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Die neue Historia des Dr. Faustus 03 - Die Engelskrieger

Die neue Historia des Dr. Faustus 03 - Die Engelskrieger

Titel: Die neue Historia des Dr. Faustus 03 - Die Engelskrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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mir beliebt«, erwiderte der Junge mit einer Spur von Trotz. »Doch wo Ihr es schon ansprecht: Es ist genau dieser Umstand, über den ich mit Euch sprechen will.«
    »Dem Tod ein Schnippchen zu schlagen?«
    Alexander nickte. »Die Unsterblichkeit.«
    »Was Ihr sucht, Alexander, ist Göttlichkeit. Das eine hat mit dem anderen so wenig zu tun wie Euer altes Ich mit dem Ersten Apostel.«
    »Es war eine amüsante Zeit«, bemerkte der Junge, jetzt wieder gelassener. »Der Heilige Stuhl kann bequemer sein, als viele es für möglich halten. Es ist wie mit allem im Leben – es kommt immer darauf an, was man daraus macht, nicht wahr?«
    Er tippte mit der Fingerspitze eine Kirschblüte von seiner Wange und betrachtete sie mit naivem Interesse. Faustus fragte sich, ob in diesem Körper nicht immer noch Teile des Kindes steckten, das einst daraus verdrängt worden war.
    Alexander fuhr fort: »Es ist beinahe zum Lachen, meint Ihr nicht? Da wurde ich doch ganz offiziell zum Vertreter Gottes auf Erden ernannt, zur Verkörperung des Ersten Apostels. Man könnte sagen, Petrus wurde in meinem Körper wieder geboren. Ist es da nicht gerecht, dass auch ich selbst dieses Recht für mich beanspruche?«
    »Das Recht der Wiedergeburt? Ich bezweifle, dass Petrus es für sich beansprucht hätte.«
    »Er hatte keine Wahl. Die Kirche hat es ihm aufgezwungen. Posthum, natürlich. Das machte die Dinge einfacher.«
    Faustus zuckte die Achseln. »Wenn Ihr schon den Vergleich zu ihm sucht – erinnert Euch, wie es ihm letztlich ergangen ist. Man hat ihn mit dem Kopf nach unten gekreuzigt.«
    »Das umgekehrte Kreuz – das Symbol des Satans. Glaubt Ihr, die Römer wussten, was sie da taten? Dass sie damit einem Jünger des Teufels den Weg ebneten, anderthalbtausend Jahre später zum Oberhaupt der Christenheit zu werden?«
    Faustus runzelte erstaunt die Stirn. »Ihr habt die Art und Weise, auf die Petrus gekreuzigt wurde, für Eure Beschwörungen benutzt? Um Papst zu werden?«
    Fast hätte er beeindruckt hinzugefügt: Das ist brillant. Der Borgia war nicht zu unterschätzen.
    Alexander lächelte verlegen. »Es war Bestandteil des Rituals. Um ehrlich zu sein, wusste ich nicht, wie viel auf die alten Überlieferungen zu geben war. Ein wenig war das Ganze deshalb auch ein Glücksspiel. Der Versuch hätte fehlschlagen können. Aber zuletzt haben die alten Chronisten Recht behalten. Und ich mit ihnen.« Sein Blick verklärte sich beim Gedanken an frühere Triumphe. »Ich dachte mir, dass Euch das gefallen würde, Faustus. Denn ist das nicht die Crux der ganzen Geschichte – dass wir beide uns so ähnlich sind?«
    »Dem möchte ich höflichst widersprechen.«
    »Ihr seid zu bescheiden.«
    »Im Gegensatz zu Euch habe ich keine kleinen Kinder missbraucht um …« Faustus brach ab, aber der Junge hakte nach:
    »Um was, werter Doktor?«
    »Um das zu tun, was ich getan habe.«
    Alexander lachte. »Kein Grund, Euch zu zieren. Wir sind unter uns. Erzählt mir von Ägypten.«
    Faustus atmete tief durch. »Die Pyramiden sind sehr beeindruckend. Ihr solltet Ihnen einen Besuch abstatten.«
    Der Junge ließ sich seine Unzufriedenheit mit dieser Antwort nicht anmerken. »Ob Ihr’s glaubt oder nicht, ich dachte daran, das Zentrum meiner Göttlichkeit an ihrem Fuß zu errichten. Als Vereinigung der alten Götter mit dem neuen, sozusagen.«
    »Ihr solltet vorsichtiger sein, mit wem Ihr Euren Spott treibt«, sagte Faustus ernsthaft. »Es könnte sein, dass Ihr Euch mit Mächten anlegt, die weniger wohlwollend mit Euch umgehen als jener, den Ihr zu Eurem Meister erkoren habt.«
    »Satan?« Alexander winkte ab. »Ich denke nicht, dass er ein Auge auf mein Tun hat. Alles, was er mir gegeben hat, habe ich teuer bezahlt.«
    »Mit Menschenleben.«
    »Dem einen oder anderen.«
    »Hunderten.«
    Der Blick des Jungen verfinsterte sich. »Wer wird schon so kleinlich sein! Seid kein solcher Erbsenzähler, Faustus. Aber, sagt mir, wie habt Ihr das gemeint? Mit welchen Mächten soll ich mich nicht anlegen?«
    Jetzt war es an Faustus zu lachen. »Es ist beinahe beleidigend, mit welch plumpen Mitteln Ihr versucht, unser Gespräch zurück auf meine Zeit in Ägypten zu lenken. Ich denke, Ihr wisst sehr wohl, von welchen Mächten ich spreche.«
    Ein Glitzern trat in die Augen des Jungen. »Jene, mit denen Ihr einen Pakt eingegangen seid?«
    Faustus schüttelte den Kopf und seufzte. »Lasst uns offen miteinander reden, Alexander. Ihr seid auf der Suche nach der Unsterblichkeit. Doch alles,

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