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Die Nebelkinder

Die Nebelkinder

Titel: Die Nebelkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Kastner
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Lächeln huschte über Findigs Züge. »Jedoch verfügt unser Volk auch über einige bemerkenswerte Fähigkeiten. Wenn wir in Sicherheit sind, werde ich dir mehr darüber erzählen.«
    »Und wohin bringen wir uns in Sicherheit?«
    »Erst mal zurück zur Drachenquelle. Wenn ich dich stütze, müsstest du es schaffen. Wir folgen dem Weg der Reiter in umgekehrter Richtung. Die Pferde haben das Gras niedergetrampelt, was unsere Fährte verbirgt. Außerdem werden die Soldaten nicht glauben, dass wir denselben Weg zurück nehmen.«
    »Aber für uns ist das ein Umweg, oder?«
    »Das ist es«, bestätigte Findig. »Und genau deshalb werden unsere Verfolger nicht damit rechnen. Besser auf einem Umweg in Sicherheit als auf dem kürzesten Weg zum Richtblock!«

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    8.
    Etwas riss Albin aus dem unruhigen Schlaf. War es sein wilder Traum von dämonenköpfigen Reitern, die auf feuerspeienden Pferden Jagd auf ihn machten? Auch jetzt, wo er wach zu sein meinte, hörte er ihren Hufschlag, das Wiehern der Tiere, raue Stimmen, das Klirren von Rüstungen und Waffen. Um ihn herum war Finsternis und ein fremdartiger, strenger Stallgeruch. Als er sich aufrichtete, raschelte das Stroh, das sein Nachtlager bildete.
    Die Erinnerung kehrte zurück und drängte sich vor die erschreckenden Traumbilder. An der Drachenquelle hatten er und Findig sich noch einmal erfrischt, um dann die nördlichen Ausläufer der Drachenwand so weit zu umrunden, bis sie zu einem Pass gelangten. An der Westseite einer lang gestreckten Hochebene waren sie nach Süden gewandert, den ganzen Tag über. Irgendwann ließ der Schmerz in Albins Fuß nach, sei es durch Abstumpfung, sei es, dass Findigs Kräuter besser halfen als erwartet. Albin empfand es als Erleichterung, endlich ohne Findigs Hilfe marschieren zu können. Findigs Plan schien aufzugehen, von ihren Verfolgern war nichts zu sehen und zu hören. Die beiden Wanderer hielten sich dicht am Berg, fernab der vereinzelten Höfe und der Melder, auf denen die Menschen arbeiteten. Nur Tiere begegneten ihnen, Hirsche und Rehe im Wald, weiter oben in den Hügeln Gämsen und Steinböcke.
    Die Abenddämmerung hatte ihnen endlich den
    Blick auf den Fuschlsee gewährt, an dessen südöstlichem Ende das Fuschldorf lag. Sie hatten sich in den Hügeln versteckt, bis die Nacht sich über das bergige Land senkte. Erst als die Menschen längst von den Feldern und Weiden heimgekehrt und in den Häusern zum Abendmahl versammelt waren, wagten Findig und Albin sich aus ihrem Versteck. Zielstrebig steuerte Findig einen kleinen Hof am Ostrand der Siedlung an. Sie verbargen sich hinter einem Grubenhaus und schon nach kurzer Zeit trat ein buckliger Mann aus dem lang gestreckten Haupthaus und sah sich suchend um. Findig winkte ihm und der Mann kam zu ihnen hinter das Grubenhaus. Albin hegte wenig Zweifel, dass sein Begleiter dem Buckligen einen lautlosen Ruf gesandt hatte.
    Der Mann hieß Hadwig und war der Herr dieses Hofes. Er und Findig schienen sich gut zu kennen. Nur ein paar erklärende Worte des Elben und Hadwig brachte sie in ihr Versteck, einen abgelegenen Stall am Rande des Gehöftes. Kurz darauf erschien er noch einmal, um sie mit Birnenmost, Schafskäse, Brot und einem Topf Brei zu versorgen. Albin und Findig hatten sich die Bäuche voll geschlagen und sich dann schlafen gelegt, um ausgeruht zu sein für den nächsten, gewiss anstrengenden Tag.
    Jetzt aber war es noch tiefe Nacht. Albin erblickte den mit Sternen gesprenkelten schwarzen Himmel, weil das Stalltor offen stand, obwohl Hadwig es doch fest verschlossen hatte. Durch das offene Tor hörte der Findling die hektischen Geräusche von Pferden und Reitern. Obwohl er sie nicht sehen konnte, wusste er sofort, dass es Wenrichs Männer waren.
    »Ihr müsst fort, auf der Stelle!«, drang ein verängstigtes Wispern durch den Stall und Hadwigs verwachsene Gestalt zeichnete sich undeutlich gegen den Nachthimmel ab. »Die Männer des Vogts sind im Dorf und durchsuchen jeden Hof, jeden Haus und jeden Stall. Beeilt euch, bald sind sie hier!«
    »Sind schlauer, als ich dachte, die Burschen«, brummte Findig.
    Er dankte dem Bauern für seine Gastfreundschaft und schon huschten die beiden Gejagten zwischen den dunklen Umrissen der Vorrats- und Arbeitshütten hindurch. Hinter dem Hof erstreckte sich eine Wiese, dann kam ein Buschstreifen und schließlich dichter Wald. Sie waren in Sicherheit, zumindest vorläufig, zogen sich aber noch weiter in den Wald zurück, bis sie zu

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