Die neue Hoffnung der Föderation (Der Dezennienkrieg 1)
eines verschließbaren Eimers und einem Schrubber zurück.
Vollkommen perplex rührte Belian sich zunächst noch nicht einmal, als man ihm die Utensilien in die Hand drückte. ‚Der Kerl erwartet jetzt doch nicht etwa von mir…?’
Doch, das tat der Mann tatsächlich.
Ehe Belian sich versah, hatte der Vorgesetzte ihn mit dem Putzzeug wieder zu dem einzigen leeren Flecken dirigiert. Auf den Platz, der für ein zweites Shuttle vorgesehen war.
Der Terraner meinte es ernst. Wieder wurde der Schrubber Belian aufgedrängt. Diesmal forderte der Unteroffizier ihn nachdrücklich auf. Sowohl nonverbal als auch in Form eines gebellten scharfen Wortes.
Halbherzig mühte der geschockte Rekrut sich mit den ungewohnten Gebrauchsgegenständen ab. In seinem ganzen Leben hatte er noch keine solche Arbeit verrichten müssen. Schlussendlich musste er in die Knie gehen, denn der schon viel gebrauchte Schrubber war relativ nutzlos. Die Ölflecken und sonstigen schmierigen Rückstände auf dem Jahrzehnte alten Metallboden ließen sich nur durch kraftvolles Scheuern mit dem Lappen ansatzweise beseitigen.
Wirklich helfen tat auch das nicht, weil es alter Schmutz war, der monate- oder jahrelang niemanden interessiert hatte. Zumindest nicht bis Unteroffizier Gallen und Leutnant Steinhoff jetzt jemanden hatten, den sie um jeden Preis schikanieren wollten. Etienne Belian, den sie dazu zwangen, die niederste Arbeit eines ungebildeten Bürgers zu verrichten. Sie wollten ihm zeigen, welche Macht sie über ihn besaßen, und diese Lektion kam an. Genauso wie die Demütigung. Er war wirklich ein Nichts. Verbannt, herabgewürdigt und wertlos. Ein besserer Arbeitssklave.
Die ungewohnte Arbeit war noch schlimmer als alle Liegestütze der Welt. Mehrfach musste er innehalten, aber jedes Mal trieb sein Peiniger ihn wieder an.
Belian machte keine Fortschritte, aber das wurde sicherlich auch nicht erwartet. Sauber werden sollte das Frachtdeck ohnehin nicht. Er sollte es nur machen. Er sollte leiden, denn seine gepeinigte Seele schrie bei jedem Wischen genauso auf wie sein gemarterter Körper. Bei allem konnte er sich nur einreden, dass die Chemie des Putzmittels der einzige Grund für seine feuchten Augen war. In Wahrheit heulte er aus anderen Gründen. Einfach weil er es nicht ertrug.
Irgendwann, als er sich dem Eimer mit dem längst brackigen, ekelerregenden Wasser zuwandte, schwebte das Computerdisplay vor seinem Gesicht.
Der Erste Leutnant lässt anfragen, ob du deine Lektion gelernt hast. Hast du, oder sollen wir noch zwei Stunden lang weitermachen? Ich erweise Mister Steinhoff gern den Gefallen und muss nur dem Läufer Bescheid sagen, damit er es ausrichtet.
Es war klar. Belian hatte begriffen. Er erhob sich in die Hocke und lauschte dem unheilvollen Krachen in seinen Gelenken. Sein Rücken schmerzte gleichsam höllisch. In den Augen des nur wenige Jahre älteren Crewmans, der neben Gallen stand, war das Mitgefühl deutlich abzulesen. Vielleicht hatte auch jener Terraner schon einmal genau diesen Frachtraum ‚reinigen’ müssen.
„Bitte nicht, Unteroffizier Gallen.“ Belian hatte keinen Stolz mehr. Genau wie es in der Folterkammer auf der Raumstation seines Heimatsystems gewesen war. Die Verhörspezialisten aus Sirius hatten ihn wieder und wieder grausam zusammengeschlagen. Terra zermürbte ihn stattdessen von innen.
Der Drillsergeant nickte nicht unzufrieden. Er wies dabei auf den Eimer sowie den Schrubber und die Leiter. Dann drückte er dem Delinquenten den Computer in die Hand und verließ den Frachtraum.
Der Fremde deutete auf sich. „Markus. Und du?“
„Etienne.“
Den nächsten englischen Satz verstand Belian nicht, aber es war auch so klar. Es ging um den Abtransport der Reinigungswerkzeuge. Den Eimer mit der schmutzigen Brühe trotz des Deckels unfallfrei die Leiter hinauf zu bekommen war schwer. Den Schrubber konnte er einfach anreichen.
Der Leutnant mit den mandelförmigen Augen und den angeklatschten Haaren stand schon bereit, um die Luke zum Frachtraum zu sichern. Belian war auf der Hut und grüßte ihn zunächst vorschriftsmäßig, wie Gallen ihm mithilfe der Liegestütze lang und breit eingehämmert hatte. Markus kicherte verstohlen, während der Offizier nur kurz die Augenbrauen hochzog und dann gleichfalls andeutungsweise grinste. Belian kam sich daraufhin veralbert und lächerlich vor.
Den Weg zu Steinhoffs Kabine sollte er alleine finden, aber er hatte keine Ahnung, in welchem der Räume der
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