Die neue Hoffnung der Föderation (Der Dezennienkrieg 1)
lassen. Natürlich gab es einen guten Grund, weshalb das Oberhaupt der Familie sich die Zeit nahm, ihn abzuholen. Es war eine gute Gelegenheit für ein kleines privates Gespräch.
„Ich glaube, ich werde nachher mit Flore ausreiten. Danke für den Vorschlag, Euer Ehren.“ Er versuchte, es heiter klingen zu lassen, aber die Aussage kam spät. Viel zu spät. Darüber hinaus war sie plump, und er wusste es.
Der Duc seufzte leise und verriet sich damit endgültig. „Mein Sohn, das meinst du nicht ernst. Du sagst es, weil du glaubst, dass ich es hören möchte.“
Jedes abstreitende Wort wäre eine ächtenswerte Lüge gewesen und hätte alles noch verschlimmert. Im Grunde wusste Belian längst, was der tiefere Sinn hinter diesem ‚zufälligen‘ Umweg zum Internat war. Er erschreckte ihn maßlos und ließ ihn hilflos zurück.
Er kam sich vor, als würde er ohne Aussicht auf Rettung im All treiben, wie es den ausgestiegenen Terranern in einem System namens Grenne gegangen war. Jenem Ort, an dem sie eine Schlacht gegen einen überlegenen Gegner, den Jasko wohl aus Geheimhaltungsgründen nie benannt hatte, gefochten und trotz des Gewinns doch auch verloren hatten. Kristian Jasko hatte ihm eines nachts davon erzählt, als die Träume wiedergekommen waren und der ausländische Gefangene deshalb verzweifelt das Verbot missachtet und das Gutshaus unaufgefordert betreten hatte. Auf der Treppe war der verstörte Mann gestürzt, und alle waren davon wach geworden. Die Duchesse hatte jedoch in Abwesenheit des Hausherrn keinen Tadel ausgesprochen. Das war einer der wenigen Momente gewesen, in denen sie wahre Klugheit und Größe bewiesen hatte.
„Möchtest du in zwei Wochen nach dem Ende der Halbjahresfreizeit auf die Anstalt zurückkehren?“
Diesmal reagierte er richtig, weil ein Teil von ihm es auch tatsächlich wollte. Der andere Teil, der um seines Freundes Jasko und seiner Schwester Louise willen auf Gut Auvergne bleiben wollte, wurde unterdrückt. „Ja! Ich möchte meine Ausbildung auf der Anstalt abschließen!“ Das kam sogar so heftig heraus, dass er erschrocken hinzufügte: „Pardon, Euer Ehren.“
Bloß nicht an die Trennung denken und schon gar nicht an Leute wie den Sohn des Duc de Tourennes, die ihm nach der langen Abwesenheit das Leben sauer machen würden.
„Ich verstehe.“ Sein Vormund hielt kurz inne und fuhr dann in entschlossenem Ton fort: „Nichtsdestotrotz werde ich deinem Wunsch nicht entsprechen können. Du wirst das Abschlusszertifikat auf genau dieselbe Weise erwerben wie dieses Zeugnis. Ich habe mit dem Direktor bereits alle notwendigen Absprachen getroffen, während ich auf dich gewartet habe.“
Dieses Mal konnte Belian nicht verhindern, dass sein Erschrecken sich in Form eines leisen Lautes äußerte. Es war so endgültig. ‚Ich bringe Schande über meine Familie!’
„Ich habe festgestellt, dass du auf diesem Weg mehr und besser lernst, Etienne. Falls deine Zeit es erlaubt, wirst du demnächst an den Wochenenden nach Dunoise reisen. Der Geschäftsführer wird damit beginnen, dich zu unterweisen.“
Es war verwunderlich, dass keinerlei Klirren zu hören war, wenn das eigene Leben endgültig in Scherben zersprang. „Ich verstehe, Euer Ehren.“
Der Duc lächelte wieder, aber diesmal sah es nicht ehrlich aus. „Es ist zur Vorbereitung. Irgendwann hättest du dich ohnehin mit dem Geschäft auseinandersetzen müssen. Ob nun in einem Jahr oder jetzt, welche Rolle spielt das schon?“
Irgendwie hatte Belian halbwegs erwartet, dass Gott einen Blitz vom Himmel schicken würde. Er hatte seinen Vormund erstmals lügen hören und schaute aus dem Fenster, um dessen Gesicht nicht länger sehen zu müssen. „Natürlich, Euer Ehren.“ Er kannte die Wahrheit, und auch der Duc war sich darüber klar, dass der abzusetzende Erstgeborene es wusste.
„Werdet Ihr dennoch eine Familienallianz mit mir knüpfen?“ Zur Vollendung seiner Schande würde gerade noch fehlen, dass man ihn aus dem Stammbaum der Familie tilgte. Als unfähig und unwürdig erachtete, wegen seiner großen Dummheit weiter dem Geschlecht der d‘Auvergnes anzugehören und eigene Nachkommen in die Welt zu setzen.
„Etienne, du bist mein Erstgeborener. Selbstverständlich wirst du heiraten und Kinder haben. Für dich ist nur das Beste gut genug…“ Natürlich war es eine neue Lüge, weshalb auch schon der vorsichtige Nachsatz kam: „… allerdings werden die Verhandlungen einige Zeit in Anspruch nehmen.“
Obwohl ein Teil
Weitere Kostenlose Bücher