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Die Nebelkinder

Die Nebelkinder

Titel: Die Nebelkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Kastner
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schwaches Volk zum Untergang verdammt. Das Tal der Braunelben liegt ihnen am nächsten und wir werden büßen müssen, was die Rotschöpfe, vielleicht mit Billigung Amons oder sogar in dessen Auftrag, verbrochen haben.«
    »Eine kluge, nicht von der Hand zu weisende Überlegung«, befand Durin. »Hatjemand einen Vorschlag, wie das Problem zu lösen ist?«
    »Ich«, meldete sich Gordo. »Ich werde mit meinen Männern die Menschin befreien, ehe Schwarz- und Rotelben überhaupt merken, was vor sich geht. Wenn wir die Grafentochter zu den Menschen zurückbringen, werden sie uns glauben, dass uns keine Schuld an der Mordtat der Rotelben trifft.«
    »Auch falls der Streich gelingt, wird es König Amon kaum erfreuen, wenn ich ihm meine Soldaten schicke«, sagte Durin. »Ich vermeide einen Krieg mit den Menschen und breche dafür einen mit den Schwarzelben vom Zaun. Verzeih mir, Hauptmann, aber dein Vorschlag überzeugt mich nicht.«
    Findig sah ihn zweifelnd an. »Gibt es einen besseren, mein König?«
    »Vielleicht«, erwiderte Durin mit unbewegtem Gesicht. »Ich werde darüber nachdenken. Man soll nie eine wichtige Entscheidung treffen, ohne seinen Gedanken die Ruhe der Nacht gegönnt zu haben. Morgen sehen wir uns wieder.«
    »Nun halt den Fuß schon rein!«, brummte Findig ungeduldig. »Bis jetzt hatte ich nicht den Eindruck, dass du ein Angsthase bist.«
    Zweifelnd sah Albin abwechselnd auf seinen linken Fuß und dann auf das Loch im felsigen Boden, aus dem heiße Dämpfe aufstiegen. Die schweißtreibende Hitze, die sein Hemd am Leib kleben ließ, erinnerte ihn an die Nebelwand, die sie vor wenigen Stunden unter Gordos Führung durchquert hatten. Das heiße Erdwasser dort war tödlich, hatte Findig ihm gesagt. Und jetzt verlangte sein knorriger Gefährte, der ihn in diese Felshöhle am Rande der Elbenburg geführt hatte, dass Albin seinen Fuß in solch ein Loch steckte.
    Findig verzog sein Gesicht zu einer beleidigten Grimasse. »Glaubst du wirklich, ich hätte dich den ganzen weiten Weg bis ins Elbenland mitgeschleppt, um dir jetzt den Fuß zu verbrühen? Das Wasser in dem Loch ist heiß, aber nicht so heiß. Wichtiger ist seine heilende Wirkung. Noch ein paar Kräuter dazu...« Er zeigte auf den Korb neben ihm. »... und du wirst morgen wieder rumspringen wie ein liebestoller Grashüpfer. Wenn ich meine Liebste aus den Händen der Rotelben befreien wollte, würde ich alles dafür tun, um gesunde Füße zu haben. Was auch immer wir unternehmen, einen Lahmen können wir dabei nicht gebrauchen.«
    Das saß! Albin kam sich schäbig vor, dass er die eigene Furcht höher stellte als den Gedanken an Gerswind. Kurz entschlossen streifte er die Hose ab, setzte sich an das dampfende Loch und hielt den nackten Fuß bis zum Knie hinein.
    Im ersten Augenblick schien ihm die Hitze so stark, dass er glaubte, sein Fleisch müsste auf der Stelle verbrühen. Tausend glühende Nadeln durchbohrten sein Bein. Er biss die Zähne zusammen und unterdrückte das fast übermächtige Verlangen, den Fuß wieder herauszuziehen. Er dachte nur an Gerswind, und der Schmerz wurde schwächer, wich einem wohligen, warmen Kribbeln, das sein Bein durchströmte.
    Findig nahm den Korb und schüttete den Inhalt in das Heißwasserloch. Er griff nach einem mitgebrachten Ast und rührte kräftig in dem Loch um. Als die Kräuter sich auflösten, stieg ein beißender Geruch auf und hüllte Albin ein. Seine Augen tränten und er musste niesen, immer und immer wieder.
    »Sind gut, die Kräuter, nicht?«, fragte Findig beim Umrühren. »Mit denen habe ich schon manchen Verkühlten geheilt.«
    »Mein Fuß hat sich nicht verkühlt«, raunzte Albin, bevor er wegen der streng riechenden Dämpfe wieder heftig zu niesen begann.
    »Was für den Kopf gut ist, hilft auch den Füßen.«
    »Manchmal denke ich, mein Kopf ist schlimmer dran als mein Fuß.«
    »Hüll dich in den Kräuterdampf, Albin, aber nicht in Rätsel.«
    »Ich spreche von dieser seltsamen Burg, von König Durin, von dir und mir. Ich bin ein Elb, ein Kind des Nebels, und doch weiß ich fast nichts von diesem ... von unserem Volk. Woher kommen wir? Warum sind wir so wenige? Wieso gibt es Braunelben und Schwarzelben und Rotelben?«
    »Vergiss nicht die Lichtelben«, sagte Findig.
    »Eben das meine ich, alles ist so undurchschaubar. Und was ist mit diesem Elbenkrieg, von dem König Durin sprach?«
    Findig maß ihn mit einem anerkennenden Blick und sagte: »Du bist nicht nur stark und gelehrig, du besitzt auch

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