Die Netzhaut
geblieben. Mehrere Male.
Ter: Und Ihre Eltern? Wussten sie davon?
Pat: Das war eine Sache zwischen Jakka und mir. Wir sind einen heiligen Pakt eingegangen. Was wir miteinander taten, ging nur uns beide etwas an. Er hat mir in vieler Hinsicht geholfen.
Ter: Wie hat er Ihnen geholfen?
(Pause)
Pat: Er hat mir zum Beispiel gezeigt, wie ich das mit Ylva machen sollte, wenn ich ihr das nächste Mal begegnete.
Ter: Ylva? Das Mädchen, das Sie auf Kreta getroffen hatten?
Pat: Darüber will ich nicht mehr reden.
Liss las den Text zu Ende, es musste das Protokoll einer Therapiesitzung sein. Es war so detailliert, als wäre das Gespräch aufgenommen und danach niedergeschrieben worden. Sie öffnete das andere Dokument. Es trug den Titel »Anmerkungen« und bestand aus Kommentaren zu einer ganzen Serie von Gesprächen. Sie scrollte nach unten. Unter der Überschrift »Patientenbeispiel 8« stand die Bemerkung:
»Therapie nach der vierten Sitzung abgebrochen. Kann natürlich nicht für das Projekt verwendet werden. Gespräche löschen?«
Ihr Handy klingelte. Liss sah, dass es Jomar war. Ihr fiel ein, dass sie versprochen hatte, sich vor sechs Uhr zu melden. Jetzt war es halb sieben.
»Ich habe einen Tisch reserviert«, sagte er geheimnisvoll, »aber ich sag nicht, wo.«
Ihre Gedanken waren immer noch bei Mailin. Während sie das Dokument gelesen hatte, war sie ganz sicher gewesen, Mailins Stimme zu hören, die ihren Patienten befragte. Mailin war an seinem Wohlergehen interessiert, wollte ihm helfen, setzte ihn aber nicht unter Druck.
»Acht Uhr, passt dir das?«
»Okay«, antwortete Liss und nahm sich zusammen. »Muss ich ein Abendkleid anziehen?«
Sie hörte ihn lachen.
»Sie prahlen zwar mit ihrem Michelin-Stern, aber die Kleidung ihrer Gäste spielt dabei keine Rolle.«
Er fügte hinzu: »Wie du weißt, kann ich dir immer meine Jacke leihen. Die ist so groß, dass du gar nichts darunter anhaben musst.«
Liss nahm die CD aus dem Rechner, legte sie wieder in ihre Hülle und schlug ihr Notizbuch auf.
Der achte Patient heißt Jo.
Sie dachte eine Weile nach, ehe sie fortfuhr:
Dahlstrøm sagte, dass sieben Patienten an deinem Projekt teilgenommen haben, doch in den Unterlagen, die ich in deinem Büro gefunden habe, ist von acht Patienten die Rede. Hatte Dahlstrøm nicht erwähnt, dass keine Patienten berücksichtigt wurden, die selbst sexuelle Gewalt ausgeübt hatten?
Mailin hatte diese CD vielleicht an einem sicheren Ort aufbewahrt, weil sie befürchtete, sie könne in falsche Hände geraten.
Warum hast du mir die CD geschickt? Was soll ich damit, Mailin?
Sie las erneut den Zettel, der auf der Hülle klebte: »Ich verlass mich auf dich, Liss.«
Du wolltest Berger direkt vor der Talkshow treffen. Du hattest erfahren, dass er selbst sexuellen Missbrauch betrieben hat. Hat das etwas mit der CD zu tun? Ist Berger Jakka
?
Hast du mit ihm über Papa geredet?
Sie musste irgendjemand diese CD zeigen. Hatte Jennifer Schweigepflicht, oder musste sie alle Informationen an die Polizei weiterleiten? Liss stellte sich vor, wie die Pathologin diesem Kriminalkommissar die CD überreichte …
Ich verlass mich auf dich, Liss.
Mailin verließ sich auf sie. Und warum sollte die Polizei von ihren Patienten erfahren, nachdem sie die Ermittlungen abgeschlossen hatten?
Sie legte die CD -Hülle in den Umschlag zurück, nahm ihn mit in ihr Zimmer und legte ihn unter die Matratze. Sie beschloss, Dahlstrøm davon zu erzählen. Vielleicht stattete sie ihm morgen einen weiteren Besuch ab. Sie wollte wissen, was sie mit dieser CD tun sollte. Ob es richtig war, sie der Polizei auszuhändigen. Doch sie hatte noch einen anderen Grund für ihren Besuch. In Gedanken führte sie bereits ein Gespräch mit ihm.
Sie ging wieder in Mailins Zimmer, öffnete ihren Kleiderschrank und überlegte, was sie anziehen sollte. Fand eine Bluse mit Rüschen, die sie sich selbst nie gekauft hätte. Rüschen passten zu Mailin, nicht zu ihr. Doch heute Abend wollte sie genau diese Bluse tragen. Dazu die Unterwäsche, die sich Mailin vielleicht für einen bestimmten Anlass gekauft hatte, denn das Preisschild hing immer noch daran. Sie war schwarz, glatt und durchsichtig. Sie zog sie an und betrachtete sich im Spiegel, der neben dem Bett hing. Der Verschluss des BH s war vorne, sodass er sich leicht öffnen ließ, doch natürlich war er ihr zu groß. Sie hakte ihn auf und ließ ihn zu Boden fallen.
Es war lange her, dass sie diese Spannung gespürt
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