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Die neue Hoffnung der Föderation (Der Dezennienkrieg 1)

Die neue Hoffnung der Föderation (Der Dezennienkrieg 1)

Titel: Die neue Hoffnung der Föderation (Der Dezennienkrieg 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: René Finius
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seine sie erwartende Gattin gewandt und bot der Duchesse den Arm dar. Der zurückhaltende Familienvorstand merkte womöglich nicht einmal, dass gerade diese überzogene Erwiderung untypisch für ihn war. Es war verständlich, denn auch er war nie zuvor mit der Situation konfrontiert gewesen, gegen sein eigen Fleisch und Blut handeln zu müssen, um das noch größere Wohl der Familie im Fokus zu behalten. Selten musste ein Duc die Erbfolge nach Gottes sich offenbarendem Willen umändern.
    Louise wandte sich mit niedergeschlagenen Augen ab, als hätte das versteinerte Gesicht ihres großen Bruders ihr bereits alles gesagt. Vielleicht war dem auch so. Paul wusste es schließlich auch und zeigte ein Lachen, das sämtliche Zähne entblößte, bevor er genau wie der Rest der Familie zurück ins Haus ging.
    Belian nahm den kleinen Rückzug, den sein Vormund ihm ermöglichte, an. Es war alles so ungerecht und unfair, aber trotzdem konnte er sich diesem ‚großzügigen’ und dennoch demütigenden Angebot nicht entziehen. Der Familienvorstand glaubte vielleicht zu ahnen, was in seinem Sohn vorging, aber er täuschte sich. Die Gedanken des ältesten Nachkommen gingen weit über das vertretbare Maß hinaus.
    ‚Wozu braucht man einen Erstgeborenen, den man wegen eines Makels verstößt und zum Nachgeborenen degradiert? Jüngere Söhne kann meine Familie noch viele haben!’
    Die Box seiner fuchsfarbenen Stute war gleich am Anfang der Stallgasse. Möglichst weit weg von der Stelle, wo das Vieh gestanden hatte, das an seinem Unglück schuld war. Der schwarze Teufel. Belian scherte sich nicht mehr um Pfarrer Crozier oder Gott. Jede Blasphemie war ihm egal. Die Kirche war ihm egal. Gott war ihm egal. Heute, so erkannte er, war er zu allem fähig.
    Zum Beispiel dazu, Flore im schwarzen Anzug und piekfeinen gleichfarbigen Schuhen mechanisch zu satteln, ihr einen viel zu groben Stüber auf die Nase zu geben, damit die freundliche Stute ihn endlich in Ruhe ließ, und sie schließlich geradezu aus der Box zu zerren. Auch Flore war nur ein Pferd. Ein Fluchttier. Wenn er sie an der richtigen Stelle mit Gewalt dazu trieb, durchzugehen, würde sie geradeaus rennen bis zum Schluss. Bis über die Steilklippen von Aberry. Dann hatte sich die Sache erledigt. Sowohl für ihn als auch für seine Familie.
    „He, Etienne! Wie sind die Tests gelaufen? Ich bin mir sicher, dass du sie alle mit der Bestnote bestanden hast!“ Jasko rollte ihm in den Weg. Die aufgrund der Stimmung und dem daraus resultierenden Verhalten ihres Besitzers unruhig gewordene Flore warf den Kopf zurück und rollte mit den Augen, als sie sich nun auch noch mit dem Rollstuhl konfrontiert sah.
    „Lass mich in Ruhe, Kristian!“ Belian saß noch im Stall auf. Dabei dachte er unweigerlich an all die Mühen der letzten Monate. An den Muskelaufbau, die Schmerzen, das ganze Bewegungstraining und die bittere Erkenntnis, dass alles umsonst gewesen war. Er zog das rechte Bein nach. Zwar nicht viel, aber es war so. Es war genug, um nicht mehr perfekt zu sein. Genug, um ein Leben in Scherben gehen zu lassen. Sein Leben!
    Die Worte, der Tonfall und ein einziger Blick in das junge Gesicht reichten. Nahezu ruckartig katapultierte der terranische Leutnant sich aus dem Rollstuhl hoch und griff nahe dem Gebiss in die Zügel des Pferdes.
    Flore hatte zunächst zurückweichen wollen und tänzelte trotz ihres ruhigen Gemüts auf der Stelle, obwohl Belian sie geradezu brachial durchparierte. Dennoch gefiel der Stute keineswegs, so abrupt am Kopf angefasst zu werden.
    Außerdem fiel das Stehen Jasko immer noch schwer, vom Gehen ganz zu schweigen. Der Familienmedikus hatte vor Monaten geurteilt, dass eine teilweise Reparatur des Rückenmarks zwar möglich war, die volle Bewegungsfähigkeit jedoch nicht mehr zu erreichen sei. Dazu war es nach all der Zeit zu spät. Der Terraner war ein Krüppel. Genauso wie Belian. Nicht vollends bewegungsunfähig, aber auch nicht gänzlich gesund.
    Für einige Sekunden hing alles von Belian ab, aber er brachte die Stute zum Stehen. Nun ließ Flore es zu, dass Jasko sich unsicher an ihr festhielt und zu ihrem Reiter aufblickte.
    „Was ist passiert? Etienne, du hast doch was!“
    „Geh aus dem Weg! Wir reden später!“ Was machte diese Lüge schon noch aus? Es gab keinen Gott… und wer gab irgendetwas auf Familienehre, wenn selbst das Oberhaupt sie nach Gutdünken durch Unwahrheiten besudelte?
    „Das werde ich nicht tun“, verkündete Jasko schlicht.
    „Ich

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