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Die Nebel von Avalon

Titel: Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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»und als ich es tat, rief er mich bei deinem Namen…«
    Morgaine berührte den juwelenbesetzten Schwertgriff.
    »Überlege gut, mein Kind«, sagte die Königin, »… wäre es nicht besser, es sofort nach Avalon zu den Heiligen Insignien zurückzubringen? Soll Accolon seinen Weg als König nicht mit einem Schwert machen, das er selbst erringt?«
    Morgaine zitterte. Es schien sehr dunkel in der Halle oder dem Hain zu sein… oder wo sie sein mochten. Lag Artus schlafend zu ihren Füßen oder war er weit entfernt? Aber Accolon streckte die Hand aus und griff nach dem Schwert.
    »Ich will das Schwert und die Scheide«, sagte er. Morgaine kniete vor ihm nieder und gürtete ihn mit Excalibur. »So sei es, Geliebter… Trage es würdiger als er, für den ich die Scheide anfertigte…«
    »Die Göttin behüte, daß ich dich je verrate, selbst wenn ich dafür sterbe«, flüsterte er tiefbewegt. Er hob Morgaine auf und küßte sie. Sie schienen in der Umarmung zu verharren, bis die Schatten der Nacht verblaßten; das spöttische Lächeln der Feenkönigin schien sie wie ein sanftes Licht zu umgeben.
    »Wenn Artus sein Schwert verlangt, soll er eines bekommen… und auch etwas, das der Scheide ähnelt. Aber diese Scheide wird nicht verhindern, daß sein Blut fließt… Übergib es meinen Waffenschmieden«, sagte sie zu der jungen Frau. Morgaine sah sie ungläubig an – hatte sie geträumt, sie hätte Accolon mit Excalibur gegürtet? Die Königin und die junge Frau verschwanden. Morgaine schien mit Accolon allein in einem mächtigen Hain zu liegen. Es war die Zeit der Beltanefeuer, und er nahm sie in die Arme wie ein Priester die Priesterin. Dann waren sie nur noch Mann und Frau. Die Zeit verharrte. Ihr Körper verschmolz mit seinem, als besäße sie weder eigene Nerven noch Knochen, noch einen Willen, und sein Kuß brannte auf ihren Lippen wie Feuer und Eis…
Der Hirschkönig wird ihn stellen, und ich muß ihn darauf vorbereiten.
    Aber wieso lag sie mit ihm in diesem Hain? Wieso war ihr nackter Körper mit Zeichen bemalt, wieso war ihr Körper jung und zart? Wieso spürte sie einen wilden Schmerz, als er in sie eindrang… Sie hatte doch ihre Jungfräulichkeit vor einem halben Leben dem Gehörnten geopfert. Wieso kam sie jetzt als Jungfrau zu ihm, als habe sie ihr Leben nicht gelebt? Warum schien der Schatten des Geweihs auf seine Stirn zu fallen? Wer war der Mann in ihren Armen, was hatte die Zeit für sie bedeutet? Jetzt lag er ruhig und schwer auf ihr. Sie streichelte und küßte ihn; er löste sich von ihr, und sie wußte kaum, wer er war. Hatte er blonde oder dunkle Haare? Die kleinen Schlangen schienen sanft über ihre Brüste zu gleiten, die rosa, zart und mädchenhaft wirkten. Winzige blaue Schlangen wanden sich um ihre Knospen, und die Berührung verursachte erregenden Schmerz und Genuß.
    Dann wußte Morgaine, wenn sie wollte, würde sich die Zeit umkehren, wiederkommen. Sie konnte an diesem Morgen die Höhle mit Artus verlassen, ihre Macht benutzen und ihn für immer an sich binden. Dann würde sich nichts von all dem Geschehenen ereignen…
    Sie hörte den Bruder nach seinem Schwert rufen. Er wehrte sich gegen den Zauber. In weiter Ferne und klein, als beobachte sie ihn von oben aus der Luft, sah sie ihn erwachen. Und sie wußte, ihrer beider Schicksal – Vergangenheit und Zukunft – lag in seiner Hand.
    Wenn er sich zu dem bekannte, was zwischen ihnen geschehen war, wenn er sie rief und sie bat, zu ihm zu kommen, wenn er sich selbst eingestehen konnte, daß er in all den Jahren nur sie geliebt hatte, und daß keine andere Frau zwischen ihnen stand…
Dann soll Lancelot Gwenhwyfar haben, und ich werde Königin in Avalon… aber Königin mit einem Kind zum Gefährten, und wenn die Zeit gekommen ist, wird er dem Hirschkönig unterliegen…
Diesmal würde Artus sich nicht voll Entsetzen von ihr wenden, und sie würde ihn nicht mit kindischen Tränen von sich stoßen… Einen Augenblick lang schien die ganze Welt zu warten, um Artus' Worte wie ein Echo aufzufangen…
    Er sprach, und die Glocke des unheilvollen Schicksals hallte durch das Feenreich. Das Gewebe der Zeit erzitterte, und das Gewicht der Jahre senkte sich herab.
    »Jesus und Maria, beschützt mich vor allem Bösen«, rief der König. »Dies ist ein trügerischer Zauber, den meine Schwester mit ihrer Hexenkunst über mich geworfen hat!« Er schauderte und rief: »Bringt mir mein Schwert!«
    Morgaine spürte, wie der Schmerz ihr das Herz zerriß. Sie zog

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