Die neue Hoffnung der Föderation (Der Dezennienkrieg 1)
noch da wäre. Sie hätte ihm jeden Gedanken an Selbstmord energisch ausgetrieben. Mit ihrer geschwisterlichen bedingungslosen Liebe.
Es gab immer noch einen anderen Ausweg. Auch hier. Sein Tod hätte seinen Feinden nur Recht gegeben. So einfach wollte Belian es ihnen nicht machen. Lieber würde er den Kampf aufnehmen. Mit ihnen und seiner Zukunft. Das und nichts anderes hätte die kluge Louise von ihm erwartet.
Unter dieser Prämisse schaffte er es auch, Commander Wahiri und Leutnant Steinhoff beim nächsten Mal ruhiger entgegenzublicken. Die Offiziere aus Sol wunderten sich sichtlich darüber, aber sie kamen zur Sache. Diesmal luden sie erneut einen vorbereiteten Text, aber dabei stand die Frage im Raum, ob es nicht ein anderer gewesen wäre, wenn der Patient weniger Gelassenheit an den Tag gelegt hätte. Da es irgendwann jedoch so oder so kommen musste, konnte er sich dem Unangenehmen auch gleich stellen.
Monsieur Belian, laut dem Willen unseres Flottenchefs sollen Sie auf Terra vereidigt und zum Militärdienst eingezogen werden. Er dauert mindestens 20 Jahre, und das Verfahren ist laut unseren Gesetzen völlig legal. Sie sind terranischer Staatsbürger. Eine Wahl haben Sie daher nicht. Im Grunde sind Sie bereits Crewman dieses Schiffes, aber die Statuten schreiben vor, dass Sie trotzdem den Eid ableisten.
Eine Weigerung wäre unklug, denn vermutlich würde der Commodore uns daraufhin anweisen, Sie bei Wasser und Brot im Schiffsgefängnis einzusperren. Es gibt auch andere Methoden, die noch unschöner sind. Ersparen Sie es sich und uns bitte von vornherein. Die Berlin ist ein Frachtschiff und kein Gefangenentransporter.
Belian zögerte nur kurz, atmete tief durch und setzte dann seine Antwort auf. Dabei versuchte er, das Pochen seiner Brustverletzung bestmöglich zu ignorieren. Er war Terraner. Zunächst rebellierte er dagegen, aber dann nahm er es an. Das unbekannte Sol war immer noch weitaus besser als nichts.
Crewman Ihres Schiffes, Commander? Was ist mit der Vietnam, Mister Wahiri?
Leutnant Steinhoff machte nach dem Lesen der Fragen eine Bemerkung, die den Commander das Gesicht verziehen ließ.
Die beiden diskutierten und ließen sich Zeit, was darauf schließen ließ, dass der Punkt in der Tat noch strittig war. Zuletzt bat der Erste Leutnant um den Computer und bekam ihn angereicht.
Versuchen Sie nicht, mit uns zu handeln, Monsieur!
Jetzt musste Belian auflachen, aber es tat umgehend weh. Handeln? Er wollte doch nur wissen, wie seine unmittelbare Zukunft aussah!
Zuerst wollten sie ihm das Gerät nicht wiedergeben, aber schließlich bekam er es doch.
Mister Steinhoff, ich will nicht handeln. Mir gefällt es hier nur besser als auf Commodore Yons Schiff. Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese Präferenz verboten ist. Ich wäre gewillt, den Eid abzuleisten, wenn ich nicht zur Vietnam geschickt würde. Ansonsten würde ich das Schiffsgefängnis vorziehen.
Der gedrungene Leutnant in der prallen Uniform schnaubte angesichts dieses Ultimatums, während Wahiri nicht unamüsiert erschien. Der Commander schien einen sehr merkwürdigen Humor zu haben.
Für die Ewigkeit kann ich Ihnen nichts versprechen, Monsieur. Für den Moment sind Sie hier im Lazarett. Sie haben eindeutig noch Schmerzen und werden noch länger unter ärztlicher Aufsicht bleiben müssen. Wir schicken jeden Tag einen Routinebericht an die Vietnam. Solange Sie dort nicht als ‚entlassen’ auftauchen, wird der Commodore wohl von Nachfragen absehen. Admiräle sind wie das Wetter. Heute so und morgen so.
Die allgemeine Gerüchteküche besagt, dass ein Teil der Flotte, zu dem auch wir gehören werden, den Sektor noch in diesem Monat wieder verlässt. Der Transit nach Holberg dauert sechs Monate. Reicht Ihnen das fürs Erste?
Sie können darauf hoffen, dass der Commodore Sie hier vergisst. Wenn Sie Pech haben, wird er es nicht tun und sich an Ihre Person erinnern. In einem halben Jahr könnten Sie allerdings bereits reif für einen Unteroffiziersrang sein. Dafür müssten Sie sich aber anstrengen und gleich mit dem Englischlernen anfangen. Die Kenntnis unserer Sprache ist die Voraussetzung für alles andere.
Auf mehr konnte Belian hier wirklich nicht hoffen. Daher nickte er kurz und nahm dann die nächste aufgerufene Nachricht entgegen.
Lernen Sie die folgenden Worte bitte bis heute Abend auswendig…
Belian ersparte es sich und den Offizieren aus Sol, so lange zu warten.
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