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Die Netzhaut

Die Netzhaut

Titel: Die Netzhaut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torkil Damhaug
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über einem halben Jahr entdeckt. Sie hat sich rasch entwickelt. In der Klinik haben sie ihm noch drei Monate gegeben, höchstens sechs.«
    »Wusste Berger davon?«
    »Sie haben es ihm sehr deutlich gesagt. Der Arzt meinte, Berger hätte sein Schicksal akzeptiert.«
    »Er wartete also auf sein eigenes Ende, während er seine Talkshows machte. Wurde er nicht behandelt?«
    »Er bekam nur schmerzlindernde Medikamente. Darüber hinaus hat er sich selbst behandelt, wie du weißt. Er hat ja klar zum Ausdruck gebracht, dass er Heroin Morphium vorzieht.«
    Als sie auflegte, klopfte es an ihrer Bürotür. Eine junge Frau, Mitarbeiterin der Spurensicherung, streckte den Kopf herein.
    »Wir möchten gerne, dass Sie sich das hier ansehen«, sagte sie und wedelte mit einem Blatt Papier.
    Jennifer nahm es ihr ab, faltete das Blatt auseinander und schaute es lange an. Nach einer Weile blinzelte sie gedankenverloren zu der jungen Frau hinüber, die immer noch in der Tür stand. Sie hatte irgendetwas gefragt, doch Jennifer hatte nichts mitbekommen. Als sie zum Telefonhörer griff, wartete die junge Frau nicht länger auf eine Antwort, drehte sich um und schloss die Tür hinter sich.

34
    F ünf Minuten waren vergangen, seit Roar aufgelegt hatte, als Jennifer erneut anrief. Die Autoschlange stand immer noch still, ein paar hundert Meter von Teisen entfernt.
    »Ich hätte dir ja gerne geholfen«, zwitscherte sie.
    »Dann schick mir einen Hubschrauber.«
    Sie lachte und schien guter Laune zu sein.
    »Ich habe gerade ein Untersuchungsergebnis auf meinen Schreibtisch bekommen.«
    Er hatte ihr zu erklären versucht, dass sie ihn lieber nicht als Informationskanal benutzen sollte. Das hatte ihm schon genug Scherereien bereitet. Bevor er etwas erwidern konnte, fuhr sie fort: »Die Haare, die wir bei Mailin Bjerke gefunden haben, zeigen eine ziemlich seltene Variante mitochondrischer DNA . In der norwegischen Bevölkerung hat nur jeder Zehnte diese Variante.«
    »Berger?«
    »Er hat diese Variante.«
    Roar drückte auf die Hupe, als ein Motorradfahrer, der sich seinen Weg zwischen den Autos hindurchbahnte, mit dem Ellbogen seinen Außenspiegel zur Seite schlug. Nachdem er einen saftigen Fluch losgelassen hatte, sagte er resigniert:
    »Darüber musst du unseren Ermittlungsleiter informieren, Jenny, und nicht mich.«
    »Ich habe drei Mal versucht, bei Viken anzurufen, aber er geht nicht ran. Sitzt wahrscheinlich in einer Besprechung.«
    Die Besprechung, an der ich teilnehmen sollte, stöhnte Roar im Stillen. Er dachte daran, dass er lieber auflegen und dafür sorgen sollte, den Rest von Jennifers Neuigkeiten aus Vikens Mund zu hören. Aber er konnte sich nicht beherrschen.
    »Es ist überhaupt nicht gesagt, dass die Haare von Berger stammen, oder?«
    Jennifer bestätigte dies.
    »Da ist noch was«, fuhr sie fort.
    In die Schlange schien ein wenig Bewegung zu kommen. Roar glitt dreißig Meter nach vorne, ehe der Verkehrsfluss wieder zum Erliegen kam.
    »Noch was?« Er hörte, wie gereizt er klang. »Tut mir leid, Jenny. Ich bin ein bisschen gestresst.«
    »Ist ja auch kein Wunder. Du kriegst bestimmt Haue, wenn du endlich bei der Arbeit auftauchst, Mihaly Horvath.«
    Es gefiel ihm nicht, dass sie diesen Namen benutzte. »Jetzt sag schon.«
    »Liss Bjerke hat gestern am späten Abend noch bei mir angerufen.«
    »Schon wieder?«
    »Sie besteht immer noch darauf, nur mit mir zu sprechen.«
    »Obwohl sie inzwischen, wie von ihr verlangt, von einer Kollegin vernommen wurde?«
    Auf der Nebenspur krochen die Fahrzeuge jetzt weiter, also wechselte Roar die Fahrbahn.
    »Sie war am Mittwoch bei Berger«, erklärte Jennifer. »Er hat versucht, sie festzuhalten, und etwas davon gemurmelt, dass er wisse, was mit Mailin passiert sei.«
    »Und was soll das sein?«
    »Das hat sie nicht herausgefunden. Er war so bekifft, dass sie lieber abgehauen ist.«
    Roar wechselte wieder auf die andere Fahrbahn hinüber. Jennifer hatte noch mehr zu erzählen. Von Mailin Bjerkes Mutter, zum Beispiel, die ebenfalls bei ihr gewesen war und sich um einen Ehering sorgte, der verschwunden war. Und dass sie unbedingt überprüfen mussten, ob an dem Abend, als Mailin verschwand, die Telefonanlage am soziologischen Institut in Blindern gestört gewesen war.
    »Wir wissen ja gar nicht, ob sie wirklich am Abend des 11. Dezember verschwunden ist. Es gibt keinen einzigen Zeugen, der sie an diesem Tag gesehen hat.«
    Plötzlich zuckte er zusammen.
    »Was hast du da eben von einem Ring

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