Die neue Hoffnung der Föderation (Der Dezennienkrieg 1)
verstandenen mathematischen Gleichungen.
‚Für ein Gespräch mit unserem Medikus wirst du mir aber ein bisschen mehr bieten müssen, Terraner!’ Vielleicht Gleichungen fünften Grades plus eine Unterweisung in Transitnavigation. Der Zwischenraum als Weg, zwischen den Sternen zu reisen, interessierte Belian nämlich brennend. Sein Status als Erbe der Auvergne erlaubte es ihm natürlich niemals, die Heimat zu verlassen, aber ihn störte dennoch, am theoretischen Konzept zu scheitern. Er war nicht gewöhnt, an der Mathematik zu verzweifeln. Genauso wenig wie er es gewöhnt war, lange untätig im Bett zu liegen.
‚Wenigstens wird es jetzt nicht mehr so schrecklich langweilig werden.’ Louise mochte ja eine gute Schwester sein, aber auch sie hatte ihre Eigenheiten und war eben doch erst zwölf Jahre alt. Ein Kristian Jasko hingegen war entgegen allen jahrhundertealten Vorurteilen über Terraner gebildet und welterfahren. Es galt nur, ihn zum Sprechen zu bringen. Da war Belian sich wiederum sehr sicher, dass es gelingen würde.
Seine Psychologiekenntnisse besagten, dass verzweifelte Menschen mit nahezu hundertprozentiger Wahrscheinlichkeit äußerst dringend jemanden suchten, dem sie sich anvertrauen konnten. Das war ein Ansatzpunkt.
Jasko war verzweifelt und verletzlich. Dort war er zu packen und würde schlussendlich genauso davon profitieren wie Belian, der den terranischen Gefangenen ohne Rücksprache mit seinem Vormund an Bürger Forgerons Stelle gesetzt hatte. Andererseits, was brachte der teuerste Instruktor, wenn der zu Instruierende ihn nicht verstand? Der Duc würde die Wahl schon gutheißen.
Kapitel II
„Guten Abend, Etienne.“
Die ruhige Stimme aus dem Fond des Hybrids ließ den Angesprochenen zusammenfahren wie vom Schlag getroffen.
„Gu… guten Abend, Euer Ehren. Verzeihung, aber ich hatte nicht mit Eurer Anwesenheit gerechnet.“ Nein, er hatte erwartet, dass ein Angestellter ihn mit einem der fünf familieneigenen Gefährte abholen würde, aber doch nicht der Duc persönlich!
„Steig ein. Ich bin gerade auf dem Rückweg aus Dunoise. Es war nur ein kleiner Umweg zu deiner Ausbildungsanstalt.“
Trotzdem war es ungewöhnlich. Belian war noch nie persönlich von seinem Vormund abgeholt worden. Da er genau wusste, wie sehr der Familienvorstand darauf achtete, vermied er peinlich genau jeden Hinweis auf die kleine körperliche Beeinträchtigung, die von seinem Reitunfall vor rund sieben Monaten übrig geblieben war. Zu viel stand für ihn auf dem Spiel.
„Hast du schon deine Ergebnisse bekommen?“
„Nein, Euer Ehren. Sie werden heute Nacht oder spätestens morgen früh in Euer Büro geschickt“, murmelte er, während der Fahrer bereits Gas gab, den Hybrid beschleunigte und schließlich im Flugmodus hochzog.
„Das ist kein Umstand. Ich werde Bürger Abeille Bescheid sagen, dass er sie mir sofort übermitteln lassen soll, wenn sie im Büro ankommen.“ Der Duc d’Auvergne lächelte seinen Erstgeborenen in der üblichen sparsamen Art an. „Was wirst du nachher tun? Willst du nicht vielleicht mal wieder ausreiten? Flore wartet auf dich.“
Gemeint war die sanftmütige Stute, die der Duc ihm vor drei Monaten gekauft hatte, um ihm seinen ehemals liebsten Zeitvertreib wieder schmackhaft zu machen. Belian hatte das Tier einmal der Form halber geritten, aber danach nie wieder. Nicht aus Abneigung gegen sie, denn Flore war hübsch, grazil und vor allem teuer wie alle Geschenke, sondern einfach weil er es nicht wollte.
„Ich weiß nicht, Euer Ehren.“
„Früher wäre es das Erste gewesen, was du getan hättest.“ Der Familienvorstand unterzog ihn ohne ein Wort fast einer noch schlimmeren Prüfung als die Instruktoren der Ausbildungsanstalt während der vergangenen zwei Tage. Nur war hier keine Verachtung spürbar. Oder etwa doch?
Immer wieder hatte Belian die Blicke und die darin liegende Herablassung der Instruktoren gespürt. Es war dieselbe, die ihm auf Gut Auvergne immer wieder von Paul entgegengeschlagen war. Ein Titelerbe hatte perfekt zu sein. Es war sehr unüblich, dass ein Erstgeborener einzeln zur Nachprüfung in der Ausbildungsanstalt erscheinen musste, während alle anderen seines Jahrgangs längst ihre Zeugnisse erhalten hatten und die Halbjahresfreizeit genossen.
„Du hast dich im vergangenen halben Jahr sehr verändert, Etienne.“ Doch, es war genauso wie bei den Instruktoren!
Empfindlich getroffen versuchte Belian, sich nichts anmerken zu
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