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Die Nebelkinder

Die Nebelkinder

Titel: Die Nebelkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Kastner
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jüngeren unter sich fest.
    »Schluss mit dem Aufruhr!«, befahl Findig. »Ich bin nicht dein Feind.«
    »Nicht?«, keuchte Albin. »Und das mit den Bäumen, was war das? Ist das deine Art, einem Freund die Nacht zu versüßen? Ich bin ziemlich hart auf den Kopf gefallen.«
    »Zum Glück nicht im übertragenen Sinne«, grinste Findig. »Sonst hättest du die Baumprobe nicht bestanden.«
    »Eine Probe also. Und was wolltest du damit feststellen, Findig? Ob ich mich von den blöden Bäumen zerreißen lasse?«
    »Dein großer Kampfgeist erfreut mich, aber noch mehr kam es mir auf deine Fähigkeit an, den Bann meiner Gedanken zu durchbrechen.«
    »Deine Gedanken waren in meinem Kopf und haben mir den Alb träum mit den Baumriesen geschickt«, begriff Albin.
    »Sieh mich nicht an wie ein Ungeheuer! Es ist eine Gabe, über die wir Elben verfügen. Viele beherrschen sie nur in Ansätzen, bei mir ist sie besonders ausgeprägt. Und bei dir sind auch gute Anlagen vorhanden, sonst hättest du mein Trugbild nicht durchbrechen können. Ohne Gaben wie diese könnten wir nicht in einer Welt überleben, die von den Großwüchsigen immer mehr zu der ihren gemacht wird.« Findig ließ von Albin ab und steckte den Dolch zurück in die Scheide. »Und jetzt sollten wir schlafen, vor uns liegt ein langer Weg.«
    Findig rüttelte Albin früh wach. Mit leerem Magen wanderten sie den Bergen im Süden entgegen, deren schneeglänzende Gipfel bis ans Ende der Welt zu reichen schienen. Der Fuschlsee und Hadwigs Siedlung blieben hinter ihnen zurück und sie begegneten keinem einzigen Menschen. Still gingen sie nebeneinander her, jeder in seine Gedanken vertieft. Albin grübelte, welche Beweggründe Findig antrieben. Er glaubte nicht länger, dass sein Begleiter am Abend von Graf Chlodomers Tod zufällig im Weinkeller der Abtei gewesen war. Nein, der Weindurst hatte Findig gewiss nicht ins Kloster verschlagen. Es musste einen Zusammenhang geben zwischen Findigs Anwesenheit und der Tat des Rotelben.
    »Die gibt es auch«, riss Findigs Stimme ihn aus den Gedanken.
    Einmal mehr wurde Albin bewusst, dass er seine Gedanken in der Gegenwart anderer Elben zügeln musste. Mehr noch, er musste einen Weg finden, sie zu verbergen.
    »Das werde ich dich lehren«, versprach Findig. »Und auch, wie man fremde Gedanken wahrnimmt. Klug bist du ja, wie deine Schlussfolgerung über meine Anwesenheit im Kloster beweist.«
    »Wusstest du, was die Rotelben vorhatten?«
    »Leider nicht«, seufzte Findig tief bekümmert. »Sonst hätte ich versucht, es zu verhindern. Mir war nur zu Ohren gekommen, dass im Kloster eine geheime Konferenz abgehalten werden sollte und dass einige Rotelben bei dieser Gelegenheit etwas im Schilde führten. Was, das wollte ich gerade herausfinden.«
    »Im Weinkeller?«
    »Wirklich nicht das schlechteste Versteck. Außerdem wusste ich nicht, dass schon ein Rotelb in der
    Abtei war. Er verstand es außerordentlich gut, seine Gedanken zu ummauern. Ich dachte, wenn ich schon warten muss, bis sich etwas Wichtiges ereignet, könnte ich die Zeit am besten zwischen den Weinfässern verbringen.«
    Albin war verwirrt. Die Sauflust schien Findig doch ärger zu schaffen machen, als er eben noch geglaubt hatte.
    »Keine Beleidigungen, bitte!«, schnarrte der ältere Elb. »Sagen nicht die Großwüchsigen, dass im Wein die Wahrheit liege?«
    »Zumindest offenbart er die Wahrheit darüber, ob jemand sich selbst in der Gewalt hat«, entgegnete Albin.
    Findig blieb stehen und maß ihn mit einem achtungsvollen Blick. Dann blitzte es in seinen Augen auf und er rief: »Bist wohl ein Philosoph, dass du solche neunmalklugen Gedanken wälzt. Nun gut, wollen mal sehen, ob du auch so schnell lernst, wie du kluge Ratschläge verteilst. Nutzen wir den weiteren Weg, um dich darin zu üben, deine Gedanken zu beherrschen!«
    Während sie ihren Weg fortsetzten, erklärte Findig ihm, dass er es eben durchaus ernst gemeint hatte, als er vom Ummauern der Gedanken sprach. »Wenn du im Land der Nebelkinder bist, musst du lernen, auf zwei Ebenen zugleich zu denken. Die einen Gedanken, nennen wir sie die Mauer, muss das, was dich eigentlich bewegt, vor den anderen verbergen wie die Haut, die das Innere des Leibes umschließt.«
    »Aber wie?«, fragte Albin.
    »Denk an etwas, das dich stark beschäftigt, das dir keine Ruhe lässt, worüber du aber deine alltäglichen Gedanken nicht vernachlässigst.«
    »Wie ein Ziel, das man anstrebt, von dem man aber weiß, dass man es nie

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