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Die Nebel von Avalon

Titel: Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Accolon an sich, und wieder schien der Schatten des Geweihs auf seine Stirn zu fallen. Wieder trug er Excalibur um die Hüfte… Hatte er es schon immer getragen…? Die Schlangen, die sich auf ihrem nackten Körper geringelt hatten, waren nur noch blasse blaue Flecken auf den Handgelenken des Mannes.
    Morgaine sagte ruhig: »Siehst du, man bringt ihm ein Schwert, das wie Excalibur aussieht… die Schmiede der Feen haben es in dieser Nacht gehärtet. Wenn du kannst, laß ihn ziehen. Aber wenn nicht… dann tue, was du tun mußt, Geliebter. Und die Göttin sei mit dir. Ich erwarte dich auf Camelot, wenn du dort im Triumph einziehst.«
    Sie küßte Accolon und schickte ihn auf den Weg. Bis zu diesem Augenblick hatte sie es sich nie eingestanden: Einer mußte sterben: entweder der Geliebte oder der Bruder… das Kind, das sie in den Armen gehalten hatte, der Gehörnte, der ihr Geliebter, Priester und König gewesen war…
    Was dieser Tag auch bringen mag,
dachte Morgaine,
nie mehr, nie mehr werde ich auch nur einen Augenblick lang glücklich sein, denn einer der beiden geliebten Männer muß sterben…
Artus und Accolon hatten sich auf den Weg gemacht, auf dem sie ihnen nicht folgen konnte. Sie mußte auch an Uriens denken. Flüchtig überlegte sie, ihn im Feenreich zurückzulassen. Er würde zufrieden durch die verzauberten Hallen und Wälder streifen, bis er starb…
Nein, was immer geschieht, es hat genug Tote gegeben,
dachte sie und richtete ihre Gedanken auf ihren Gemahl.
    Sie sah ihn schlafen. Als sie sich ihm näherte, richtete er sich auf und sah sie in seliger Trunkenheit an.
    »Der Wein hier ist zu stark für mich«, sagte er. »Wo bist du gewesen, meine Liebe, und wo ist der König?«
Die Feen haben Artus bereits das Schwert gebracht,
dachte sie,
das Excalibur gleicht. Und in seiner Verzauberung wird er es dafür halten… Oh, Göttin, ich hätte das Schwert nach Avalon zurückschicken sollen. Warum muß noch jemand deshalb sterben? Aber ohne Excalibur kann Accolon nicht als der neue König von Avalon regieren… Wenn ich Königin bin, soll Friede in diesem Land herrschen, und die Gedanken der Menschen sollen frei sein. Und kein Christenpriester wird ihnen vorschreiben, was sie tun und glauben müssen…
    »Artus mußte vorausreiten«, erklärte sie freundlich. »Kommt, mein lieber Gemahl, wir müssen nach Camelot zurückkehren.« Der Zauber des Feenreiches war so stark, daß er sich widerspruchslos fügte und keine Fragen stellte. Man brachte ihnen Pferde; die schönen großen Männer führten sie bis zu einer Stelle, wo einer von ihnen sagte: »Von hier werdet ihr sicher den Weg selbst finden.«
    »Wie schnell das Sonnenlicht verschwunden ist«, jammerte Uriens, als plötzlich grauer Nebel und Regen über sie herfielen. »Morgaine, wie lange waren wir im Reich der Königin? Mir kommt es vor, als hätte ich Fieber gehabt, oder sei wie verhext oder verzaubert umhergewandert…«
    Sie gab keine Antwort.
Auch er,
so dachte sie,
hatte sich mit den Feen vergnügt. Warum auch nicht?
Sie mißgönnte ihm den Spaß nicht, denn auf diese Weise ließ er sie in Ruhe. Plötzlich aufsteigende Übelkeit erinnerte sie daran, daß sie im Feenreich nicht ein einziges Mal an das wachsende Leben in ihrem Leib gedacht hatte. Jetzt, wenn alle auf ihr Wort warten würden, wenn Gwydion den Thron bestieg und Accolon regierte… würde sie schwerfällig, krank und unförmig sein… Sicher war sie zu alt, um gefahrlos ein Kind zur Welt zu bringen. War es bereits zu spät, um die Kräuter zu suchen, die sie von der unerwünschten Frucht befreien würden? Aber wenn sie Accolon jetzt einen Sohn schenken konnte, nachdem die Herrschaft in seine Hände übergegangen war, würde er sie als seine Königin noch höher achten. Konnte sie diese Macht über ihn opfern?
    Dieses Kind würde ich bei mir behalten. Dieses Kind könnte ich in meinen Armen wiegen, ich würde es Heben…
Sie erinnerte sich noch an die süße Last des kleinen Artus, wie er die Ärmchen um ihren Hals geschlungen hatte. Gwydion hatte man ihr genommen. Uwain war bereits neun gewesen, als er lernte, sie Mutter zu nennen. Ein stechender Schmerz und ein Gefühl der Süße, das weit über Liebe hinausging, erfaßte ihren Körper. Es war das Verlangen, wieder ein Kind zu haben… Doch die Vernunft gebot ihr, es nicht zu wagen. In ihrem Alter würde sie die Geburt nicht überleben. Und wie im Traum ritt sie an Uriens' Seite. Nein, sie würde die Schwangerschaft nicht überleben,

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