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Die Nebelkinder

Die Nebelkinder

Titel: Die Nebelkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Kastner
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Eichen hinauf. Albin hielt den Atem an und drückte sich so eng wie nur möglich an den rissigen Baumstamm. Wenn Volko ihn jetzt entdeckte, war alle Mühe vergeblich gewesen. Albin hätte nicht einmal fliehen können. Sein Versteck war zugleich eine Falle.
    »Da!«, stieß einer der Reiter aus. »Da hinten am Waldrand ist einer!«
    Eine halbe Meile entfernt säumte ein größeres Waldstück den Fuß der Drachenwand. Eine kleine Gestalt, Findig, rannte am Waldrand entlang . Erst dachte Albin, sein Gefährte sei von allen guten Geistern verlassen. Dann begriff er, dass Findig die Reiter absichtlich auf sich aufmerksam machte, um sie von Albin abzulenken.
    »Ich kann nicht erkennen, ob es dieser Albin ist«, rief Volko. »Aber wer es auch ist, wir schnappen ihn uns!«
    Vier Reiterjagten im dichten Pulk dem Waldstück entgegen. Der fünfte, der abgesessen war, um die Spuren zu untersuchen, folgte ihnen in einigem Abstand. Gebannt verfolgte Albin das Geschehen. Sein erhöhtes Versteck verschaffte ihm eine gute Sicht. Obwohl er Findig nicht aus den Augen ließ, war der Elb plötzlich verschwunden. Als könnte er sich tatsächlich unsichtbar machen. Die Reiter zügelten ihre Pferde und sahen sich verwundert um. Volko rief einen knappen Befehl. Die Männer teilten sich auf und verschwanden zwischen den Bäumen.
    Als der Nachzügler den Waldrand erreichte, löste sich eine Gestalt aus dem weit verzweigten Geäst einer Buche. Es war Findig, der geradewegs auf den Reiter sprang. Sie rangen kurz miteinander, und der Soldat fiel aus dem Sattel. Findig hatte einige Mühe, den grobknochigen Braunen, der scheute und seinen Unmut durch lautes Wiehern bekundete, in seine Gewalt zu bekommen. Vielleicht war Findig das Reiten nicht gewohnt oder das Tier mochte keine Elben. Als es dem kleinen Mann endlich gehorchte, brachen Volko und ein anderer Soldat aus dem Wald hervor, vermutlich vom Pferdegewieher angelockt. Findig galoppierte am Waldrand entlang , dicht gefolgt von den beiden Häschern. Der um sein Tier gebrachte Reiter blieb reglos am Boden liegen. Bald tauchten Findig und seine Verfolger ins Walddunkel ein und verschwanden aus Albins Blickfeld.
    »Schläfst du da oben, Albin?«, fragte eine Stimme im Flüsterton.
    Albin hatte nicht geschlafen. Trotzdem erschreckte die Stimme ihn so, dass er fast von seinem Ast gefallen wäre.
    Am Fuß der Eiche stand Findig und sah zu ihm herauf. »Komm herunter, wir müssen uns verziehen. Wenn die Dummköpfe merken, dass ich sie an der Nase herumgeführt habe, sind wir hier nicht länger sicher.«
    Albin kletterte nach unten und fragte: »Wie hast du sie abgeschüttelt?«
    »Ich ritt eine Weile durch den Wald, dann schickte ich das Pferd allein weiter. Um es zur Eile zu bewegen, habe ich eine Dornenranke unter den Sattel geklemmt. Der Braune stob davon, wie von Dämonen gehetzt. Volko und die anderen brausten hinterdrein. Der Soldat, den ich ins Reich der Träume geschickt habe, schläft noch. Bevor er erwacht, sollten wir verschwunden sein.«
    »Machen wir uns doch einfach unsichtbar«, schlug Albin vor.
    Findig sah ihn zweifelnd an. »Bist du krank?«
    »Du hast dich in Luft aufgelöst, bevor du dich in der Buche versteckt hast, Findig. Ich habe es genau gesehen.«
    »Wenn ich für dich unsichtbar war, kannst du mich kaum genau gesehen haben«, wandte Findig ein. »Und du konntest mich nicht sehen, weil ich schnell War und deine Augen täuschte wie auch zum Glück die Augen der Reiter.«
    »Aber wie?«
    Findig hielt seinen ausgestreckten Zeigefinger hoch. »Pack meinen Finger, wenn ich ihn bewege.«
    Die Hand mit dem ausgestreckten Finger ruckte nach links und Albin griff schnell zu. Anschließend flog der Finger nach rechts und wieder gelang es dem Findling, ihn festzuhalten. Dann aber drückte die Fingerspitze plötzlich hart gegen seine Nasenwurzel. Albin hatte nur einen Schatten heranfliegen sehen, viel zu schnell, um rechtzeitig zuzupacken.
    »Bewegungen zur Seite nimmt das Auge gut wahr«, erklärte Findig. »Nicht aber Bewegungen, die geradewegs von ihm weg oder darauf zuführen. Je schneller diese Bewegungen, desto schlechter kann das Auge ihnen folgen. Ich huschte rasch in gerader Linie vor den Reitern davon und drückte mich hinter den Stamm der Buche. Deshalb konnten sie mich nicht mehr sehen.«
    Albin war ein wenig enttäuscht. »Ich dachte, es sei ein besonderer Zauber.«
    »Vieles, was die Menschen für einen Zauber der Nebelkinder halten, ist ganz einfach zu erklären.« Ein

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