artus.« Sie ritt schnell in die Nebel hinein und wußte, daß die anderen ihr im Zwielicht nicht so schnell folgen konnten. Sie hörte Uriens hinter sich fluchen. Seine ärgerliche Stimme klang nur noch gedämpft. Sie hörte, wie Artus seinem Pferd gut zuredete. Und plötzlich stand Morgaine ein Bild vor Augen – das Skelett eines Pferdes mit ihrem Zaumzeug…
    Was
geschehen mußte, mußte geschehen!
Die Nebel lichteten sich, und plötzlich ritten sie im vollen Tageslicht zwischen Bäumen mit buntem Laub. Ein klares, grünes Licht umgab sie. Aber sie konnten keine Sonne sehen. Sie hörte Artus' erstaunten Ausruf. Aus dem Wald kamen ihnen zwei Männer entgegen, die mit reinen Stimmen riefen: »Artus, unser Gebieter! Welche Freude, Euch hier zu begrüßen!«
    Artus zügelte schnell das Pferd, um nicht in die Männer hineinzureiten. »Wer seid ihr? Woher wißt ihr meinen Namen?« wollte er wissen. »Wie heißt dieser Ort?«
    »Hier ist die Burg Chariot, hoher Herr! Unsere Königin wünscht schon lange, Euch als ihren Gast zu begrüßen!« Artus antwortete verwirrt: »Ich wußte nicht, daß in dieser Gegend eine Burg steht. Wir müssen im Nebel weiter geritten sein, als wir glaubten.« Uriens sah sich argwöhnisch um. Aber Morgaine bemerkte, wie Artus in den ihr vertrauten Bann des Feenreichs geriet. Es kam ihm nicht in den Sinn, etwas in Frage zu

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