Die neue Hoffnung der Föderation (Der Dezennienkrieg 1)
Adligenkindes ausgewählt werden!“
Obwohl der Treffer bereits vernichtend war, kam noch einer hinterher:
„Stattdessen kommen jedoch höchstens Angehörige eures Geheimdienstes zur Tür herein und zerren einen von ihnen zum Verhör weg! Es heißt immer nur ‚später’, wenn Andi und die anderen darum bitten, wenigstens endlich mal wieder hinausgehen und die Sonne sehen zu dürfen! Das sind Sorgen und nicht irgendwelche Duelle oder arrangierte Hochzeiten, die in der zivilisierten Welt längst verboten sind! Wach auf, Etienne! Was soll Julien sagen, dem ein Medikus namens Haven in der Rettungskapsel ganz primitiv im Schein einer Taschenlampe einen zerschmetterten Arm amputiert hat? Was soll ich sagen? Du hältst dich für einen Krüppel, weil irgendwelche primitiven Leute dir das einreden, aber dabei hast du keine Ahnung vom Universum! Nicht du bist falsch, sondern sie sind es!“
Der ohnmächtige Zorn des Terraners verlieh den Vorhaltungen einen Nachdruck, der Belians Zunge schlicht und ergreifend lähmte.
Irgendwann stapfte er einfach weiter, bis der Offizier schließlich eine Entschuldigung murmelte. Genauso wie die Bitte zur Umkehr, die der Herzogssohn jedoch ignorierte.
„Etienne…“
„Schweig, Kristian! Du und deinesgleichen haben kein Recht dazu, uns zu kritisieren. Eure ach so toleranten Behörden haben uns damals von Terra vertrieben und das Heil in den Sternen suchen lassen. Das hat keinem unserer Ahnen gefallen. Wir haben hier jedoch etwas aufgebaut, das sehr stabil ist. Eine Gesellschaft, in der es noch nie einen Bürgerkrieg gegeben hat und in der alle genug haben sowie aufeinander achtgeben. Ihr mögt das primitiv nennen, aber was seid ihr denn? Ihr habt einen zerstörten schmutzigen Planeten, wo es immer wieder zu Aufständen kommt, und ihr expandiert seit jeher ins All, während eure Raumflotte, der auch du angehört hast, dabei unschuldige Menschen terrorisiert. Ihr habt Nationen dazu gezwungen, der Föderation beizutreten. Ihr habt Widerstand niedergeknüppelt und Bomben auf Staatskolonien geworfen, wenn sie eigenständig werden wollten. Und du willst mir sagen, dass euer System besser sei als unseres? Das kann und will ich nicht glauben!“
Der Offizier schwieg lange, und anschließend war seine Stimme eine gänzlich andere.
„Seit 240 Jahren herrschte Frieden in der Föderation. Es war ein gleicher Frieden. Jeder Nation stand frei, sich den Streitkräften der Föderation anzuschließen. Es gab sogar Zuschüsse zum Werftbau. Die Zeiten, in denen wir andere besiedelte Systeme unterdrückt haben, sind vorbei. Bei uns zu Hause hungert schon lange niemand mehr. Jeder Mensch mit terranischem Pass, ganz egal, ob Mann, Frau oder Kind, ist freier und deshalb vermutlich auch glücklicher als ein hiesiger Bürger. Ihr habt es nur niemals herausfinden wollen, weil ihr euch in dieser Isolation verkriecht! Einer Isolation, in der das eigene Volk tagtäglich unterdrückt wird.“
„Dass ich nicht lache!“ Belian schnaubte abfällig. „Wir unterdrücken niemanden! Ihr hingegen…“
„Dir ist womöglich noch nie der Gedanke gekommen, dass du an eine Form von Propaganda glaubst, oder?“
„Nein. Ich glaube nur, dass du mir deine verkaufen willst!“
„Und was hätte ich davon, dich zu belügen? Ich dachte, wir seien Freunde! In all der Zeit hast du mich nie direkt nach Terra gefragt. Du hast versucht, Transitnavigation zu lernen, was ich dir jedoch mangels der richtigen Ausrüstung und Lehrbücher nicht beibringen konnte, und du hast auch alles über die unregulierten Sternsysteme um Nouvelle Espérance hören wollen. Nur wieso hast du dich nie nach der Welt erkundigt, von der ich stamme? Hattest du Angst davor?“ Traurigkeit sprach aus Jaskos Stimme.
„Nein! Ist dir denn nicht klar, wie prekär deine Lage auf Gut Auvergne ist? Hast du nicht gelegentlich mitbekommen, wie oft ich dich gegenüber meinem Vormund in Schutz nehme, bloß weil einer der Hausangestellten dich mal wieder angeschwärzt hat? Weißt du, was los wäre, wenn irgendwer mitbekäme, dass du von Terra erzählst? Du fändest dich schneller im Gefängnis wieder, als du bis zehn zählen kannst!“
Sein Freund nahm die Worte regungslos hin. „Ich bin keineswegs dumm oder zurückgeblieben. Ich weiß es. Nur sei du jetzt auch ganz ehrlich und frag dich selbst, warum ich wohl so schnell zurück im Gefängnis wäre. Du bist gleichfalls nicht blöd, also sag mir, was dahinter steckt.“
„Eigentlich könnten sie dich schon
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