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Die Nebelkinder

Die Nebelkinder

Titel: Die Nebelkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Kastner
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befindet?«
    »Wir gehen ja schon, jetzt, wo wir die Gefangenen wiederhaben.«
    Waldo gab seinen Leuten einen Wink, Albin und Findig abzuführen.
    »Nicht so schnell«, fuhr Gordos schneidende Stimme dazwischen. »Den Jüngling kenne ich nicht, aber der andere ist doch Findig. Weißt du nicht, dass er König Dürrns Schutz genießt, Waldo?«
    Der Mischler knirschte mit den Zähnen. »Na gut, dann begnüge ich mich mit dem Jungen.«
    »Das wirst du nicht«, warf Findig ein und wandte sich an Gordo. »Dieser Junge hat eine wichtige Botschaft für König Durin, aber Waldo wollte uns daran hindern, sie zu überbringen.«
    Waldos Augen quollen fast über und er kreischte: »Also gibts den Schatz doch!«
    »Ich verstehe nicht alles, was hier gesagt wird«, meinte Gordo. »Aber eins ist klar: Du bist hier fehl am Platz, Waldo. Wenn der Junge Findigs Schutz genießt, steht er auch unter König Durins Schutz.«
    »Ich habe fast dreimal so viele Männer bei mir wie du, Gordo«, versuchte Waldo es im drohenden Tonfall.
    Wie zufällig legte Gordo die Hand auf seinen Schwertgriff. »Mag sein, ihr könnt uns alle töten. Aber vorher töten wir die meisten von euch und zuallererst dich, Waldo!«
    Waldo sagte kein einziges Wort mehr, aber sein Blick sprach Bände: Er schien Gordo und seinen Reitern die Pest an den Hals zu wünschen. Die Mischler machten kehrt und gingen über die Bergwiese zurück, bis die Felsen sie verschluckten.
    »Rattenpack!«, zischte Gordo. »Am liebsten hätte ich diesem Kerl seine Reißzähne einzeln gezogen.«
    »Warum hast du nicht, Gordo?«, fragte Findig.
    »Die Geschäfte der Mischler sind zuweilen recht nützlich, und unser König kann trotz Waldos Betrügereien nicht darauf verzichten.« Der spitzbärtige Elb hatte bislang auf die Felsen gestarrt, hinter denen die Mischler verschwunden waren. Jetzt sah er Findig an und fragte: »Wollt ihr wirklich zu Durin?«
    »Das wollen wir. Wenn auch aus anderen Gründen, als Waldo glaubt.«
    Gordo winkte zwei seiner Reiter herbei und sagte den beiden Gefährten, sie sollten hinter den Gardisten aufsteigen. »Ich geleite euch besser zum König. Diesem Waldo ist nicht zu trauen. Haltet euch gut fest, Gämsen sind sehr sprunghafte Tiere.«
    Er hatte Recht, der Ritt auf einer Gämse war wirklich nicht einfach, zumindest nicht für einen ungeübten Reiter wie Albin. Trotz ihrer kurzen Beine bewegten sich die muskulösen Tiere im Gebirge nicht nur sicher, sondern auch äußerst flink. Auf den kleinsten Felsvorsprüngen fanden sie Halt, Spalten im Gestein überwanden sie mit weiten Sätzen, sogar steil bergauf sprangen sie. Albin wurde aufgrund des schnellen Auf und Ab übel; sein Magen stand kurz davor, sich umzudrehen. Er klammerte sich an den Gardisten vor ihm und hoffte inständig, nicht in eine der tiefen Felsklüfte zu stürzen, über die ihre Reittiere wie Vögel hinwegflogen. Auf die Umgebung achtete er kaum, Hügel und Täler wechselten sich ab. Nur am Stand der Sonne, die zur Rechten langsam sank, erkannte er, dass ihr Weg nach Süden führte, den höheren Bergen entgegen.
    In einer Schlucht, in deren Mitte eine unterirdische Quelle einen Teich speiste, rasteten sie. Die Gämsen weideten Gräser und Sträucher ab. Die Reiter holten aus ihren Satteltaschen Brot und Beutel mit einer Mischung aus getrocknetem Fleisch, Wurzeln und Beeren, die sie mit Albin und Findig teilten. Albins Hunger war so groß, dass er sich durch den ungewöhnlichen, etwas ranzigen Geschmack nicht davon abhalten ließ, mehrere Hände voll der Elbennahrung zu essen.
    Am frühen Abend glaubte Albin, sie hätten ihr Ziel endlich erreicht. Hinter einem bewaldeten Hügel stieg eine schwarzgraue Rauchfahne in den Himmel. Aber es war nur ein vereinzeltes Anwesen, eine große Schmiede, die von mehreren Elben betrieben wurde. Findig erklärte ihm, dass die Schmiedekunst der Nebelkinder bei den Menschen gerühmt wurde. Niemand konnte so harten Stahl schmieden wie die Elben, von denen die besten Klingen und Rüstungen stammten. Die Schmiedeerzeugnisse waren wichtige Tauschobjekte beim Handel mit den Menschen.
    »Und um die Waffen und Rüstungen zu den Menschen zu bringen, brauchen die Elben die Mischler«, sagte Albin.
    Findig nickte.
    Die Elben aus der Schmiede tischten ein warmes Essen auf, eine Wurzelsuppe und gebratenes Wildbret. Ihre Gäste übernachteten in einer Scheune und setzten mit den ersten Sonnenstrahlen ihren Weg fort, der sie tiefer und tiefer ins Reich der Nebelkinder

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