Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Nebelkinder

Die Nebelkinder

Titel: Die Nebelkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Kastner
Vom Netzwerk:
Durin, der König der Braunelben. Der Gedanke daran, dass er das geistige Duell mit dem König gewonnen hatte, entfachte Stolz in Albin.
    Durin hatte seine Gedanken vernommen und sein Kopf ruckte zu Albin herum. »Darauf kannst du auch stolz sein. Kaum einem aus unserem Volk wäre das gelungen, schon gar keinem, der zeit seines Lebens keine Gelegenheit hatte, sich in seinen elbischen Fähigkeiten zu üben. Wirklich sehr erstaunlich!«
    Albin musste sich zusammenreißen. Schon wieder war es dem König gelungen, in seine Gedanken einzudringen. Ganz fest dachte er an Gerswind, vertiefte sich in ihr schönes Antlitz, mit dem er jeden Gedankengang zu überlagern versuchte.
    »Die Menschin, hinter der du deine Gedanken verbirgst, ist wirklich hübsch«, stellte Durin mit einem knappen Lächeln fest. »Wer ist sie?«
    »Ihr Name ist Gerswind«, erläuterte Findig. »Und sie hat viel, sehr viel mit dem Grund unseres Hierseins zu tun. Sie befindet sich in großer Gefahr, und nur du kannst sie retten, König Durin.«
    »Vielleicht könnte ich das, aber warum sollte ich?«
    »Weil davon das Fortbestehen unseres ganzen Volkes abhängen kann.«
    Durin maß seinen Blick mit dem Findigs und sagte dann: »Das sind ernste Dinge, die wir in Ruhe erläutern wollen. Folgt mir!«
    Sie gingen tiefer hinein in den Burgwald, wie Albin ihn getauft hatte. Ihr Ziel war eine Lichtung mit einem Teich, vor dem ein großes braunes Pelzknäuel lag. Als sie näher traten, entwirrte sich das Knäuel und richtete sich auf die Hinterbeine auf. Es war ein Bär, der sie alle weit überragte und der ihnen ein misstrauisches Brummen entgegenschickte. Ein einziger Hieb mit einer der krallenbewehrten Tatzen hätte das Opfer in Stücke reißen können.
    König Durin stellte sich vor den Bären und sah zu ihm auf. Nicht lange und das Tier sank auf alle vier Pfoten und neigte unterwürfig den Kopf. Durin kraulte den Bären hinter den Ohren. Ein paar wohlige Laute ausstoßend, rollte sich Meister Petz wieder friedlich zusammen.
    »Anfangs war er sehr wild«, sagte Durin. »Aber jetzt befolgt er jeden meiner Winke. Mit den Raubkatzen wird mir das auch noch gelingen. Die Tiere tun mir gut. Als Herrscher braucht man einen Ausgleich zu dem täglichen Einerlei, der meist nur darin besteht, sich Hofschranzentratsch anzuhören und nichtige Streitigkeiten zu schlichten.«
    Er ließ sich auf einen umgestürzten Baumstamm nieder und lud die anderen ein, sich neben ihn zu setzen. Gordo berichtete, wie er Albin und Findig aufgegriffen hatte. Dann war Findig an der Reihe, von den jüngsten Geschehnissen am Mondsee zu erzählen. Schließlich befragte der König Albin zu Einzelpunkten wie dem Mord an Graf Chlodomer und dem Überfall auf der Fischerinsel. Zwei Diener schleppten einen großen Korb mit Äpfeln und Birnen herbei.
    Durin forderte seine Gäste auf, sich zu bedienen, und biss selbst in eine gelb leuchtende Birne.
    Herzhaft kauend fragte er: »Albin, bist du sicher, dass Rotelben für den Tod des Grafen und für die Verschleppung dieser Gerswind verantwortlich sind?«
    »Beide Male sah ich sie, vernahm ich ihre Gedanken«, antwortete Albin, der einen süßen Apfel aß. »Aber erst durch Findig erfuhr ich, wie berüchtigt die Roteiben sind.«
    »Von Findig, der zur rechten Zeit am rechten Ort war und doch zu spät kam, um den Tod des Grafen zu verhindern«, sagte der König mit einem bitteren Unterton.
    »Also bitte, wie konnte ich das ahnen?«, empörte sich Findig. »Immerhin habe ich mich nach Gerswinds Verschleppung bei den Großwüchsigen am Rande des Elbenlands und bei den vereinzelt durchs Grenzland streifenden Nebelkindern umgehört. Ich glaube zu wissen, wo die Rotelben das Menschenkind gefangen halten.«
    »Wo?«, fragte Durin.
    »Die Rotelben benötigen jemanden, der ihnen und der verschleppten Menschin Unterschlupf gewährt, der seine schützende Hand über sie hält. Alles deutet daraufhin, dass König Amon dieser Jemand ist.«
    »Ausgerechnet Amon!«, entfuhr es Durin mit einem tiefen Seufzer. »Mit den Schwarzelben ist schwer auszukommen. Die kleinste Verstimmung zwischen unseren Reichen und ein neuer Elbenkrieg droht.«
    »Unternehmen wir nichts, droht uns vielleicht noch viel Schlimmeres«, sagte Findig. »Die Großwüchsigen werden ins Land der Nebelkinder eindringen, um Gerswind und Chlodomer zu rächen. Sie werden keinen Unterschied zwischen Rot-, Schwarz- und Braunelben machen. Wenn sie ein Heer gegen uns zusammenziehen, ist unser zahlenmäßig

Weitere Kostenlose Bücher