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Die Nebelkinder

Die Nebelkinder

Titel: Die Nebelkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Kastner
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sollen.«
    »Hättest du. Ich bin der Letzte, der dich im Stich lassen würde, mein Junge. Aber du hast in deiner schwierigen Lage richtig gehandelt. Die Hilfe, die man durch eigenen Mut und eigene Schläue erlangt, ist noch immer die sicherste.«
    Albin wollte Findig fragen, weshalb der Elb so fest zu ihm hielt. Als Albin sich auf dem Felsvorsprung herumdrehte, um den anderen anzusehen, stieß sein rechter Fuß gegen ein paar Steinbrocken, die in die Tiefe fielen. Sie rissen weitere lose Steine mit sich. Das Klacken der fallenden Steine hallte von den Wänden der Schlucht wider, und die Stille der Nacht schien den Lärm noch zu verstärken. Unten im Lager erschollen fragende, rufende Stimmen.
    »Bei allen Felsgeistern, jetzt wirds nicht mehr lange dauern, bis deine Flucht entdeckt ist«, fluchte Findig. »Nichts wie weg von hier!«
    Sie kletterten, liefen und stolperten ohne Unter- lass. Irgendwann ließen sie die Mischlerschlucht hinter sich und eilten weiter durchs Gebirge. Albin hatte vollkommen die Orientierung verloren und hoffte inständig, dass Findig wusste, welchen Weg sie einschlugen. Einmal hörten sie hinter sich Stimmen und sahen schwachen Feuerschein. Doch als der Morgen graute, schienen sie ihre Verfolger abgeschüttelt zu haben.
    Im hellen Licht der Mittagssonne erkannten sie ihren Irrtum. Sie überquerten gerade eine schräg ansteigende Bergwiese, deren höchster Bewuchs kniehohe Sträucher waren. Daher konnten sie sich vor den Mischlern, die plötzlich in großer Zahl am unteren Rand der Wiese erschienen, nicht verstecken. Waldo selbst führte die Verfolger an. Beim Anblick der Flüchtenden stieß er einen gellenden Schrei aus und stürmte voran, die anderen hinterdrein.
    Albin hatte schon seit Stunden gegen die Schmerzen in seinem verstauchten Fuß angekämpft. Er konnte kaum noch auftreten. Findig stützte ihn, aber sie kamen einfach zu langsam vorwärts. Die Felsen, zwischen denen sie sich hätten verstecken können, waren noch zweihundert Fuß entfernt, als die Mischler sie einkreisten. Die beiden Gefährten blieben stehen, es gab keinen Ausweg mehr.
    Waldo trat langsam näher, in der rechten Hand einen Speer, den er zum Wurf erhob. Er entblößte seine spitz gefeilten Zähne. »Einen von euch werde ich jetzt töten, als Warnung für den anderen. Ich weiß nur noch nicht, wer der Unglückliche ist. Da ihr beide den Weg zum Schatz kennt, ist es wohl gleich.«
    Findig zwang sich zu einem gleichmütigen Lächeln. »Es gibt gar keinen Schatz, Waldo.«
    Der Anführer der Mischler legte die Stirn in Falten. »Lüg nicht, du selbst hast mir von dem Schatz erzählt!«
    »Nur damit du mich gehen lässt. Deshalb habe ich die Geschichte mit dem Schatz erfunden.«
    »Du kannst mich nicht reinlegen, Findig. Auch das Bürschchen neben dir kennt den Schatz.«
    »Albin hat dich ebenso angeflunkert wie ich.«
    Den Speer noch immer zum Wurf erhoben, überlegte Waldo hin und her. Die Muskeln in seinem Gesicht arbeiteten angestrengt. Schließlich sagte er laut: »Wenn es keinen Schatz gibt, töte ich einen von euch als Strafe dafür, dass ihr mich angelogen habt. Der andere führt mich dann zum Schatz.«
    »Aber den gibt es nicht!«, schrie Findig und betonte dabei jede Silbe.
    Waldo grinste böse. »Das werden wir dann sehen.«
    Hufgetrappel mischte sich in seine Worte. Die Geräusche kamen aus den Felsen hinter Albin und Findig. Aber Pferde hier oben in den unwirtlichen Bergen?
    Verwirrt blickte Albin über die Schulter und auch alle anderen starrten auf die Felsen. Hinter denen kam ein Trupp von zehn Reitern hervor. Die gehörnten Reittiere waren keine Pferde, sondern Gämsen, und auf ihnen saßen kleine Gestalten, unzweifelhaft Elben. Sie trugen Wämser, Hosen und Kappen aus hellbraunem Leder. Jeder hatte ein kurzes Schwert und eine Schleuder am Gürtel. Mit weiten Sprüngen kamen die Gämsen aus den Felsen und die Reiter drängten sich zwischen die Mischler.
    »Die Berggeister sind mit uns!«, raunte Findig zu Albin. »Das sind König Dürrns Gardereiter.«
    »Das ist doch Waldo mit seinen Mischlern«, rief ein Elbenreiter mit einem spitzen schwarzen Kinnbart. »Was geht hier vor?«
    Waldo sah den Reiter an und knurrte: »Die beiden sind unsere Gefangenen. Sie sind uns entflohen. Du störst uns dabei, sie wieder einzufangen, Gordo.«
    »Ich störe euch?«, fragte der Reiter in gespieltem Erstaunen. »Ich dachte eigentlich , ihr stört mich, Waldo. Weißt du nicht, dass ihr euch auf König Dürrns Gebiet

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