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Die Nebelkinder

Die Nebelkinder

Titel: Die Nebelkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Kastner
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Gestalt zeichnete sich die aufsteigende Sonne ab. Albin hatte lange geschlafen. Obwohl die Sonne schien, fror er. Das Feuer war längst erloschen. Er hätte sich einen überdachten Schlafplatz oder wenigstens eine Decke suchen sollen. Die Nachtkälte war in seine Glieder gefahren und hatte jeden einzelnen Knochen durchdrungen. Zitternd und mit klappernden Zähnen erhob er sich und stampfte mit den Füßen auf, um seinen Leib zu erwärmen.
    »Schön, das gefällt mir«, rief Findig.
    »Du freust dich darüber, dass mir kalt ist?«
    »Nein, darüber, dass du auch mit dem linken Fuß so kräftig auftrittst. Sieht so aus, als habe das Heilbad geholfen.«
    Albin besah sich den Fuß. Jegliche Schwellung und auch die durch das heiße Wasser verursachte Hautrötung war abgeklungen.
    »Wie du damit den Boden bearbeitest, ist der Fuß bestimmt gesund«, meinte Findig. »Sehr gut, dann folge mir. Der König will uns sehen.«
    »Sofort?«
    »Wenn Könige etwas wollen, ist es immer sofort.«
    »Du scheinst nicht viel von Königen zu halten.«
    »Nicht von allen«, murmelte Findig. »Komm endlich, sonst erlebst du, wie ein ungeduldiger König aussieht.«
    Er ließ Albin nicht mal die Zeit, sich in einem Wassertrog zu waschen. Durch verwinkelte Gänge, in denen Albin schnell die Übersicht verlor, ging es in einen mit Kissen und Decken ausstaffierten Raum, vor dessen Tür vier bewaffnete Wachen standen. Drinnen saß Durin allein auf einem Kissen und erfreute sich an einem Frühmahl aus ofenfrischem Brot, Obst und Käse. Zwischen dem Essen standen große Krüge mit Milch und Most. In seinem brokatbes t ückten, seidig glänzenden Kittel glich Durin mehr Albins Vorstellung von einem König als gestern in der ledernen Jagdkleidung.
    »Setzt euch, esst und trinkt«, sagte Durin in leutseligem Tonfall.
    Er war offenbar gut aufgelegt, und Albin schöpfte Hoffnung, dass der König seine Soldaten zu Gerswinds Befreiung ausschicken würde.
    Dürrns Kopf ruckte herum, und er musterte Albin.
    »Du denkst an Soldaten? Nein, das wäre viel zu gefährlich. Was das betrifft, ist meine Meinung dieselbe wie gestern: Es ist töricht, einen Krieg herauszufordern, nur um einen anderen zu vermeiden. Ich kann darin keinen Vorteil erblicken.«
    Findig hatte Most in einen Silberbecher gegossen, den er zum Mund führte. Er hielt in der Bewegung inne und sagte: »Ich entnehme deinen Worten, mein König, dass du einen anderen Weg gefunden hast, um die Gefahr abzuwenden, die allen Nebelkindern durch Gerswinds Verschleppung droht.«
    Der König lächelte ihn an. »Du bist ein aufmerksamer Beobachter, Findig. Wie ich schon sagte, die
    Ruhe der Nacht ist oft hilfreich bei einer wichtigen Entscheidung. Die Nachtgeister sandten mir einen Traum, der mir den richtigen Weg wies. Ich sah, wie ein wagemutiger Trupp in König Amons finstere Höhlen eindrang und die Gefangene befreite. Aber die Retter trugen nicht die Uniformen meiner Soldaten und es waren nicht nur Elben. Auch Großwüchsige befanden sich unter ihnen und es waren allesamt verwegene Gestalten.«
    Nach einem kleinen Schluck aus dem Mostbecher erwiderte Findig: »Das hört sich an, als hättest du von den Mischlern geträumt.«
    Durin klatschte erfreut in die Hände. »Du hast es erfasst, mein Freund. Die Mischler sind unsere Rettung. Wenn sie die Menschin befreien, fällt kein dunkles Licht auf die Braunelben.«
    Albin, der an Durins Plan zweifelte, ergriff das Wort: »Aber würden die Mischler sich die Schwarzelben zum Feind machen?«
    Durin sah ihn an und erklärte: »Wir stellen die meisten Waren her, mit denen die Mischler im Menschenreich handeln. Wir sind für sie wichtiger als die Schwarzelben. Außerdem weiß Waldo, dass ich wegen seiner Betrügereien nicht gut auf ihn zu sprechen bin. Will er meine Gunst zurückgewinnen, so muss er euch bei der Rettung der Menschin helfen. Das ist mein Entschluss und zugleich meine Botschaft an Waldo.«

Hewlett-Packard

    11.
    Waldos Zähne bohrten sich in das noch blutige Fleischstück und rissen einen großen Bissen heraus, den der Mischlerführer unter heftigem Schmatzen hinunterschlang. Blut und Fett liefen an seinem Kinn herab, ohne dass es ihn störte. Seine ganze Aufmerksamkeit gehörte dem üppigen Mischlermädchen, das zum Rhythmus von Flöten und Trommeln zwischen den Lagerfeuern tanzte. Waldos aufgerissene Augen hingen an den sich wiegenden Rundungen der Tänzerin, dem Essen schien er sich nur nebenbei und ganz mechanisch zu widmen.
    Im zuckenden

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