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Die Nebelkinder

Die Nebelkinder

Titel: Die Nebelkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Kastner
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Schein der Flammen sah das Gesicht des Mischlerführers noch abstoßender aus als sonst, fast dämonisch. Albin betrachtete es mit Abscheu und fragte sich, ob Findig den richtigen Weg gewählt hatte, um den Mischlern gegenüberzutreten. Im Schutz der Nacht hatten Findig und Albin sich an den Wachen vorbei ins Lager geschlichen und Albin lag jetzt zwischen zwei Vorratshütten in Waldos unmittelbarer Nähe. Dessen starrer Blick löste sich plötzlich von der Tänzerin, als wie aus dem Nichts der Braunelb vor ihm auftauchte. Waldo wusste nicht, dass der unerwartete Besucher sich schon eine ganze Weile im Mischlerlager aufhielt und auf die günstigste Gelegenheit für seinen Auftritt gewartet hatte.
    »Du?«, war alles, was Waldo in der ersten Uber- raschung hervorbrachte. Er verschluckte sich bei dem Ausruf und spuckte ein Fleischstück ins knisternde
    Feuer. Die Musikanten hörten auf zu spielen, die Tänzerin stand starr und aller Augen richteten sich auf den Mischlerführer und den Braunelb.
    Findig sah ihn lächelnd an und sagte ruhig: »Eine freudigere Begrüßung durfte ich wohl kaum erwarten. Ich habe dir in letzter Zeit einige Ungelegenhei- ten bereitet, Waldo, und bin gekommen, um mich bei dir zu entschuldigen.«
    »Entschuldigen?«, wiederholte Waldo langsam, als habe er das Wort noch nie gehört. Ruckartig sprang er auf und sah für einen Augenblick so aus, als wollte er sich auf den ebenso unerwarteten wie dreisten Besucher stürzen. Er bezwang sich, und ein falsches Lächeln erschien auf seinen Zügen. »Verzeih, Findig, fast hätte ich mich vergessen. Du kommst als Gast an mein Feuer und wie ein Gast sollst du behandelt werden. Setz dich zu mir und wärm dich auf.«
    Er ließ sich wieder auf das Bärenfell nieder, auf dem er geruht hatte, und bedeutete Findig mit einer Handbewegung, er solle sich neben ihn setzen. Der Elb kam der Aufforderung ohne Zögern nach.
    »Setz dich ruhig näher ans Feuer, damit du die Nachtkälte loswirst, Findig.«
    »Ich bin dicht genug d.an.«
    Noch immer lächelnd sagte Waldo: »Das glaube ich nicht. Niemand soll sagen, ich sei ein schlechter Gastgeber, der seine Gäste frieren lässt. Sonst kommen König Durins Reiter, um mich zur Rechenschaft zu ziehen, wie?«
    Zwei großwüchsige Mischler hatten sich von hinten an Findig angeschlichen und fielen auf einen geheimen Wink ihres Anführers über den Besucher her. Sie packten ihn so, dass er nicht entfliehen konnte, und hielten sein Gesicht nah ans prasselnde Feuer.
    »So, jetzt wird dir hübsch warm werden!«, stieß Waldo befriedigt hervor und das Lächeln verschwand von seinem Gesicht. »Wie dumm von dir, dich mitten unter uns zu wagen, Findig!«
    »Du bist dumm, mich so zu behandeln«, sagte Findig und ächzte unter den harten Griffen der Mischler. »Ich bringe dir eine wichtige Nachricht.«
    Waldo beugte sich im Sitzen vor und spie Findig ins Gesicht. »Einfältiger Elb, glaubst du, ich falle darauf noch einmal herein?«
    »Es stimmt aber, ich komme geradewegs von König Durin.«
    »Und wenn schon, der Braunelbenkönig ist weit. Hier gilt sein Wort nichts.« Waldo sah die beiden Männer an, die Findig überwältigt hatten. »Der Leckerbissen braucht zu lange, bis er schmort. In die Flammen mit ihm!«
    Er hatte noch nicht ganz ausgesprochen, da schnellte Albin aus seinem Versteck und sprang zu Waldos Feuer. Mit einem letzten, weiten Satz fiel er den Mischler von der Seite an und riss ihn zu Boden. Albin drückte seine Dolchklinge gegen den Hals des anderen und rief: »Lasst Findig sofort frei, oder es gibt noch einen Leckerbissen: einen frisch geschlachteten Esel!«
    Unsicher sahen die beiden Mischler ihren Anführer an, der ihnen ein Handzeichen gab, Albins Anweisung zu befolgen. Findig taumelte vom Lagerfeuer weg, sackte keuchend auf die Knie und wischte mit hastigen Armbewegungen über sein schweißbedecktes Gesicht.
    »Du kannst mich jetzt loslassen, Elbensohn«, knurrte Waldo.
    »Lieber nicht«, sagte Albin laut, sodass alle Umstehenden es hören konnten. »Ich will nicht, dass mir ein paar von deinen Leuten in den Rücken fallen.«
    Findig hatte sich aufgerichtet. Noch immer perlte Schweiß auf seiner Stirn, und er zog die Luft in schnellen Zügen ein. Die Hitze, der er ausgesetzt gewesen war, musste im wahrsten Sinne des Wortes atemberaubend gewesen sein.
    »Hör dir die Nachricht an, die König Durin durch mich schickt, Waldo. Und dann entscheide, ob du mit uns oder gegen uns kämpfen willst.«
    »Mit euch?« Waldo

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